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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0436
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Sayn

geschänckt, sollen wir mit hertzlicher Freud und
Dancksagung erkennen und täglich betrachten.
Darauff frage ich dich nun bey dieser Christlichen
Versammlung, ob du bekennest, daß du Ehebruch
begangen hast und ob es dir hertzlich leydt sey, daß
du Gott damit erzürnet unnd verursacht hast, dich
unnd andere derowegen zustraffen? Item, daß du
viel Leut hefftig damit betrübet unnd geärgert hast?
1127]
Antwort:
Ja, dieses alles bekenne ich und seyn mir alle
meine Sünde hertzlich leydt.
Weiter frage ich dich, Ob du widerumb Vergebung
der Sünden und Gottes Gnad begerest?
Item, ob du hertzlich begerest, daß du widerumb
ein Gliedtmaß Christi werdest in der Christlichen
Kirchen unnd werdest errettet vom Teuffel und ewi-
ger Straff?
Item, ob du der Stimme deß heyligen Evangelii
glaubest, dardurch dir Gott gewißlich Vergebung
der Sünden verkündiget und dich gewißlich zu Gna-
den umb deß Herren Christi willen annimpt und wil
dich hinfort gnadiglich durch sein Wort und heyli-
gen Geist regieren?
Item, Ob du ernstlich bey dir beschlossen ha-
best, daß du forthin mit deß Herren Christi Hülff
wollest in rechtem Glauben und in gutem Gewissen
bleiben und leben? |128|
Responsio.
Dieses alles begere ich hertzlich und wil forthin
mit Gottes Hülff in rechtem Glauben und gutem
Gewissen leben und bleiben.
Absolutio.
Weil, dann du deine Sünd bekennest und dir hertz-
lich leidt ist, daß du Gott mancherley weise, son-
derlich aber mit Ehebruch und andern Sünden er-
zornet hast und begerest widerumb zu Gottes Gna-

de und zu ewiger Seligkeit zukommen und der Herr
Christus außtrücklich sagt, Luc. 17: So dein Bruder
sündiget wider dich, soltu ihn straffen, und so er
sich bekehret, soltu im vergeben,141 Darumb ver-
kündige ich dir den tröstlichen Eyd Gottes, da er
spricht: So wahr ich lebe, wil ich nicht, daß der Sün-
der sterbe, sondern daß er bekehret werde und das
Leben habe.142 Item, Also hat Gott die Welt gelie-
bet, daß er seinen einigen gebornen Sohn gab, daß
alle, die an ihn gläuben, nicht sollen verloren wer-
den, sondern das ewige Leben haben.143
Diese Göttliche Wort soltu mit Glauben annem-
men und gewißlich schliessen, daß dir umb deß Her-
ren Christi willen alle deine Sünde gnädig-|129| lich
vergeben sein und ich als ein Diener deß Evangelii
auß Befelch deß Herren Christi, Gottes Sohns, laut
seines Evangelii spreche, daß dir alle deine Sünde
umb deß Herren Christi willen vergeben seyn und
nemme dich widerumb an zum Gliedtmassen der
Christlichen Kirchen, wie der Herr Christus spricht:
Wem ihr die Sünde vergebet, dem seyn sie verge-
ben.144 Und dieweil du also durch diese Vergebung
widerumb bey Gott und der Kirchen bist angenom-
men, soltu forthin in rechtem Glauben und gutem
Gewissen leben und den Trost deß Evangelii im
Hertzen zu ewiger Seligkeit mit deß Herren Christi
Hülff erhalten. Amen.
Vermahnung zum Volck.
Lieben Freunde, nach dem ir wisset, daß diese Per-
son jämmerlich gefallen ist und sehet, daß sie durch
Gottes Gnade widerumb zur Bekehrung und zur
Vergebung der Sünden kompt, sollet ihr hierbey vie-
le Erinnerung haben. Erstlich, weil wir alle sehr
schwach seyn und leichtlich durch eigene Blödigkeit
unnd durch mancherley List deß Treuffels in grosse
Sünde fallen, sollen wir |130| das täglich Gebett mit
grossem Ernst sprechen: Führe uns nit in Versu-
chung, und sollen nit in Sicherheit, ohne Sorg und
ohne Betrachtung unserer Fahrligkeit leben, son-
dern diesen Spruch allzeit im Hertzen tragen, da

141 Lk 17,3. 143 Joh 3,16.
142 Ez 33,11. 144 Joh 20,23.

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