Sayn
diener sich der Krancken, so ihres Kirchendiensts
begeren, mit allem Ernst und Fleiß |159| annemmen
und denselben vermög ihres Beruffs Christlichen
Trost beweisen. Dann solches hat inen Gott in sei-
nem Wort zu thun befohlen zun Römern am zwölff-
ten: Nemmet euch der Heyligen Nohtturfft
an.193 Item Heb. am 13. Cap.: Gedencket der Ge-
bundenen als Mitgebundene und derer, die in
Trübsal seyn, als die ihr auch desselbigen Leibs Glie-
der seyt.194 Daher, so sagt auch Syrach am sieben-
den Capitel: Beschwere dich nicht, die Krancken zu-
besuchen, denn umb deß willen wirstu gelobet wer-
den.195 Es siehet uns auch auß allerley bewegenden
Ursachen für gut an, daß die Kirchendiener auch
denen Krancken, so irer nit begeren, iren guten Wil-
len und Dienst durch sich selbst oder ire Verwandte
und Zugethane erzeigen und anbieten.
Und demnach die Betrübten und Krancken, beydes
durch die Predigt und Sacrament getröstet werden
mögen, so soll ein Kirchendiener, der zu einem
Krancken beruffen wirdt, auch in gemeinen Ster-
bensläufften unverdrossen und bereit seyn, den Ar-
men so wol als den Reichen zu dienen unnd anfäng-
lichen warnemmen, wie es mit dem Krancken ein
Gestalt habe, ob ihme, der allein den Leiblichen
Schmertzen lasse angelegen seyn oder ob er auch der
Sünden unnd ewigen Verdamniß halben Beschwe-
rung |160| trage. Wie es nun der Kirchendiener befin-
det, also soll er auch seine Unterweisung und
Tröstung mit Erklärung Göttliches Zorns und Gna-
den darnach richten, daß der Unachtsame in Er-
kändniß seiner Sünden und darauff zur begirde
Göttlicher Gnaden geführet, der Betrübte aber und
Erschrockene in seinem Gewissen mit dem Evange-
lio getröstet werde.
Darnach soll sich der Kirchendiener gegen den
Krancken halten mit der Beicht und Absolution,
wie es mit den Gesunden gehalten wirdt und zuvor
s Von Fußnote r S. 425 bis hierher aus KO Pfalz-Zwei-
brücken 1557, Sehling, EKO XVIII, S. 221f.
t-t Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 222.
u-u Aus den Generalartikeln Zweibrücken 1560, Sehling,
EKO XVIII, S. 288.
im Capitel von der Beicht und Absolution geschrie-
ben ist.s
tUnd wiewol das heylige Abendmal vornemlich in
gemeiner Versamlung der Kirchen zuhalten ist, je-
doch, dieweil Christus spricht: Wo zween oder drey
in meinem Namen versamlet oder zusammen kom-
men, da bin ich mitten unter inen196, So gibt er hie-
rin zuverstehn, daß auch ein Kirch Christi sey, wo
sich ein Kirchendiener und ein Krancker im Namen
Christi beyeinander finden, so ist der Krancke, der
warhafftig in Christum gläubt, nicht weniger ein
Gliedt Christi und der Kirchen als ein Gesunder, hat
auch seine Gerechtigkeit zu den Gütern der Christ-
lichen Kirchen, unter welchen das Sacra-|161| ment
deß Abendmals nicht das geringste ist, eben so wol
als die Gesunden. Darumb soll im auch das Abend-
mal auff sein gebürliches begeren keines wegs abge-
schlagen werden.
Es sollen aber die Pfarrherrn die Leut vermahnen,
daß sie in ihren Kranckheiten mit dem begeren deß
Sacraments nicht biß auff die letzte Noht verzihen,
sondern sich bey der Zeit lassen anzeigen, damit sie
der gebür nach verhöret, unterrichtet und getröstet
möchten werden.t
uDa auch die Pfarrherrn bey den Krancken in den
Häussern Armut, Hunger und andere gebrechen an
nötigen dingen spüren würden, sollen sie dieselbige
den Kasten Meistern anzeigen, das solchen heimli-
chen armen Leuten, die ihre Notturfft aus Scham
niemand klagen dörffen, gerahten und geholffen
werde. Auch sollen sie die wolhabende Leut an-
sprechen unnd Christlich vermahnen, daß sie sol-
chen Armen Hülffe und Warttlosen mit Gelt, Speise,
Labsal, Leinem gerähte und dergleichen wollen
rahtlich und behülfflich seyn.u |162|
193 Röm 12,13,
194 Hebr 13,3.
195 Sir 7,39.
196 Mt 18,20.
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diener sich der Krancken, so ihres Kirchendiensts
begeren, mit allem Ernst und Fleiß |159| annemmen
und denselben vermög ihres Beruffs Christlichen
Trost beweisen. Dann solches hat inen Gott in sei-
nem Wort zu thun befohlen zun Römern am zwölff-
ten: Nemmet euch der Heyligen Nohtturfft
an.193 Item Heb. am 13. Cap.: Gedencket der Ge-
bundenen als Mitgebundene und derer, die in
Trübsal seyn, als die ihr auch desselbigen Leibs Glie-
der seyt.194 Daher, so sagt auch Syrach am sieben-
den Capitel: Beschwere dich nicht, die Krancken zu-
besuchen, denn umb deß willen wirstu gelobet wer-
den.195 Es siehet uns auch auß allerley bewegenden
Ursachen für gut an, daß die Kirchendiener auch
denen Krancken, so irer nit begeren, iren guten Wil-
len und Dienst durch sich selbst oder ire Verwandte
und Zugethane erzeigen und anbieten.
Und demnach die Betrübten und Krancken, beydes
durch die Predigt und Sacrament getröstet werden
mögen, so soll ein Kirchendiener, der zu einem
Krancken beruffen wirdt, auch in gemeinen Ster-
bensläufften unverdrossen und bereit seyn, den Ar-
men so wol als den Reichen zu dienen unnd anfäng-
lichen warnemmen, wie es mit dem Krancken ein
Gestalt habe, ob ihme, der allein den Leiblichen
Schmertzen lasse angelegen seyn oder ob er auch der
Sünden unnd ewigen Verdamniß halben Beschwe-
rung |160| trage. Wie es nun der Kirchendiener befin-
det, also soll er auch seine Unterweisung und
Tröstung mit Erklärung Göttliches Zorns und Gna-
den darnach richten, daß der Unachtsame in Er-
kändniß seiner Sünden und darauff zur begirde
Göttlicher Gnaden geführet, der Betrübte aber und
Erschrockene in seinem Gewissen mit dem Evange-
lio getröstet werde.
Darnach soll sich der Kirchendiener gegen den
Krancken halten mit der Beicht und Absolution,
wie es mit den Gesunden gehalten wirdt und zuvor
s Von Fußnote r S. 425 bis hierher aus KO Pfalz-Zwei-
brücken 1557, Sehling, EKO XVIII, S. 221f.
t-t Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 222.
u-u Aus den Generalartikeln Zweibrücken 1560, Sehling,
EKO XVIII, S. 288.
im Capitel von der Beicht und Absolution geschrie-
ben ist.s
tUnd wiewol das heylige Abendmal vornemlich in
gemeiner Versamlung der Kirchen zuhalten ist, je-
doch, dieweil Christus spricht: Wo zween oder drey
in meinem Namen versamlet oder zusammen kom-
men, da bin ich mitten unter inen196, So gibt er hie-
rin zuverstehn, daß auch ein Kirch Christi sey, wo
sich ein Kirchendiener und ein Krancker im Namen
Christi beyeinander finden, so ist der Krancke, der
warhafftig in Christum gläubt, nicht weniger ein
Gliedt Christi und der Kirchen als ein Gesunder, hat
auch seine Gerechtigkeit zu den Gütern der Christ-
lichen Kirchen, unter welchen das Sacra-|161| ment
deß Abendmals nicht das geringste ist, eben so wol
als die Gesunden. Darumb soll im auch das Abend-
mal auff sein gebürliches begeren keines wegs abge-
schlagen werden.
Es sollen aber die Pfarrherrn die Leut vermahnen,
daß sie in ihren Kranckheiten mit dem begeren deß
Sacraments nicht biß auff die letzte Noht verzihen,
sondern sich bey der Zeit lassen anzeigen, damit sie
der gebür nach verhöret, unterrichtet und getröstet
möchten werden.t
uDa auch die Pfarrherrn bey den Krancken in den
Häussern Armut, Hunger und andere gebrechen an
nötigen dingen spüren würden, sollen sie dieselbige
den Kasten Meistern anzeigen, das solchen heimli-
chen armen Leuten, die ihre Notturfft aus Scham
niemand klagen dörffen, gerahten und geholffen
werde. Auch sollen sie die wolhabende Leut an-
sprechen unnd Christlich vermahnen, daß sie sol-
chen Armen Hülffe und Warttlosen mit Gelt, Speise,
Labsal, Leinem gerähte und dergleichen wollen
rahtlich und behülfflich seyn.u |162|
193 Röm 12,13,
194 Hebr 13,3.
195 Sir 7,39.
196 Mt 18,20.
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