Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0361
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4. Kirchenordnung 1574

lich verkaufft, das kaufgelt uf gewiße erb under-
pfendt und geburende gewohnliche jahr renthen
außgelehnet, daruber sichere brief undt siegel uff-
gerichtet undt also die jahrliche inkompten gemeh-
ret werden, volgendts auß solchen verbeßerten ren-
then undt zinsen den mangelhafften kirchendienern
zur noturfft gesteuret.
Auch bey jeder pfarren, da es muglich, auchc ein
kinderschul uffgerichtet undt darneben an den ort-
ten, da man heruber etwas in vorrhat oder sonst die
gelegenheit hat, vor arme schuler, so in andere schu-
len zu verschicken am besten qualificirt, jarliche sti-
pendia verordnet werden.

Undt dieweil auch hiebevor obwolg[edachter] unser
vetter, grave Sebastian etc. christlicher gedechtnus,
oder auch andere guthertzige leut hierzu undt sonst
vor die armen ansehenlich gelt undt guter in die kir-
chen verordnet, auch verhoffentlich, solche ir christ-
lich werck undt loblich exempel andere mehr nach-
volgen werden, soll in jeder kirche ein almußkasten
ufgericht undt sontags |74r| under der predigt mit
einem secklein, als in andern benachbarten kirchen
gebreuchlich ist, die almußen vor die armen durch
die glockener, castenmeister oder kirchengeschwor-
nen gesamlet und zu geburender zeit mit dem, so
sonst im vorrath hierzu gegeben, under sie außge-
theilet werden.

Das die underthanen vleißig in die predig und zur lehre des cathechismi zu gehn vermanet
und wie die, so solches mutwillig verseumen, gestrafft werden sollen.

Ferner setzen, ordnen und wollen wir, das ein jeder
predicant, auch die seniores undt vorsteher der kir-
chen jedes orts uf ihre pfahrkinder, ob sie auch alle
die predigten besuchen, Gottes wort hoeren undt in-
sonderheit den chatechismum lernen undt wißen
undt wochentlich uf die gesetzte tage ire kinder
undt gesindte darzu schicken, fleißig achtung geben
undt die fahrleßigen ersten[s] durch privat admoni-
tion, auch sonsten das volck durch offentliche ver-
mahnungen darzu trewlich weißen und anhalten mit
angeheffter verwarnung undt betrachtung, da die
eltern undt hausvetter ire kinder undt gesinde in
dem verseumen oder auch die erwachsene vor sich
selbst fharleßig sein undt ihren chatechismum nit
konnen wurden, das alß dan die selben, wen sie frey-
heten, nicht allein ehelich nicht ingesegnet, auch
zum prauch des hochwurdigen abentmahls nicht ge-
laßen, noch zu gevatterschafften oder dergleichen
ehrenstenden verstadtet, sondern noch darüber der
obrigkeit angezeigt undt der gebuer gestraft werden
sollen.
Derhalben wollen wir auch, das die pfarhern
undt seniorn oder vorsteher der kirchen jedes orts
uff diejenigen, so communicieren, zu gevattern ste-
hen oder hochzeit halten, fleißig achtung haben, das
c Konjektur aus: auch auch.

sie ihren catechismum oder zum wenigsten die funf
hauptstuck christlicher lehr wißen undt derhalben
die jenigen, so sie unwißenheit halben verdechtig
halten, zuvor privatim vorbescheiden, darin hören,
underweißen undt keinen zu solchen sacramenten
undt standte zu laßen, der hievor nicht einen christ-
lichen bericht und bekantnuß zu thun weiß. |74v|
Da auch die predicanten uf solche weis mit den
vermhanungen bey denselben leutten nichts auß-
richten kondten, sollen unsere beampten eines jeden
orts, denen wir solches hiemit ernstlichen undt bey
vermeidung ungnediger straff ufferlegen und beveh-
len, uf der praedicanten undt seniorn anzeigen, sol-
cher rhoen, wiederspenstigen leuten erstlich eine
zimliche geldtstraff von etzlichen weiß pfennin-
gen11 nach gelegenheit, erkantnuß undt verglei-
chung der predicanten und seniorn abfordern, die-
selbigen in gemeinen Gottescasten geben undt da-
ruber durch die castenmeister jedes orts ein register
halten laßen, auch endtlichen die selbigen gesellen
anstadt der gelt straffe, wo vonnoten, ein tagh oder
etliche in burgerliche hafft undt gefengnuß setzen,
ob sie dardurch zur beßerung zu bewegen und zu
pringen seyen.
11 Weißpfennig = Silberpfennig.

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