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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0181
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4. Agendbüchlein 1560

prediget, die Heiligen Sacramenta nach der einsät-
zung Christi gehalten, Gott recht erkandt und ange-
ruffen wirdt,9 Welche dann gewißlich ein Bild und
gleichnuß sind der zukünfftigen, Ewigen versam-
lung im Himel, Da Gott alles inn allen sein
wirdt.10 |iiir | Und derhalb erstlich Gott, dem All-
mechtigen, für diese gnad und wolthat, das er ihme
für und für eine Kirch unter uns menschen samlet
und öffentliche, ehrliche versamlungen selbs erhelt,
täglich lob und danck sagen; Darnach auch ein jeder
für seine person insonderheit solche ehrliche und
Christliche öffentliche versamlungen lieben, ehren
und gern erhalten helffen [soll ], Wie dann der Kön-
igliche Prophet David uns durch sein exempel herr-
lich dartzu vermahnet, Psal. LXXXIIII und
CXXII, da er spricht: Wie lieblich sind deine woh-
nunge, Herr Zebaoth, Mein Seel verlanget und seh-
net sich nach den vorhöfen des Herrn, Wol denen,
die inn deinem hause wohnen, die dich loben
immerdar.11 Item: Ich frewe mich des, das mir ge-
redt ist, das wir ins hause des Herrn gehen und das
unsere füsse werden stehen inn deinen Thoren, Je-
rusalem etc.12
Dartzu gehöret nun nicht allein dieses, das man
vleissig inn die Kirchen komme, Gottes wort höre
und zu öffentlicher Administration der Sacramenten
sich finde, sondern das man auch daheimb vleissig
lese und studire, das jhenige, was inn der Predigt
und bey reichung der Sacramenten angehöret und
gesehen worden, repetire und betrachte und dann
die kinder und das gesinde im hause auch darinnen
unterrichte, dartzu auffziehe und mit ernst halte,
wie dann im alten Testament allenthalben gebotten
wirdt, das die Eltern und Herrn im volck Israel die
Zehen Gebott und Ceremonien, von Gott angeord-
net, nicht allein inn der gemeinen versamlung offt
anhören und selbs uben, sondern das sie dieselbigen
auch daheimb ihren kindern und gesinde vleissig
fürhalten, scherpffen und erkleren sollen.13 |iiiv |
d-d Fehlt 1582.
9 Vgl. CA 7, BSLK S. 61.
10 1Kor 15,28.
11 Ps 84,2f.

Derowegen und umb dieser ursachen willen, weil
ohne das das alte Agendbüchlein14 umb verseh-
rung15 willen widerumb vernewert werden müssen,
damit nun ein gemeine Burgerschafft allhie auch da-
heimb inn heusern unserer Kirchen Christliche ord-
nung und Ceremonien offt anschawen und dardurch
zu Gottsäliger erinnerung und liebe des Ministerii
und sonderlich des Heiligen Catechismi, so inn der
Kirchen und Schulen offentlich getrieben und geleh-
ret wirdt, möge gebracht und verursacht, auch inn
künfftigen zeiten alle perturbation und ergernussen
der Kirchen, so auß unnötigen und vielfeltigen end-
erungen oder newerungen entstehen mögen,
verhütet und abgestricket werden, So hat ein Ersa-
mer, Fürsichtiger und Weiser Rhat dieser des Hei-
ligen Reichs Freystadt Wormbs diß Agendbüchlein
inn Truck verfertigen lassen, zweiffels ohne, es wer-
de damit gemeiner Stadt, fürnemblich aber der
Christlichen Kirchen zu sonderm nutz und besse-
rung gedienet sein.
Es soll auch einen Erbaren Rhat niemandt dahin
verdencken, als ob Er hiemit andern wol angerich-
ten Kirchenordnungen fürzugreiffen oder einige sön-
derung dardurch zu suchen gemeinet sey, Sondern
das solch fürgenommen werck allein dahin bedacht
und gericht, die Kirchendienst und Ceremonien,
dwie sie biß anhero etlich jar inn der Christlichen
Kirchend allhie geübt und getrieben, inn irem lauff
und gang biß auff ein allgemeine Christliche ver-
gleichung ungeendert zu erhalten.
Der Allmechtige, Ewige und Barmhertzige Gott,
Vatter unsers Herrn Jhesu Christi, wölle umb seines
Sons willen dieses angefangen werck gnedig- |iiiir|
lich fürdern, und dartzu unsere hertzen mit seinem
Heiligen Geist allezeit regieren und stercken und
ihme inn dieser Stadt und gantzem Deutschen lande
zu seinem lob und ehren für und für eine Kirch sam-
len und erhalten. Amen.

12 Ps 122,1f.
13 Vgl. Dtn 6,7.
14 Wohl die Messordnung von 1524.
15 Abnutzung.

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