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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0441
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13. Kirchenordnung 1590

Also frage ich auch dich, N., ob du dieses gegenwär-
tigen Mannes oder Gesellen zum ehelichen Gemahl
begerest?
Antwort: Ja.
Darauff vermahne sie der Priester, daß sie die
Trawringe und Hände zusammen geben wollen und
spreche weiter:
Weil ir dann euwern Ehestand alhier |143| offent-
lich bekennet, einander auch darauff die Hände und
Trawringe gegeben habt, so spreche ich euch beyde
miteinander ehelich zusammen in dem Namen Got-
tes, deß Vatters, deß Sohns und deß heyligen Geis-
tes. Amen.
Was Gott zusammen gefugt hat, soll kein
Mensch scheiden.m165
Folgends lese der Pfarrherr diese Wort uber Breut-
gam und Braut und spreche:
nWeil ir euwere eheliche Pflicht für der Christlichen
Gemein wollet bestättigen lassen unnd den Segen
Göttliches Worts empfahen, damit ihr nun euwer
Eheleben nicht mit Unverstandt möchtet anfahen
wie die Ungläubigen, so solt ihr erstlich auß der hey-
ligen Schrifft vernemmen, wie der Ehestand von
Gott ist eingesetzet worden:
Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, daß der
Mensch allein sey. Ich wil ihm ein Gehülffin ma-
chen, die umb in sey. Da ließ Gott, der Herr, einen
tieffen Schlaff fallen auff den Menschen unnd er
entschlieff. Und nam ferner Rippen eine und schloß
die stätt mit Fleisch zu. Und Gott, der Herr, er-
schuff ein Weib auß der Rippen, die er von dem
Menschen nam und brachte sie zu ihm. Da sprach
|144| der Mensch: Das ist doch Bein von meinen Bei-
nen unnd Fleisch von meinem Fleisch, man wirdt sie
Männin heissen, darumb daß sie von dem Mann ge-
nommen ist. Darumb wirt ein Mensch seinen Vatter
und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen
und werden seyn zwey ein Fleisch.166
n Von hier bis Fußnote o S. 422 aus KO Pfalz-Zweibrücken
1557, Sehling, EKO XVIII, S. 215f. unter Auslassung
der dortigen sechsten Lesung.

Zum andern solt ihr hören das heylige Evangelium,
wie ihr einander verpflicht und verbunden seyn solt,
Matthaei 19:
Die Phariseer tratten zu Jesu, versuchten ihn
und sprachen zu ihm: Ists auch recht, daß sich ein
Mann scheidet von seinem Weibe umb irgend einer
Ursach willen? Er antwortet und sprach: Habt ir nit
gelesen, daß der im Anfang den Menschen erschaf-
fen hat, der macht, daß ein Mann und Weib seyn
solt und sprach: Darumb wirdt ein Mann Vatter
und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen
und werden zwey ein Fleisch seyn. Was nun Gott
zusammen gefügt hat, das soll der Mensch nicht
scheiden. |145|
Da sprachen sie: Warumb hat dann Moyses ge-
botten, einen Scheidtbrieff zu geben und sich von
ihr zu scheiden? Er sprach zu ihnen: Moyses hat
euch erläubet zu scheiden von euwern Weibern von
euweres Hertzen härtigkeit wegen; von anbegin ist
es aber nicht also gewesen. Ich sage euch aber: Wer
sich von seinem Weibe scheidet (es sey dann umb
deß Ehebruchs willen) und nimpt eine andere, der
bricht die Ehe. Und wer die abgescheidete nimpt,
bricht auch die Ehe.167
Zum dritten solt ihr auch hören das Gebott Gottes,
wie ihr euch gegen einander halten sollet. Also
schreibet S. Paulus: Ihr Männer, liebet euwere Wei-
ber, gleich wie Christus geliebet hat die Gemeine
und hat sich selbst für sie gegeben, auff daß er sie
heyligte, unnd hat sie gereiniget durch das Wasser-
badt im Wort, auff daß er sie ihm selbert zugerichtet
eine Gemeine, die herrlich sey, die nit habe einen
Flecken oder Runtzell oder deß etwas, sondern daß
sie heylig sey und unsträfflich. Also sollen auch die
Männer ihre Weiber lieben als ihre eigene Leibe.
Wer seyn Weib liebet, der liebet sich selbst, Dann
niemandt hat jemals sein eygen Fleisch gehasset,
sondern nehret es und pfleget sein, gleich wie auch
der Herr die Gemeine.168 |146|

165 Mt 19,6.
166 Gen 2,18-24.
167 Mt 19,3-9.
168 Eph 5,25-29.

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