Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0211
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4. Agendbüchlein 1560

| LVr| Gottes unsers Herrn Jhesu Christi geprediget
und mit seinem tode und aufferstehung bezeuget,
des auffs aller gewissest und sicherst bist, das alle
deine Sünde von dir auff Christum, Ja nun auch von
Christo gantz und gar hinweg gethan und Ewig ver-
tilget sind und also vor Gottes angesicht gar kein
ursach des zorns und verdamnuß uber die Glaubigen
vorhanden, Sondern eitel gnad, trost, leben und
Säligkeit, Sintemal unser lieber Herr Gott dich nu
inn seinen augen hat, nicht als ein bösen verdamb-
ten Sünder, von Adam geborn, Sondern als ein gantz
gerechtes, heiliges, liebes Kind inn Christo, inn wel-
ches Gerechtigkeit und leben du so gewißlich leben
und Sälig sein solt, so fern du es glaubest, ewigklich
als gewiß und warhafftig Er, der Herr Chri- |LVv|
stus, nicht inn seinen eigen, sondern inn deinen Sün-
den Gottes zorn getragen hat und für dich gestorben
ist, So sihe nu und tröste dich solcher gnaden und
wisse, das die Sünde, Gottes gericht, der Tode und
die Helle gar nichts mehr mit dir zu schaffen haben,
Sondern Christus, das einige Lamb Gottes, tregt
sie,157 der sie auff sich genommen, ja nicht allein auff
sich genommen, Sondern auch durch sich selbs uber-
wunden und ewig getilget hat, Derhalb du dich
durch und inn demselben deinem Herrn Jhesu
Christo, aller gnaden, trosts, heils und säligkeit zu
Gott dem Vatter solt versehen und inn solcher tröst-
licher zuversicht inn seinen gnedigen Vätterlichen
willen ergeben, auch allen deinen feinden, verfolgern
und wer dich jemals beleidiget hat umb Gottes wil-
len, von hertzen | LVIr | verzeihen und vergeben und
darauff mit frölichem unbeschwerten gewissen sa-
gen: Der Herr ist mein liecht, für wem solt ich mich
förchten;158 Mein Vatter im Himel, Dein will ge-
schehe,159 Inn Deine hende Befehle ich meinen
Geist,160 Amen.
Nach dieser ermahnung frage er den Krancken wi-
der, Ob er sich dieser jetzt geschehenen ermahnung
auch wölle halten, Item, ob er kein weitter be-
schwerde oder anligen habe, darinn er ferners rhats,

trosts oder unterrichts bedurffe, Item, ob er auch
allen menschen, die ihne beleidiget, verzeihen und
vergeben wölle, und verneme darauff sein klare
deutliche antwort. Wo nun inn diesem allen kein
mangel erscheinet, so höre Er seine Beichte oder, da
er nicht geschickt ist, spreche er ihme die offene
Beicht sampt der Absolution für, wie volget.
Dieweil ihr dann nun aller ander anfechtung und
beschwerden frey seit, So demütiget ferner ewr hertz
gegen Gott dem Allmechtigen Barmhertzigen Vat-
ter, bekennet ihm ewre sün- |LVIv| de, bittet umb
vergebung im namen Christi und sprecht mir nach
mit hertzlichem begern.
Offene Beicht.
Ich armer, Sündiger mensch bekenne für Dir, O All-
mechtiger Gott, meinem Schöpffer und Erlöser, das
ich gesündiget hab, nicht allein mit gedancken, wor-
ten und wercken, Sondern auch das ich von Natur
sündig und unrein bin, inn Sünden entpfangen und
geborn, Ich hab aber zuflucht zu deiner grundtlosen
barmhertzigkeit, suche und begere gnad umb des
Herrn Jhesu Christi willen, Herr sey gnedig mir Ar-
men Sünder.
Absolutio.
Der Almechtig barmhertzig Gott hat sich dein er-
barmet und vergibt dir warhafftigklich alle deine
Sünde, | LVIIr | umb seines lieben Sons willen, den Er
für uns hat inn Tode gegeben und hat durch ihn
macht gegeben, Kinder Gottes zu werden, allen die
an seinen namen glauben, Und Ich, als ein veror-
denter Diener der Christlichen Kirchen, Verkündige
dir auß befehl unsers Herrn Jhesu Christi solche ver-
gebung aller deiner Sünden, Im namen Gottes, des
Vatters und des Sons und des Heiligen Geistes,
Amen.

157 Joh 1,29. 159 Lk 22,42.
158 Ps 27,1. 160 Lk 23,46.

191
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften