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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0359
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4. Kirchenordnung 1574

Was aber delicta graviora, als criminalsachen, die
ein leibstraff uff sich hetten, betrifft, die wollen wir
uns von obrigkait wegen zu straffen hiemit vorbe-
halten haben, darumb auch unsere beampten eines
jeden orts macht haben sollen, nach denen pra[e]di-
canten, die dergleichen laster, so wie obstehet, straff
des lebens uff sich truegen, wurcklich belangen het-

ten, zu greiffen, die in unsere hafft zu bringen, die
sachen an uns gelangen zu laßen undt daruber be-
velchs undt bescheidts zu gewarten. Aber sonsten
inferioribus delictis soll keiner unserer beampten
macht haben, einigen praedicanten anzugreiffen
oder in hafften zu ziehen ohn unser, der landthern,
special bevelch.

Von annehmung und beurla[u]bung der predicanten.

Es soll auch hinfuro ein jeder predicant, der werde
gleich praesentiert von wem er wolle, ehe dan er
zum pfardienst gelaßen wirdt, zuvor durch unsern
superintendenten examinirt und anders nicht, den
so er gnugsam qualificirt, tuchtig undt |72r| geschickt
befunden, zugelaßen, eingefurth undt geburlicher
weiß confirmirt werden. Undt wollen hiemit unsern
superintendenten mit gnedigem ernst bevohlen ha-
ben, hierin kein farleßigkeit oder mangel erscheinen
zu laßen undt in dem niemandts zu ubersehen.
Item, ob wir wohl nicht gemeinet sein, jemandts, so
des juris patronatus & praesentandi kundlichen be-
rechtiget, oder der selbigen gerechtigkeit einigen in-
tracht zu thun, jedoch derweil die examinatiooder
confirmation der praesentirten persohnen allezeit
der geistlichen jurisdiction, die uns in diesen unsern
landen undt gebiet durch den paßawischen ver-
trag6 unnd in anno etc. [15]55 gevolgten augspurgi-
schen reichsabschiedts zugeeignet und becrefftiget
ist, zugestanden hatt, auch ohnne das uns, als den
landtsherrn, geburet, darauff zu sehen, das unsere
von Gott bevohlene underthanen mit christlichen,
gottseeligen unnd duchtigen lehrern undt predigern
versorget sein, so setzen, ordnen und wollen wir, das
keiner, der sey was standts er woll, so an einer oder
mehr pfarhen in unserm gebiet das jus prasentandi
kuntlichen heropracht, dieselbigen pfarhen vor sich
mit praedicanten seines gefallens zu bestellen sich
underwinden, sondern jedesmals ein qualificirte, ge-
schickte undt tuchtige person unserm superinten-
denten nom[in]iren und zuschicken. Der die selbige
nominirte person neben einem oder zweien der
6 Der Passauer Vertrag vom 2. August 1552 bedeutete die
faktische Aufhebung des Interims.

negstgeseßenen praedicanten notturftig examiniren
und, da sie qualificirt erfunden wurde, geburender
weiß einfuhren undt confirmiren soll.
Wirt aber der prasentirte nicht gnugsam erfun-
den, so soll inen der superintendens nicht zulaßen,
sondern daßselbige dem collatori ein andere tuchtige
person zu praesentiren haben zu erkennen geben
und, im fall der collator hierinnen fahrleßig sein
undt nach beschehener erledigung der pfar kein qua-
lificirte person zu geburender, in recht verordneter
zeit praesentiren wurde, so soll der superintendens,
doch mit unserm oder unserer rethe vorwißen, die
pfar, damit sie lenger nit ledig stehe und die leut
verseumpt werden, zu bestellen macht haben.
Undt dieweil zum theil durch absterben des superin-
tendenten, zum theil |72vj auch durch langheitt der
zeitt in vergeß undt zweifell kompt, ob dieser oder
jener pfarher uf vorgehende examination, ordination
undt confirmation zum pfardinst kommen oder
nicht, so setzen, ordnen undt wollen wir, das, solch
zweivel undt unrichtigkeit zu vorkommen, hinfuro
einem jeden pfarhern, der mit vorgehender exami-
nation zum pfardienst uffgenomen und bestettigt
wurdt, von dem supintendenten under seinem hand-
zeichen undt siegell ein schrifftliche urkundt uber
solche confirmation gegeben und zugestelt werden
soll, sich desen jeder zeit, da es von nöten, zu ge-
brauchen haben.
Nachdem auch etzliche collatores (wie uns glaubli-
chen anlangt) bißweilen mit den jenigen, so sie zu
pfarhern praesentiren, umb ein besonder hebnus

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