Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0254
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Leiningen-Westerburg

tes und seine Apostel kein sonderliche zeit hierinnen
bestimpt, sonder der Kirchen ire freyheit gelassen,
auch vil kinder irer schwachheit halben die obbe-
stimpte zeit nicht erreichen möchten, So wöllen wir
auß diesen und andern hochwichtigen ursachen, daß
die kinder zu jeder gepürlicher zeit, so es von irent
wegen ordenlich begert, getaufft werden. Jedoch
achten wir es für nützlicher, daß die kinder ausser-
halb der not irer schwachheit nicht zur zeit, da kein
kirchen versamlung vorhanden, sonder auff den
Sontag, andere Feyertag oder auff den Wercktag, da
predig gehalten und ein menge des Volcks in der
Kirchen versamlet, zu tauffen fürgetragen werden,
damit meniglich nit allein des gebrauchs und nut-
zung des Taufes erinnert, sonder Gottes namen uber
das kind anzuruffen und dem kind umb ein rechten
Christlichen glauben, der im zu rechter entpfahung
des Tauffs und zur seligkeit nötig, zubitten, ermah-
net und bewegt werde.
Wir wöllen auch hiemit niemand gestattet haben,
daß er seines kinds tauff auß verachtung gefehrli-
cher weise und irriger unChristlicher meinung in die
lenge verziehe, dann wo solches geschehe, gedencken
wir dasselbig nach gelegenheit des handels ernstlich
zustraffen.
Demnach sol auch fürnemlich hierinnen bedacht |5r|
werden, daß die substantz oder das wesentliche
stuck eines Rechten Christlichen tauffs nicht an der
menge unnd vile der Ceremonien, so vor dieser zeit
bey der tauffe im brauch gewesen, sondern fürnem-
lich an dem gelegen sey, daß der tauffe gereicht in
dem namen Gottes, des Vatters, des Sons und heili-
gen Geistes werde. Darumb alle Lectiones, vermah-
nung und Gebett bey dem tauff dahin gerichtet wer-
den sollen, das dieses wesentlich stuck recht ver-
standen unnd gebraucht werde.
Daß aber das kind im tauffen inn- oder außgewik-
kelt, ein oder drey mall begossen, in das wasser ein-
getaucht oder mit wasser besprengt werde, ist an im
c Von Fußnote b S. 233 bis hierher aus KO Pfalz-Neuburg.
d Von hier bis Fußnote e S. 237 aus KO Pfalz-Neuburg
1554.

selbst mittelmessig. Jedoch weil inn der kirchen al-
les ordenlich unnd zur besserung geschehen soll, ha-
ben wir vor nutzlich bedacht, daß die kindlein auß-
gewickelt, doch allerley gefahr zu verhüten, nit gar
ins wasser getaucht, sonder mit dem wasser also
nackent begossen werden, es were dann sach, daß
das kind so schwach, daß es den lufft oder kelte
nicht wol leiden möchte, als dann mag es eingewik-
kelt wol getaufft werden.
Es sollen auch Christliche eltern zu diesem heiligen
göttlichen Sacrament zu Pettern17 oder gevattern
auffrichtige, Christliche leute, die eines erbaren
unnd tugentsamen wandels unnd nicht, die inn of-
fentlichen lastern unnd unbußfertigem leben ver-
hafft seindt, erfordern unnd erbetten.c Dann ob wol
der heilig tauff durch ein gottlosen bösen menschen
nit entheiligt wirt, dennoch, damit der heilige tauff
durch der gevattern unerbarkeit nit geunehret unnd
geschendt werde, so soll kein kirchendiener zu ge-
vattern zulassen, die mit offentlichen lastern, wie ist
hurerey, ehebruch, trunckenheit, mordt, diebstall
etc., befleckt seind. |5v|
Unnd dieweil an vielen orten unser Graff- unnd Her-
schafft dieser brauch gewesen, daß des kinds vatter
nicht selbst Personlich, sondern durch die hebamme
hat lassen gevattern erbitten, So wöllen wir diesen
brauch hiemit allerding abgestellt und dem vatter
ufferlegt haben, daß er nit allein den gevattern
selbst ersuche unnd bitte, sondern auch ehe unnd
zuvor er die gevattern ersucht, selbst seinen Pfar-
herr mit anzeigung der Personen, so er zu diesem
werck haben will, umb die tauff bitte.
dUnnd soll hieruff nachfolgende ordnung in verrich-
tung deß Sacraments des heiligen tauffs gehalten
werden.
Erstlich frage der Kirchendiener, wie mann das kind
nennen wöll? und ob es jahetaufft sey? So es nun
nicht jahetaufft ist, so spreche er also:
17 Paten.

234
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften