Worms
Wie es mit denen soll gehalten werden,
so zur Beicht kommen und die Absolution begeren.
Weil dreyerley leut sein, die zur Beicht kommen, Als
nemlich zum ersten feine, verstendige, Gottsförch-
tige und Christliche Alte Personen, denen es weder
am verstand noch am gewissen mangelt. Zum An-
dern Junge oder sonst einfeltige leutlein, die wol et-
was berichts von der Christlichen Lehre auß dem
Catechismo und der Predigt haben, Sein aber doch
entweder im grundt nit so gar gefasset, das sie inn
etlichen Artickln wol ein mißverstandt haben
mögen, oder ziehen ja die sachen nicht also zu hert-
zen und zu gemüt, als die notturfft erfordert, Da-
rumb sie wol weitter unterrichts und vermanens be-
dörffen. Und dann zum Dritten Etliche, die weder
verstandt noch gewissen haben und doch nicht gar
verrucht sind (wie man dann der viel findet, son-
derlich, so unter dem Babstumb aufferzogen und
erst zu Unser Kirchen gebracht werden), So solle inn
der unterricht diese unterschied gehalten werden.
| XVIIv|
Erstlich, Da solche Gottsförchtige und verstendige
Personen kommen, die für sich selbs ohne alle erin-
nerung des Kirchendieners sich für arme Sünder be-
kennen und trost auß Gottes Wort begeren, damit
sie der Sünden lose werden mögen, Dieselbigen mag
man ungefehrlich auff diese weise erinnern und
trösten.
Lieber Freundt, Es ist ja gewißlich war, wie ihr jetzt
von euch selbst bekennet habt, das wir layder alle
miteinander arme Sündige Menschen sindt und
nicht allein (wie David und Paulus von sich schrey-
en und klagen) inn Sünden entpfangen und geborn
sindt, und das inn unserm flaysch nichts guts woh-
net, also, das wir das gute, so wir gern wolten, nicht
verbringen können, und derwegen von Natur Kin-
der des Zorns und der Sünden seyen,57 Sondern auch
offt vom Teuffel und der Sünden also ubereylet wer-
den, das wir auch in Sünde wider das gewissen fal-
len, und das böse, das wir verstehen und nicht wöl-
57 Eph 2,3.
58 Röm 7,19.
len, gleichwol mit dem werck volbringen,58 dardurch
dann Gott, der der Sünden ernstlich feind ist, ge-
wißlich auch zu zorn und straffe beweget wirdt. Nun
sollen wir den zorn Gottes billich inn keinen weg
verachten, Sondern uns von hertzen darüber entset-
zen und ernstliche rewe und laid uber die sünde ha-
ben, Wir sollen aber dargegen widerumb seine Gna-
de, die Er uns im Evangelio durch den Munde seines
eingebornen Sonß hat lassen anbieten und verkün-
digen, |XVIIIr| auch nicht inn windt schlagen, Son-
dern uns von hertzen zu ihme bekehren, Gnad und
vergebung in Christo bey ihme suchen, welche er
uns dann reichlich und uberflüssig mittheilen will,
durch sein wort und Heylige Sacramenta, so wir nur
dieselbigen begern und mit glauben annehmen, Und
ist das an ihme selbs schon ein gut anzeigung und
gewisses zeichen einer sonderlichen Gnaden Gottes,
das ihr euch also für einen armen Sünder erkennet
und durch rew und laid zu ihme bekehret und ver-
gebung hoffet, Für welche Gnade ihr Gott, dem
Herrn, zudancken schuldig seidt, sintemal Er euch
inn ewren Sünden und der rew nicht gar lest ver-
zweiffeln, sondern lehret euch durch seinen Heyligen
Geist, bey seinem Evangelio umb seines Sons Jhesu
Christi willen trost und vergebung der Sünden su-
chen, Damit ihr aber solcher Gnaden desto gewisser
und sicherer sein möget, so will ich euch das wort
der Absolution mittheilen, dardurch euch die Gnade
Gottes, so sonst durch die offentliche Predigt des
Evangelii aller Welt in gemein verkündiget, jetzt
euch für ewer Person in sonderheit heimgetragen
und diese stund so volkommen gegeben und zuge-
eignet wirdt, als volkommen der verdienst unsers
Herrn Jhesu Christi, und so war sein befehl ist, Wel-
che Absolution ihr nicht anders achten und mit
glauben so vest annehmen und ergreiffen solt, als
wenn euch Gott durch eine sonderliche stimme von
Himel herab solche Gnad und vergebung ewrer Sün-
den zusaget, Nemlich etc. Ut infra in forma Abso-
lutionis.59 |XVIIIv|
Zum Andern, do aber junge oder sonst andere gute
leutlein kommen, die wol ihr bekentniß der Sünden
59 Siehe unten S. 175.
172
Wie es mit denen soll gehalten werden,
so zur Beicht kommen und die Absolution begeren.
Weil dreyerley leut sein, die zur Beicht kommen, Als
nemlich zum ersten feine, verstendige, Gottsförch-
tige und Christliche Alte Personen, denen es weder
am verstand noch am gewissen mangelt. Zum An-
dern Junge oder sonst einfeltige leutlein, die wol et-
was berichts von der Christlichen Lehre auß dem
Catechismo und der Predigt haben, Sein aber doch
entweder im grundt nit so gar gefasset, das sie inn
etlichen Artickln wol ein mißverstandt haben
mögen, oder ziehen ja die sachen nicht also zu hert-
zen und zu gemüt, als die notturfft erfordert, Da-
rumb sie wol weitter unterrichts und vermanens be-
dörffen. Und dann zum Dritten Etliche, die weder
verstandt noch gewissen haben und doch nicht gar
verrucht sind (wie man dann der viel findet, son-
derlich, so unter dem Babstumb aufferzogen und
erst zu Unser Kirchen gebracht werden), So solle inn
der unterricht diese unterschied gehalten werden.
| XVIIv|
Erstlich, Da solche Gottsförchtige und verstendige
Personen kommen, die für sich selbs ohne alle erin-
nerung des Kirchendieners sich für arme Sünder be-
kennen und trost auß Gottes Wort begeren, damit
sie der Sünden lose werden mögen, Dieselbigen mag
man ungefehrlich auff diese weise erinnern und
trösten.
Lieber Freundt, Es ist ja gewißlich war, wie ihr jetzt
von euch selbst bekennet habt, das wir layder alle
miteinander arme Sündige Menschen sindt und
nicht allein (wie David und Paulus von sich schrey-
en und klagen) inn Sünden entpfangen und geborn
sindt, und das inn unserm flaysch nichts guts woh-
net, also, das wir das gute, so wir gern wolten, nicht
verbringen können, und derwegen von Natur Kin-
der des Zorns und der Sünden seyen,57 Sondern auch
offt vom Teuffel und der Sünden also ubereylet wer-
den, das wir auch in Sünde wider das gewissen fal-
len, und das böse, das wir verstehen und nicht wöl-
57 Eph 2,3.
58 Röm 7,19.
len, gleichwol mit dem werck volbringen,58 dardurch
dann Gott, der der Sünden ernstlich feind ist, ge-
wißlich auch zu zorn und straffe beweget wirdt. Nun
sollen wir den zorn Gottes billich inn keinen weg
verachten, Sondern uns von hertzen darüber entset-
zen und ernstliche rewe und laid uber die sünde ha-
ben, Wir sollen aber dargegen widerumb seine Gna-
de, die Er uns im Evangelio durch den Munde seines
eingebornen Sonß hat lassen anbieten und verkün-
digen, |XVIIIr| auch nicht inn windt schlagen, Son-
dern uns von hertzen zu ihme bekehren, Gnad und
vergebung in Christo bey ihme suchen, welche er
uns dann reichlich und uberflüssig mittheilen will,
durch sein wort und Heylige Sacramenta, so wir nur
dieselbigen begern und mit glauben annehmen, Und
ist das an ihme selbs schon ein gut anzeigung und
gewisses zeichen einer sonderlichen Gnaden Gottes,
das ihr euch also für einen armen Sünder erkennet
und durch rew und laid zu ihme bekehret und ver-
gebung hoffet, Für welche Gnade ihr Gott, dem
Herrn, zudancken schuldig seidt, sintemal Er euch
inn ewren Sünden und der rew nicht gar lest ver-
zweiffeln, sondern lehret euch durch seinen Heyligen
Geist, bey seinem Evangelio umb seines Sons Jhesu
Christi willen trost und vergebung der Sünden su-
chen, Damit ihr aber solcher Gnaden desto gewisser
und sicherer sein möget, so will ich euch das wort
der Absolution mittheilen, dardurch euch die Gnade
Gottes, so sonst durch die offentliche Predigt des
Evangelii aller Welt in gemein verkündiget, jetzt
euch für ewer Person in sonderheit heimgetragen
und diese stund so volkommen gegeben und zuge-
eignet wirdt, als volkommen der verdienst unsers
Herrn Jhesu Christi, und so war sein befehl ist, Wel-
che Absolution ihr nicht anders achten und mit
glauben so vest annehmen und ergreiffen solt, als
wenn euch Gott durch eine sonderliche stimme von
Himel herab solche Gnad und vergebung ewrer Sün-
den zusaget, Nemlich etc. Ut infra in forma Abso-
lutionis.59 |XVIIIv|
Zum Andern, do aber junge oder sonst andere gute
leutlein kommen, die wol ihr bekentniß der Sünden
59 Siehe unten S. 175.
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