Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

2. Kirchenzuchtordnung 1590

Itemc die jugendt und insgemein, die ire el-
ternd, selsorgern, herren und frawen ungehorsamb
sein, inen fluchen, verachten, ubel wunschen und
böses nachreden.
Iteme die Eydamb2 und Schnuren3, die ire
fSchweher4 und Schwiegerfrawenf verstoßen und
mangel leideng laßen. |5|
hDeßgleichen auch die Eltern, da sie ihren kin-
dern zur unzucht, mutwillen und allen andern unge-
burlichen dingen den zügel zu langk laßen etc.
Die alle sollen gestrafft werden vor 1 fl. rot.h
i6. Itemi die uneinig leben, sich zancken jund reuffen
und zum haß und neidt ursach geben, sollen ge-
strafft werden vor 6 alb. rot.j
k7. Itemk die volsauffer, sonderlich uf zeit, wahn
man Gottes wordt hören, den sacramenten
lbeywohnen, die selbige selbstl endtpfangen und also
Gott sonderlich dienen soll, wie dann auch die
Wey-m und Faßnachtsspiel, pfeiffen, springenn unnd
tantzen, auch nachtliche zäch ound täntzo anrichten.
pItem die Kinder, so ohne vorwißen irer Eltern,
kirchensenatorn, die hohe obrigkeit und vormünde-
re hinten setzen, sich unzimlich vereinbaren, damit
nur ein ingang zur geilheit und unzucht anfangen.
Item koppeler und koppelrin, die der leuth kin-
der, sohne und tochter, knecht und mägt, ohnerbar-

c RugO: 2.
d Fehlt RugO.
e RugO: 3.
f-f RugO: Schwiegerhern undt Schwiegermüttern,
g Fehlt RugO.
h-h Fehlt RugO.
i-i RugO: 4.
j-j RugO: balchen, hassen und neydenn.
k-k RugO: 5.
l-l Fehlt RugO.
m RugO: Mey-
n Fehlt RugO.
o-o Fehlt RugO.
p-p RugO: 6. Alle hürer, ehebrecher unndt bludtschender,
auch die kinder, so ohn wissen irer elteren sich heimlich
verloben, uneheliche kinder zeugen oder auch alßbald

lich an sich locken, ufhalten mit bösem geschwetz,
freßen und sauffen, zur unlautterkeit rathen und
bewegen, auch etwahn also zum diebstal anfüheren.
Item die, so vor dem christlichen kirchengang
und insegnen zu hauff kommen und bey einander
wohnen, sollen gestrafft werden vor 1 fl. rotatum.p |6|
8.q Alle offentliche dieb, spieler und ungerechte, die
irem negsten seine nahrung heimlich in heusern, ek-
kern, gartten, wiesen, rbaumen, weigartenr stelen,
abackern, -grubens, -grasen und -streuffen, auch ime
seine kinder und gesindt zu stelen verfuheren.
Itemt alle wucherer, die mehr, dann von der ob-
rigkeit erlaubt ist, zu pensionen uden leuthen ab-
dringenu, deßgleichen die mit falscher wahr, maß,
gewicht oder elen umbgehen, vsollen gestrafft wer-
den vor 1 fl. rot.v
9. Item, die einander beliegen, verleumbden, sein
ehr und gutt gerucht abschneiden und zwischen ehe-
leuthen, blutsfreundenw und nachbarn hader
xund zanck, haß und neidtx anrichten, ysollen ge-
strafft werden vor 1 fl. rot.y
10. Item, die irem negsten nach der nahrung, es sey
eigen- oder lehengutt, amptt und dienst stehen, wie
auch die einem sein gesindt abspannen und verfu-
heren, zsollen gestrafft werden vor 1 fl. rot.z

nach dem heuraht zusamen tretten undt auß ehrenn
schandt machen.
q RugO: 7.
r-r RugO: undt beumen etc.
s Fehlt RugO.
t RugO: 8.
u-u RugO: heben.
ν-v Fehlt RugO.
w RugO: bludtsverwanten.
x-x RugO: zank undt neidt.
y-y RugO: etc.
z-z Fehlt RugO.

2 Schwiegersohn, vgl. Grimm, DWb 3, Sp. 83
3 Schwiegertochter, wgl. Grimm, DWb 15, Sp. 1394f.
4 Schwiegervater, vgl. Grimm, DWb 15, Sp. 2180.

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