Sayn
2. Protokoll des Konsistoriums
15. Januar 1573a
Den 15. Januarii anno etc. [15]73 sind zu Hachen-
burg beisamen in der Ca[n]zlei gewesen: h[err] Mi-
chael Jacobinus, superintendens, pastor zur Kir-
chen, M[agister] Adamus Herdorf, pastor von
Schoenenberg, beneben Christiano Fischbach4 und
mit M. Moller5 zu tractiren, wie ein gutte pollicei in
denen kirchen zu Gottes ehr und der underthanen
heyl werde angestelle[t].
Wie die kirchendiener anzuhalten zu irem ampt und beruff.
Nachdem man befunden, das die groß, schwer un-
richtigkeiten, so dieser zeitt in den kirchen befunden
werden, durch ungeschicklicheitt und unfleiß und
schwacheitt der kirchendienere entstanden, die irem
ampt und beruff mit dem vleiß und trew, als sich ine
gebürt, nit vorgestanden noch denen pfarkindern ire
sunde und wie sie den zorn gottes versunen, abbit-
ten und zeitlich und ewig heyl erwerben sollen, zu
erkhennen gegeben, dardurch ein unordentlich we-
sen allenthalben ervolgt und der gerechte zorn Got-
tes je lenger und mehr uber uns gereyzet und ge-
heuffet, |172v| also ist fur ein hohe unvermeidliche
notturfft angesehen, daruff auch heilsamlichen ab-
geredt und beschlossen:
Das anfenglich, beneben etzlichen u[nsers] gn[ädi-
gen] herren dieneren, gewiß personen, uß denen
geystlichen benampt, verordnet, welche alsobald
unnd unverzuglich alle und jede kirchendiener un-
derschiedlichen fur sich erfordern, sie mit allem
ernst und vleiß examiniren, ire lehr, leben und sitten
inquiriren [und] erkundigen, [ob] die wol qualificirt
und geschickt, das arme volck mit dem wortt Gottes
etc. zu weyden, befunden zu gedulden und ine ganz
ernstlich bei unnachleßlicher straff und enttsetzung
ires diensts innzubinden, seinem kirspels volck nach
gelegenheitt itzt benembter zeitt ire sunde und den
a Textvorlage (Handschrift): HStA Wiesbaden 340-1605a
fol. 172r-173v.
b Unleserlich.
4 Christian Fischbach, Kanzleisekretär 1570-1600, vgl.
Gensicke, Landesgeschichte, S. 525.
gerechten zorn Gottes in allen iren predigen, deren
materi es ettwas geben kan, verkhundigen und also
die bußpredigen mitt allem ernst und einem sonder-
lichen eifer und bewegnuß treiben, sie in erkanthnuß
irer sunde, abbittung der straff derselben und bes-
serung ires lebens vermahnnen und in [...]b in denen
wochenpredigen sonderliche materien uß denen pro-
pheten, so hierzu |173r| am bequemesten wie auch
durch den hern superintendenten und die ime zuge-
ordneten ministros ine sonderlich furgeschlagen, fur
die handt nehmen.
Darbeneben alle wochen des freittags die litanei mit
vleiß und andacht halten und das volck vermahnen,
vor endung derselben und des gemeinen gebetts uß
der kirchen nit ze weichen, wie dan darzu er, der her
superintendens, mit zuthun der andern geystlichen
ein gemein gebett, uff itzige zeitt und umbfal gerich-
tet, so kurtz als muglich verfaßen und einem jeden
kirchendiener deßen exemplar inn seinen ort, alle-
wegen nach geendten predigen mitt dem volck zu
Gott zu thun, zustellen.
Weill auch die wochenpredigen im ampt Freußburg
uß besondern bewegenden ursachen, bevorab umb
der communicanten willen, uff einen sonabentt an-
gestelt und also ordentlich gehalten werden, darus
5 Martin Moller aus Oppenheim, 1563 Kanzleisekretär,
1577 gräflicher Rat, 1582 Amtmann von Hachenburg,
gest. nach 1605, vgl. Gensicke, Landesgeschichte,
S. 524f., 527.
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2. Protokoll des Konsistoriums
15. Januar 1573a
Den 15. Januarii anno etc. [15]73 sind zu Hachen-
burg beisamen in der Ca[n]zlei gewesen: h[err] Mi-
chael Jacobinus, superintendens, pastor zur Kir-
chen, M[agister] Adamus Herdorf, pastor von
Schoenenberg, beneben Christiano Fischbach4 und
mit M. Moller5 zu tractiren, wie ein gutte pollicei in
denen kirchen zu Gottes ehr und der underthanen
heyl werde angestelle[t].
Wie die kirchendiener anzuhalten zu irem ampt und beruff.
Nachdem man befunden, das die groß, schwer un-
richtigkeiten, so dieser zeitt in den kirchen befunden
werden, durch ungeschicklicheitt und unfleiß und
schwacheitt der kirchendienere entstanden, die irem
ampt und beruff mit dem vleiß und trew, als sich ine
gebürt, nit vorgestanden noch denen pfarkindern ire
sunde und wie sie den zorn gottes versunen, abbit-
ten und zeitlich und ewig heyl erwerben sollen, zu
erkhennen gegeben, dardurch ein unordentlich we-
sen allenthalben ervolgt und der gerechte zorn Got-
tes je lenger und mehr uber uns gereyzet und ge-
heuffet, |172v| also ist fur ein hohe unvermeidliche
notturfft angesehen, daruff auch heilsamlichen ab-
geredt und beschlossen:
Das anfenglich, beneben etzlichen u[nsers] gn[ädi-
gen] herren dieneren, gewiß personen, uß denen
geystlichen benampt, verordnet, welche alsobald
unnd unverzuglich alle und jede kirchendiener un-
derschiedlichen fur sich erfordern, sie mit allem
ernst und vleiß examiniren, ire lehr, leben und sitten
inquiriren [und] erkundigen, [ob] die wol qualificirt
und geschickt, das arme volck mit dem wortt Gottes
etc. zu weyden, befunden zu gedulden und ine ganz
ernstlich bei unnachleßlicher straff und enttsetzung
ires diensts innzubinden, seinem kirspels volck nach
gelegenheitt itzt benembter zeitt ire sunde und den
a Textvorlage (Handschrift): HStA Wiesbaden 340-1605a
fol. 172r-173v.
b Unleserlich.
4 Christian Fischbach, Kanzleisekretär 1570-1600, vgl.
Gensicke, Landesgeschichte, S. 525.
gerechten zorn Gottes in allen iren predigen, deren
materi es ettwas geben kan, verkhundigen und also
die bußpredigen mitt allem ernst und einem sonder-
lichen eifer und bewegnuß treiben, sie in erkanthnuß
irer sunde, abbittung der straff derselben und bes-
serung ires lebens vermahnnen und in [...]b in denen
wochenpredigen sonderliche materien uß denen pro-
pheten, so hierzu |173r| am bequemesten wie auch
durch den hern superintendenten und die ime zuge-
ordneten ministros ine sonderlich furgeschlagen, fur
die handt nehmen.
Darbeneben alle wochen des freittags die litanei mit
vleiß und andacht halten und das volck vermahnen,
vor endung derselben und des gemeinen gebetts uß
der kirchen nit ze weichen, wie dan darzu er, der her
superintendens, mit zuthun der andern geystlichen
ein gemein gebett, uff itzige zeitt und umbfal gerich-
tet, so kurtz als muglich verfaßen und einem jeden
kirchendiener deßen exemplar inn seinen ort, alle-
wegen nach geendten predigen mitt dem volck zu
Gott zu thun, zustellen.
Weill auch die wochenpredigen im ampt Freußburg
uß besondern bewegenden ursachen, bevorab umb
der communicanten willen, uff einen sonabentt an-
gestelt und also ordentlich gehalten werden, darus
5 Martin Moller aus Oppenheim, 1563 Kanzleisekretär,
1577 gräflicher Rat, 1582 Amtmann von Hachenburg,
gest. nach 1605, vgl. Gensicke, Landesgeschichte,
S. 524f., 527.
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