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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0246
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Leiningen-Westerburg

III. Wie es sol gehalten werden mit der predig
der heylsamen Christlichen KinderLehr
oder Catechismi.
Dieweil der Catechismus ein richtig und schön Com-
pendium oder kurtzer außzug und begriff ist der
Heiligen Schrifft, so wöllen Wir ernstlich, daß die
Kirchendiener die KinderLehr fleissig, trewlich und
ohnnachleßlich am Sontag von zwölff uhren an biß
auff ein uhr predigen unnd halten, auch mit glei-
chem fleiß unnd ernst von den Pfarr Kindern, jung
und alten, ersucht und gelernt werde.
Und damit solch Heilig werck einen bessern für-
gang haben möchte, so gebieten Wir Unsern Schult-
heisen eines jeden Orts, daß sie gentzlich alles ab-
schaffen, was solche predig des Catechismi verhin-
dern möchte, als Spilen, Tantzen, Sauffen und
Schwelgen in den Wirtsheusern, das müssig stehn
und schwetzen auff der Gassen und vor der Kirchen,
bey peen Unserer ernstlichen straff. |A3v|
IIII. Wie es sol mit der Wochen predig
gehalten werden.
Weil man ubrige zeit genugsam hat, wo man die an-
derst recht anlegen wil in der wochen, die zeitliche
narung und das teglich Brot zusuchen, sol alle wo-
chen auff den Freytag in einem jeden Flecken oder
Dorff ein predig geschehen, darzu zum wenigsten
auß einem jeden hauß ein Person in der Kirchen er-
scheinen sol, bey peen anderthalb albos, abzuneh-
men einem jeden Haußvatter.
V. Wie mans halten sol mit denen,
so Gottes Namen lestern.
Weil alle menschen iren Gott und lieben Vatter im
Himmel umb der unaußsprechlichen gutthaten wil-
len, damit er uns reichlich uberschüttet hat, loben,
ehren und seinen Heiligen Namen nicht unnützlich
zuführen schuldig sindt unnd aber der leidige Teuf-
fel, |A4r| wölcher wie ein brüllender Löw herumb
geht und suchet, wen er verschlinge,3 vieler Gottlo-

3 1Petr 5,8.

sen menschen hertzen dermassen eingenommen und
besessen hat, daß inen ir Gottslesterlichs maul nicht
ein mal kan auffgehn, sie fluchen denn Gott und
seinem lieben Son, wölches ein verdamlich laster ist.
Damit Wir Gott aber seine Ehr helffen retten
(wie Wir uns dann darzu schuldig erkennen) unnd
der straff, so Gott einem unfleissigen Regenten trou-
wet,4 entfliehen mögen, So gebieten Wir mit höch-
stem ernst, daß hinfort bey Unsern Unterthanen in
allen Orten das Fluchen, Schweren, Gottslestern al-
ler ding bey vermeidung Unserer höchsten ungnad
und straff gentzlich abgeschafft und unterlassen
werde.
Damit man aber Unsern grossen unnd hertzli-
chen ernst wider das schröcklich und Teuffelisch las-
ter der Gottslesterung spüre, So gebieten Wir Un-
sern Schultheisen, daß sie Uns solche Ubertretter
und Gottslesterer gefencklich uberschicken. So wöl-
len Wir Uns gegen ihnen also erzeigen, daß sie ernst-
lichen Unsere straff sollen entpfinden und daß auch
andere durch Unsere solche ernstliche straff von der
gleichen greuwlichen lastern und sünden abgehalten
werden. |A4v|
VI. Von erwölung der Censorn und
wie sich dieselben halten sollen.
Es sollen in Unserer gantzen Graveschafft durch
den Schultheisen inn beysein des Pfarherrs eines je-
den Orts drey oder vier Gottsförchtigen Männern
erwölet unnd bey ihren treuwen, damit sie Gott
unnd der Obrigkeit verpflicht sein, durch den
Schultheisen angenommen werden, derer ampt diß
sein sol: Daß sie samptlich mit höchstem fleiß ein
auffmerckens haben, daß das Volck fleissig inn die
Kirchen zum wort Gottes gehe unnd alles anderß
das, was Wir inn Unserer Pollicey Ordnung und
Kirchen zucht geordnet haben, unverprüchlich ge-
halten werde; und sollen die uberfahrende Personen
inn allen Artickeln, einen wie den andern, dem
Schultheisen durch diese Censorn angezeigt werden,
Wölcher als dann die obgesetzte straff ihnen auff-
erlegen sol; und damit nun den Personen und Cen-

4 Jer 23,1-4; Ez 34,1-9.

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