Worms
Wann wir Gott lieb hetten ob allen dingen unnd
den nechsten als uns selb,187 so könde uns vil weni-
ger gelusten oder anfechten alles, das wider Gott
und den nechsten ist, dann uns gelustet oder anfich-
tet, das wir befinden wider unser leiblich gut, ehr
und leben sein.
dUn.: Diß gebott redet doch allein vom gelust des
nechsten hauß, wei- |Hvv| bes, habe und guts.
K.: Der gelust zu disen dingen ist der fürnemer
und aller bekantest, als der wider die liebe unnd alle
billigkeit ist. Aber hiebey verstehn wir, das alle böse
lüst und anfechtungen sünde und verdamlich
seind.d
U.: Warumb verbeut der Herr eben den lust, der
wider den nechsten ist?
K.: [Es wirt]e alles gesatz in der liebe des nech-
sten erfüllet und darinn werden wir zum willen Got-
tes außgemacht.188
i. Darzu so ist auch die verkerung unsers gelustes an
unserm nechsten baß zuerkennen, so wir befinden,
das uns gegen im gelustet, das wir nit wolten, das in
gegen uns gelustet.
ii. Diß Gebott gedenckt auch der begirden, die
wider das gut und die haabe des nechsten seind, und
erstlich wirt das hauß gemeldet, dann durch den na-
men hauß etwan das geschlecht, etwan die gantze
haußhaltung unnd vermögen verstanden wirt. Also
hats der Herr erstlich in gemein setzen wöllen und
darnach etliche fürneme stuck des selbigen erzelen.
Dann wir sollen des nechsten weder wenig noch vil,
groß noch kleins uns gelusten lassen, sonder im alles
guts günnnen.
U.: Wie sündiget man wider diß |Hvir| gebott?
K.: Erstlich mit der Erbsünd, welch da ist die
d-d Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 219.
e Hinzufügung in der Faksimile-Ausgabe.
f-f Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 219.
g-g Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 219.
187 Mt 22,37-39.
188 Mt 22,37-39.
189 Ps 51,7.
böse begird und lust, darinn wir empfangen und ge-
boren werden, Psalm li,189 Ephes ii,190 Gene vi,191
viii.192
U.: Wie mehr?
K.: Es folgend hierauß alle besondere böse gelüst
und verbunst193 gegen den dingen, so genennet seind
in erzelung dises gebotts.
Dann nit allein gelustet uns alles argen unnd für-
nemlich unsers nechsten haab und güter, sonder es
ist uns leid zu vilmalen, das unser nechster so ein
erbar weib hat, schöne seine kinder, wolgebawt
hauß etc. Darumb müssen wir uns alle miteinander
Sünder erkennen und bekennen.
fU.: Wie wiltu disem gebott des Herren nachkom-
men?
K.: Ich will mich meinem Herren Jesu begeben
und in bitten, er wölle mir seinen heiligen geist im-
mer mehren, auff das mich allein geluste, was im
wolgefellet, und erleide alles, was im mißfellt.f
Straff diser bösen Sünden und gelust, welch die Erb-
sünd genant, findet sich in heiliger geschrifft der
todt, kranckheiten, schmertzen, todtschlege, alles
unglück, damit die menschlich na- |Hviv| tur geplagt
wirt, auch des Satans tyranney, in welches gewalt
auß rechtem urteil Gottes unsere natur umb der
Sünden willen gefallen, unnd herschet uber die kin-
der des unglaubens, davon Gene. ii,194 Rom. v,195
vi.196 Darumb ruffe man Gott durch Christum, so
wirt uns geholffen.
gU.: Was sollen nun alle dise gebott bey dir schaffen?
K.: Das ich meine sünde erkenn und hasse, mich
Christo, unserm Herren, vertrawe und in immer bit-
190 Eph 2,1-3.
191 Gen 6,5.
192 Gen 8,21.
193 Misgunst, vgl. Grimm, DWb 25, S. 183.
194 Gen 2,17.
195 Röm 5,12.
196 Röm 6,23.
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Wann wir Gott lieb hetten ob allen dingen unnd
den nechsten als uns selb,187 so könde uns vil weni-
ger gelusten oder anfechten alles, das wider Gott
und den nechsten ist, dann uns gelustet oder anfich-
tet, das wir befinden wider unser leiblich gut, ehr
und leben sein.
dUn.: Diß gebott redet doch allein vom gelust des
nechsten hauß, wei- |Hvv| bes, habe und guts.
K.: Der gelust zu disen dingen ist der fürnemer
und aller bekantest, als der wider die liebe unnd alle
billigkeit ist. Aber hiebey verstehn wir, das alle böse
lüst und anfechtungen sünde und verdamlich
seind.d
U.: Warumb verbeut der Herr eben den lust, der
wider den nechsten ist?
K.: [Es wirt]e alles gesatz in der liebe des nech-
sten erfüllet und darinn werden wir zum willen Got-
tes außgemacht.188
i. Darzu so ist auch die verkerung unsers gelustes an
unserm nechsten baß zuerkennen, so wir befinden,
das uns gegen im gelustet, das wir nit wolten, das in
gegen uns gelustet.
ii. Diß Gebott gedenckt auch der begirden, die
wider das gut und die haabe des nechsten seind, und
erstlich wirt das hauß gemeldet, dann durch den na-
men hauß etwan das geschlecht, etwan die gantze
haußhaltung unnd vermögen verstanden wirt. Also
hats der Herr erstlich in gemein setzen wöllen und
darnach etliche fürneme stuck des selbigen erzelen.
Dann wir sollen des nechsten weder wenig noch vil,
groß noch kleins uns gelusten lassen, sonder im alles
guts günnnen.
U.: Wie sündiget man wider diß |Hvir| gebott?
K.: Erstlich mit der Erbsünd, welch da ist die
d-d Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 219.
e Hinzufügung in der Faksimile-Ausgabe.
f-f Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 219.
g-g Aus Bucer, Katechismus 1537, S. 219.
187 Mt 22,37-39.
188 Mt 22,37-39.
189 Ps 51,7.
böse begird und lust, darinn wir empfangen und ge-
boren werden, Psalm li,189 Ephes ii,190 Gene vi,191
viii.192
U.: Wie mehr?
K.: Es folgend hierauß alle besondere böse gelüst
und verbunst193 gegen den dingen, so genennet seind
in erzelung dises gebotts.
Dann nit allein gelustet uns alles argen unnd für-
nemlich unsers nechsten haab und güter, sonder es
ist uns leid zu vilmalen, das unser nechster so ein
erbar weib hat, schöne seine kinder, wolgebawt
hauß etc. Darumb müssen wir uns alle miteinander
Sünder erkennen und bekennen.
fU.: Wie wiltu disem gebott des Herren nachkom-
men?
K.: Ich will mich meinem Herren Jesu begeben
und in bitten, er wölle mir seinen heiligen geist im-
mer mehren, auff das mich allein geluste, was im
wolgefellet, und erleide alles, was im mißfellt.f
Straff diser bösen Sünden und gelust, welch die Erb-
sünd genant, findet sich in heiliger geschrifft der
todt, kranckheiten, schmertzen, todtschlege, alles
unglück, damit die menschlich na- |Hviv| tur geplagt
wirt, auch des Satans tyranney, in welches gewalt
auß rechtem urteil Gottes unsere natur umb der
Sünden willen gefallen, unnd herschet uber die kin-
der des unglaubens, davon Gene. ii,194 Rom. v,195
vi.196 Darumb ruffe man Gott durch Christum, so
wirt uns geholffen.
gU.: Was sollen nun alle dise gebott bey dir schaffen?
K.: Das ich meine sünde erkenn und hasse, mich
Christo, unserm Herren, vertrawe und in immer bit-
190 Eph 2,1-3.
191 Gen 6,5.
192 Gen 8,21.
193 Misgunst, vgl. Grimm, DWb 25, S. 183.
194 Gen 2,17.
195 Röm 5,12.
196 Röm 6,23.
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