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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0298
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Leiningen-Hardenburg

Sovil aber der heyligen apostel tag anbelangt, die
sollen vormittag mit verkhundigung gottliches
worts gehalten und gefeirt werden, aber nach vol-
endter predig mag ein jeder in sein arbait dretten.
Uff den grüenen donerstag und karfreytag soll vor-
und nachmittag die histori vom nachtmal, leyden
und sterben unsers herrn Jesu Cristi gepredigt wer-
den, soll ein jeder mit seiner arbait insteen. Aber
nach volenndter predig mag jeder an sein arbait
gehn ausserthalb deren, die deß hern nachtmal uff
demselbigen tag empfangen haben.
Item, uff den Son- und festagen soll kain kremer
handtirer, es seien inhaymische oder frembde, und
insonderhait under der predig, wann man gottes
wort verkhundiget, ire kram öffnen oder fail haben
bey straff, ausserhalb was essen, speiß und dranck
ist, hierinnen nit gemeint. Jedoch soll kain wirt und
gasthalter under der predig kainem gemainßman
noch dinstpotten alhie weder essen oder drincken
geben bei straff eines halben dalers.
Item, wahn jemand von jung und alten, es seien ge-
meinßleuth, dinstpotten oder andere, under der pre-
dig gottliches worts in den wirtsheusern, uff der gas-
sen oder sunsten hin und wider in den winckeln be-
dretten und gefunden werden, das sie fressen, sauf-
fen, spielen, schwetzen oder andere leichtfertigkait-
ten dreyben, die sollen durch die verordnete uff-
mercker angezaigt und ein jeder | nach gestalt der
sachen gestrafft und solliche buessen armen leuthen
außgespendet werden.
Item, es ist auch ain sonderliche person verordnet,
die under der predig mit aynem almusen secklein
umbgeen würt. Wollicher nuhn auß cristlicher lieb
und andacht den armen notturfftigen etwas steuren
will, das steet zu aines jeden gelegenhait; sollich gelt
solle anderst nit als an die haußarme alhie verwen-
det und außgethailt werden.
Man wirt auch hinfuro alle Sambstag und an den
hohen festagen am abent zuvor ein vesper, deßglei-
chen uff den Mitwoch durchs jar hieraus deß mor-
gens vor mittag ein wochenpredig halten, gottes

wort lehren und predigen. Derwegen sollen guet-
hertzige Cristen ir hail und wolfart, der seelen selig-
kait nicht in windt schlagen, sondern sich zum al-
lerwenigsten auß jedem hauß ein person, wann man
mit den glocken zusamen leuthen wirt, in die kir-
chen verfuegen, auch ire kinder und dinstgesindt
darzu vermanen und anhalten.
Und dieweil an dem Catechismo oder kinderlehr
hoch und vil gelegen, das nit allein die alten densel-
ben wissen und versteen, sondern auch die kinder
und dinstpotten denselben zu lernen mit allem ernst
angehalten werden sollen, so ist dise notwendige fur-
sehung gescheen, das man alle sontag vor oder nach
gehaltener mittagspredig die kinderlehr in der kir-
chen alhie halten wirt. Derohalben soll ein jeder
haußvatter und haußmuetter ire kinder, auch
knecht und megdt, vleissig zu dem Catechismo
schicken, das sie denselben recht fassen und lernen
mögen. Dann wöllicher die stuck und artickel deß
cristlichen glaubens unsern kirchendienern nit reci-
tiren oder erzelen kan, der- oder dieselben sollen, so
lang und vil sie es nit lehren, zu dem tisch oder
nachtmal deß herrn nit zugelassen werden. |
Als auch biß anhero ein grosse unordnung in unserer
kirchen alhie zu hochzeitlichen tagen mit einseg-
nung der eheleuth und kindertauff eingerissen, das
uber der kirchendiener vermanen und verwarnen
kain zucht oder gehorsam gehalten werden will, so
gebieten und bevelhen wir allen unsern angehorigen,
underthanen, jungen und alten: Wann zway ver-
sprochene eheleuth ordenlicher weiß uff der Cant-
zeln zum dritten mal außgerueffen sein und iren
kirchgang alhie zu Dorckhem halten wollen, sollett
der hochzeitter solliches unserm pfarher oder caplan
drei oder zum wenigsten zween tag zuvor anzaigen,
sich darnach haben zu gerichten.
Ferners sollen auch die neue eheleuth, wann sie zue
irem hochzeitlichen ehrentag laden lassen, dise fur-
sehung thuen, das sie sommers und winters zeitten
zue dem allerlengsten umb neun auren vor mittag in
der pfarkirchen sein. Aldo wirt von dem ehestandt
oder sunsten auß gottlicher schrifft ein kurtze ver-
manung und predig gescheen und darauff die ehe-

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