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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0253
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3. Kirchenordnung 1566

und erfunden, daher dann vilfaltige irthumb er-
wachsen, auch vil frummer Christen hertzlich be-
trübt und geergert worden seind, wölche doch, Gott
lob, mit gewissen unnd gründtlichen zeugnussen der
Heiligen Schrifft verworffen und widerlegt, darge-
gen die rechte, reine, heilsame Christliche Lehr an-

gezeigt, So wöllen und erfordern wir, daß alle Pre-
diger, Pfarherr und Kirchendiener in unser Graff-
und Herrschafften ihre Lehr und Kirchenhandlung
nach innhalt, anweisung unnd erklerung gelegtes
grundts unnd angezogener Augspurgischen Confes-
sion verrichten und volziehen. |3v|

Von der Heiligen Tauffe.

Nach dem der Son Gottes, Unser einiger Heylandt,
nach seiner aufferstehung von den todten seinen lie-
ben jüngern das heilig Göttlich wort allen Völckern
für zutragen unnd zupredigen, Matthei am letzten,
außgesandt hat, gibt er ihnen auch diesen Befelch,
daß sie alle Völcker sollen tauffen Im namen des
Vatters, des Sons und des heiligen Geistes;13 macht
auch die heilige Tauffe so nötig, daß er spricht Mar-
ci am letzten: Wer da glaubt und getaufft würt, der
würt selig, Wer aber nicht glaubt, würt verdampt
werden.14
Auß dieser, des Herren Christi selbst eigener einsat-
zung des heiligen Tauffs ist gewiß, daß der heilige
Tauff nicht für ein bKinderspiel, son- |4r | der für den
hochwichtigsten, trefflichsten werckzeug einen, dar-
durch der heilige Geist inn uns krefftig unnd thetig,
gehalten würt; nach dem der Tauff durch Johannem
auß Gottes beruff angefangen, hat der Son Gottes,
unser Herr Jesus Christus, denen bestetigt, inn der
Kirchen für und für biß zu ende der Welt zuhalten
und zubrauchen, befolhen.
Und dieweil Sanct Paulus bezeugt, daß wir mit
Christo inn den todt durch den Tauff begraben, auff
daß gleich, wie Christus ist aufferstanden von den
todten durch die herrligkeit des Vatters, also sollen
auch wir in einem newen leben wandlen, daß auch
die, so getaufft werden, Christum anziehen.15
Und daß der Tauff sey ein bad der Widergeburt,
der reinigung, der ernewerung des heiligen Gei-
stes,16 so kan man sich wol darauß erinnern, daß er
b Von hier bis Fußnote c S. 234 aus KO Pfalz-Neuburg
1554.
13 Mt 28,18-20.

sey ein Göttliche Ceremonia und heilig Sacrament,
dadurch wir unsers beruffs zur kindtschafft Gottes
vergwist und inn die Posseß der ewigen Himlischen
güter eingesetzt werden. Dann wiewol nicht alle, so
getaufft, die ewige seligkeit ererben, so geschicht
doch dasselbige nicht auß mangel des Tauffs und
beruffs Gottes, sonder auß mangel deren, so sich des
Tauffs nit mit rechtem vertrawen in den Herrn
Christum durch sein Evangelion gebrauchen.
Darumb, nach dem soviel an dem Christlichen
Tauff gelegen, daß wir uns sein in den aller grösten
und höchsten anfechtungen, fürnemlich von der ewi-
gen fürsehung Gottes, behelffen und trösten mögen
und sollen, so ist kein mühe zu sparen, damit er
Christlich gehalten, außgetheilt und entpfangen
werde.
Unnd anfenglich sol der Widertauffer irthumb, so
den jungen unnd unmündigen kindern den Tauff ab-
schlagen, gentzlich verworffen sein, sonder die kin-
|4v| der, als die nit der geringste theil Gottes Volcks
sein, sollen vermöge Göttlichs worts und ordnung
getaufft werden.
Vor zeiten inn der alten Kirchen waren nur zwo zeit
im jar, nemlich Ostern und Pfingsten, zutauffen ver-
ordnet, umb dieser ursachen willen, daß man die je-
nigen, so noch nicht Christen gewesen, zuvor unnd
ehe man inen die Tauff mittheilte, in hauptstücken
Christlicher Lehr hat gründtlich unterweisen und
unterrichten mögen, jedoch nach dem der Son Got-
14 Mk 16,16.
15 Röm 6,4.
16 Tit 3,5.

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