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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0322
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Leiningen-Hardenburg

9d. Visitationsordnungs
18. März 1609
[I.] Instruction,
wie und welcher gestaltt die visitatores die angestelltte visitation verrichten sollen,
1609

Erstlich sollen sie sich in alle ämpter, auch zu allen
unnd jeden pfarrern underschiedlich verfügen, zu-
vorderst jedes orts pfarherrn fur sich erfordern,
ihme ihren habenden bevelch eröffnen, auch bey sei-
nen pflichten, damit er unß, der herrschafft, ver-
wandt und beygethan, erinnern unndt befragen zu-
vorderst, wo er gestudirt, was er für praeceptores
gehabt? Wo er ordinirt, was alters er sey? Wie lanng
er bey dießer pfarr, auch wo er zuvor in kirchen-
unndt schuldiensten gewest, wie oder von wem er
dahien praesentirt unnd verordnet? Folgendts ihnen
mit allem vleiß examiniren, wie er in doctrina chri-
stianae religionis fundirt, ob er in allen unndt jeden
punctenn sincerus oder ob er einiger irrigen opinion
verwanth unnd zugethan? Sich beneben bey |45v|
ihme erkundigen, was seine privata studia seyen,
wie weit er in quotidiana lectione sacrosanctae
scripturae unndt ander theologischen schrifftenn
kommen, was er für authores zu lesen gewohnt.
Deßgleichen sollen sie die concepta seiner pre-
digten erfordern unndt einsehen, auch nach gelegen-
heitt, wie sie eines oder das ander befinden, ihne
vermahnen, auch gutte information unndt under-
weyßung, wie eines oder das andere zu verbeßern, zu
geben nicht underlaßenn.
Demnach unnd furs ander sollen sie, die visitatores,
vonn ihme underschiedlich vernemmen, wie er es in
allem mit seinen ambts verrichtungen inn- und au-

s Textvorlage (Handschrift): LkA Speyer 60/23 fol. 45r—
73r (Teil I und II) = Vorlage. Teil I mit einer identischen
Dublette (LkA Speyer 60/23 fol. 36r-44r) = Dublette
Speyer. Außerdem in Speyer vorhanden ein Entwurf da-
zu, darin Teil I stark abweichend, Teil II sehr ähnlich
(LkA Speyer 60/23 fol. 92r-106r) = Entwurf; Varianten
im Entwurf ohne Bedeutungsänderung (z.B. andere Zäh-

ßerhalb der kirchen pfleg zu halttenn? Was er an
sonn- unndt feyertagen vor unndt nach mittag pre-
dige, |46r| was er in der wochen an gewohnlichen pre-
digoder bettagen vorhabe? Ob er jedesmahls ahn
sonn- und feyerabendenn vesper halte? Wie weit er
in verlesung der capitull heyliger schrifft gelangt?
Ob er in allem deren des endts gebreuchlichen
christlichen kirchenordnung8 mit administration der
hochwürdigen sacramenten und in allen andern kir-
chenn actibus getreuwlich nachkommen? Wann und
wie offt er des jars sacram coenam zu administriren,
auch ob er mit allen und jeden confitenten privatam
absolutionem zuhalten pflege? Deßgleichen wie es
mitt der litaney, besuchung der krancken, begreb-
nußen, leichpredigtenn, hochzeitten unnd derglei-
chen gehalten werde?
Zum dritten sollen sie bei ihme erkundigung einzie-
hen, ob und wie die ober- und under- |46v| ambtleuth
der christlichen gemein mit besuchung der predigten
und gebrauch der hochwürdigen sacramenten ein
gutt exempel geben? Auch ob sonsten ihrer ambts
verrichtung halben nicht klage oder mangell er-
scheine? Folgends ob die gemeind die predigten
göttliches wortts und die hochwürdigen sacramenta
gebürliches weiß besuchen? Ob unnd wie die jugendt
in der kinderlehr und catechismi exercitio inn unnd
außer der kirchen underwießenn werden.

lung der Fragen, Wortumstellungen, Gebrauch von Syn-
onymen etc.) werden nicht nachgewiesen. Zu Teil II au-
ßerdem eine Dublette im FLA Amorbach A 6/27/3
fol. 24r-38r = Dublette Amorbach.

Zur Frage einer hardenburgischen Kirchenordnung vgl.
Einleitung, S. 217.

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