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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0452
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Sayn

Ist derhalben Unser Befelch, daß in solchem ein ge-
bürlich Einsehen und Christliche Ordnung in Städt-
en und Dörffern geschehe, damit nicht so absche-
wlich wider den Glauben und Lieb gehandlet, son-
dern die mit solcher Plage leiblich von Gott heim-
gesucht, ihre gebürliche Hülff haben und die Ver-
storbenen als die rechten Glieder Christi zur Erden
bestätiget werden mögen. Solches soll in allen
Kirchspielen also angestellet werden, daß man in
Sterbensläufften mit gesampter Hülff einen oder
mehr Todtengräber halten, welche die Abgestorbe-
nen zur Erde bringen, damit nicht, wie bißdahero
mit grossem Ergernuß an etlichen örtern geschehen,
der Eheman sein Weib, das Weib den Mann, die El-
tern ihre Kinder selbst |179| begraben oder aber der
verstorbenen Cörper gantz und gar unbegraben lie-
gen lassen.

Nach dem sichs auch an etlichen Ortern begibt, daß
die Todten Cörper durch die Unvernunfftigen Thier,
da die Kirchhöff nit zum besten verwahret, weil sie
nit tieff in die Erde gelegt, außgegraben werden, So
sollen Unsere Beampten, Schuldtheissen, Vogt und
Richter jedes Orts diese Verordnung thun, daß die
Gräber vor die alte und erwachsene Leut auff das
wenigst eines Manns tieff, deßgleichen auch der
Kinder also begraben werden, auff daß dergleichen
nicht mehr zubesorgen.
Es soll auch der unnütze Kosten, so nach den Be-
gräbnussen in den Wirtshäusern mit fressen und
sauffen angestellet, dadurch die Freundtschafft der
Verstorbenen bißhero nicht weniger beschweret wor-
den, forthers gäntzlich abgeschafft und mit Ernst
daruber gehalten werden. l180|

Caput XIIII.
Vom Leben und Wandel der Kirchendiener.

iDamit hinfort, so viel immer möglich, schädliche
Ergerniß allenthalben verhütet, Christliche Zucht
und Ehrbarkeit durch Gottes Gnad und Segen ge-
pflantzet und erhalten werden möge, So wöllen Wir,
daß Unsere Pfarrherrn und Kirchendiener nicht al-
lein in der Lehre rein und richtig, sondern auch in
ihrem Leben und Wandel sich in Worten, Wercken
und Geberden, Kleydungen und allen anderen ehr-
barlich gegen jedermennig, freundtlich, züchtig, be-
scheiden und demütig und in Summa allenthalben
und in allem Christlich und also verhalten sollen,
daß sie menniglich, sonderlich aber ihren Pfarrkin-
dern, kein Anstoß noch Ergerniß geben, sondern
dermassen mit guten Exempeln vorgehen, daß die
Pfarrkinder und sonsten menniglich denselbigen mit
Lust und Frucht seliglichen und ohne Ergerniß fol-
gen mögen.i |181|
Derowegen sie sich aller Menschlichen Uppigkeit
und darauß folgenden Verdachts vor allen Dingen
i-i Aus den Generalartikeln Zweibrücken 1560, Sehling,
EKO XVIII, S. 285.
Aus den Generalartikeln Zweibrücken 1560, Sehling,
EKO XVIII, S. 285f.

hüten und, da sie noch ledig, in den heyligen Ehe-
standt begeben und sich in demselbigen in Christli-
chem Frieden und Einigkeit, der gantzen Gemein
zum löblichen Vorbilde, verhalten, jihres Ampts und
Studirens fleissig abwarten, Sauffens, Spielens,
kunversöhnlichen Haß, Zanck, Hader, Unzucht,k
spatzieren gehn, Außreysensl und anderer Leichtfer-
tigkeit, wie auch der gemeinen Wirtshäuser sich ent-
halten, auch selbst in den Pfarrhäusern nicht viel
Gasterey halten und also menniglich zu fleissiger
Anhörung Gottes Worts und offter Empfahung deß
Hochwirdigen Sacraments deß Leibs und Bluts
Christi reitzen.j
Darneben sollen sie auch untereinander sittig und
freundtlich leben mit ihren Collegis, sich nit in
frembde Händel mengen, die nicht ihres Beruffs
seyn, nicht Gezänck und Partheyen unter den Leu-
ten anrichten, die Diaconi ihre Pastores und sie bey-
de ihre Superintendenten in gebürenden Ehren hal-
k-k Fehlt Generalartikel Zweibrücken 1560.
l Fehlt Generalartikel Zweibrücken 1560.

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