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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0456
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Sayn

let, so sollen ihnen die Heimberger211 eines jeden
eyngepfarten Dorffs solch Opffer unter ihrer Ge-
meine und bey ihren Nachbarn freundtlich und im
Fall der Verwegerung ernstlich eynzumahnen und
dem Pfarrherren beneben glaubwirdigem gnugsa-
men Bericht zu uberantworten schüldig seyn. So
offt aber die Heimberger hierin säumig oder auch
Unsere Beampten uber das, so die Eyngepfarrten zu
reichen pflichtig, zuverhelffen seumig oder partey-
lich erfunden, sollen sie Uns einen g[roschen] zur
Straff erlegen.
Wo aber dißfalls ein mehrers Zugeben herge-
bracht, soll es auch nachmals dabey verbleiben.
Dieweil auch an etlichen Ortern von den löblichen
Vorfahrn alten Herrschafften oder Collatoribus zu
|192| den Pfarren dotales, daß ist, Dienste verordnet,
damit die Pastores Leut zu Diensten haben und ire
Güter desto rüwiger und besser bestellen köndten,
Als wollen und befehlen Wir hiemit ernstlich, daß
die Pfarrkinder an den Ortern, da es bißhero breuch-
lich gewesen solche Dienste, so wol mit den Pferden
als mit der Handt, ihren getreuwen Seelsorgern wil-
lig und gern leisten.
Nach dem auch etliche Collatores zum theil die
Pfarrgüter an sich ziehen, zum theil mit den Pfarr-
herrn, so bey inen umb Dienst anhalten, pacisciren
und sich mit ihnen vergleichen, was sie in der Pfarr
Nutzung schwinden lassen und wie lang sie diesel-
bige besitzen sollen, dabey kein Gedeyen noch Se-
gen, darzu die Kirchen mehrmals der Ursachen mit
undüchtigen Dienern versehen, auch solcher Abzug
wider Gott und die Keyserliche beschriebene Rech-
ten, Als Wöllen wir, daß Unser Consistorium darob
und daran seye, damit, was einmal zum Pfarr- und
Gottesdienst ergeben, auch darbey bleibe und sol-
cher Gestalt die Kirchendiener ihren gebürenden
Unterhalt haben mögen. Und so jemandt, wer der
seyn möchte, heimlich oder offentlich hierwider ge-
handlet, sollen beydes, Pfarrherrn und Collatores,
ernstlich gestrafft werden. |193|
Es sollen auch die Collatores von den Pfarr-
211 Heimbürge = Aufseher, Verwalter einer Gemeinde, Ge-
meindevorsteher, vgl. Grimm, DWb 10, Sp. 867.

belohnungen nichts forderen, noch sie ihnen deßhalb
etwas zugeben schuldig, sondern hiemit gäntzlich
als ein Simoniacum212 abgeschafft seyn.
Die Kirchen, Pfarr- und Schulhäuser sollen nach
Gelegenheit jedes Orts so viel müglich von der Kir-
chen Einkommen erbawet werden. Wo aber dassel-
bige füglich nit beschehen konte, soll von den Ein-
gepfarrten ein gemeine Anlage zu solchem Baw ge-
macht, darzu sie auch von Unsern Beampten ernst-
lich und unwegerlich sollen gehalten werden.
Damit aber auch die Kirchen nicht zuviel be-
schwert, wann etwas an Kirchen oder Schulen zu
erbawen vorfellt, sonder in einem stättigen Vermö-
gen seyn und bleiben mögen, So soll vor allen dingen
der Superintendens oder die Visitatores, wann ein
vornemer Baw von nöhten ist, der Kirchen vorraht
erwegen und wie viel darvon zum Baw soll ge-
braucht werden, ordnen und schliessen, Die Einge-
pfarten aber Pferdt- und Handtarbeit darzu leisten
und was von deme, so von der Kirchen verordnet,
nit reichet und man mehr zum Baw haben muß, das
sollen sie durch ein gemeine Anlag einbringen.
Wann sie als dann den Baw auffbracht und zur
|194| Nohtturfft zugerichtet und dem Pfarrherrn
oder Schulmeister also gebauwet, eyngeräumpt und
uberantwortet, sollen die Pfarrherrn und Schulmeis-
ter denselbigen förters, als guten Haußleuten
gebüret, in bawlichem Wesen, Fach und Dach er-
halten und nicht zerfallen lassen.
Die Wort Fach und Dach werden aber also verstan-
den, daß nemlich ein jeder Pastor soll schüldig seyn,
sein Gebäw an Ofen, Thüren, Fenstern, Leimwän-
den, Zäunen, Dachungen und was dergleichen seyn
mag, jährlich zubessern und das so lang, als es sich
wil erhalten lassen. Wann aber ein Gebäuw, es sey
Ofen, Thüren, Fenster, Zäun, Wände etc., so alt
würde, daß sie zu besseren nit mehr tügen oder
durch Ungewitter und andere Gottes Gewalt Scha-
den nemmen, soll es das Kirchspiel ohne Zuthun deß
Pfarrherrn zu erbauwen schüldig seyn.
212 Simonie, der Kauf eines kirchlichen Amtes, vgl. Apg
8,18.

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