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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0499
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5. Kirchenzuchtordnung 1600

deren mehr wol gelegenenenn zeitenn, wa nit alle
vormittags-, doch zum wenigstenn die sontägliche
nachmittagspredigten und catechißmi üebungenn
bey obgemelter straff 3 alb. (sintemall, wann solche
kinderlehr gehaltenn würdt, sie das viehe schonn zu-
vor inzutreiben pflegen und also woll bey der handt
sein könden) mit fleiß besuchenn und denselbenn
gleich andern beywohnen.
Mitt den scheffern aber, und damit dieselbige zum
wenigsten jetztigen catechißmipredigtenn und kin-
derlehren auch beywohnen und abwarten könden,
solle es folgender gestalt inskunfftig gehalten wer-
den, das nemblich die nachbarn eines jeden dorffs
sich undereinander dahinn vergleichen und ordt-
nungh |5| machenn sollenn, das alle sontagh nach-
mittags einer auß ihnenn die schaff huet, wa nötig
biß nach vollendter catechißmuspredigt unnd gehal-
tener kinderlehr, dahinn sie, scheffere, auch bey ob-
bemelter straff 3 alb. inmittels zue gehenn versehe.
[Auswärtige Geschäfte]
εEs solle auch niemandt uf mehrbemelte sonn-,
bett-, fest- oder wuechentliche freytagspredigten
ahn andere örtter bey straff 6 alb. außlauffenn, er
habe den solches zuvor seinem ordenlichen pfarrher-
ren und dessen zubehorigenn sendtscheffenn, oder
an denen orthen, da keine pfarrherrn wonhafft, den
sendtscheffenn daselbsten, welche es furters den
pfarrherrn ahnzubringen, der gebur angezaigt und
bey ihnen samptlichen (dan solches keiner ohne den
anderen, sondern partheiligkeitt unnd andere miß-
verstände zu verhueten, conjunctirn oder zugleich
macht haben sollen) nach befindungh der sachen er-
laubnuß bekommen.
[Pünktlichkeit zum Gottesdienst]
ζDeßgleichen und dieweil auch großer unfleiß und
fahrleßigkeit bey mehrentheils ein zeit hero gespuret
und gesehenn worden in deme, das etzliche, wan sie
ε Uff Sonn-, Bett-, Fest- und Freytagspredigten ohne er-
laubnus nicht anderswohin außlauffen.
ζ Zuhörer sollen künfftig, ehe der pastor uff die canzel stei-
get, inn die kirch kommen und vor gesprochenem segen

gleich zur kirchen gehen, entweder allererst woll un-
der der halben predigt oder, wann es woll geraht,
inn oder nach abgeleßenem text daher kommen oder
aber, wan sie gleich zeitlich genueg erscheinen, doch
bißweilen mitten under der predigt oder auch wol
gleich nach vollendungh derselben unerwartendt des
göttlichen segens gantz unnötiger weiß auß der kir-
chen lauffen und dardurch nit allein vor sich selbst-
enn |7| nichts fruchtbarliches auß solchenn predigten
lernen und behaltenn könden, sondern auch ire ge-
ringe andacht und eyfer damit leichtlich an tag ge-
benn, ja andere ire mitzuhorer durch dergestalt ge-
lauff und geräusch irrig machenn und böß exempell
gebenn.
Damit nhun solche wider christliche gebur, zucht
unnd erbarkeitt bey etzlichen bißhero böse gewon-
heitt oberkeits wegenn auch ufgehabenn unnd abge-
schafft werde, so sollen hinfuro allen und jeden
ernstlich unnd bey vermeidungh eines alb. unnach-
leßiger straff hiemit ingebunden und anbevolhen
sein, das sich ein jedes, es sey mann oder weib, kin-
der oder gesindt, wan sie zur kirchenn gehen, dahin
schicken, das sie, wa nicht noch under dem zusamen
leithen (welches uf die sonn-, bett- und festtäge
sommer und winters morgens umb 8 uhrenn unnd uf
die wuechentliche freytage sommers morgens umb
funffenn, winters aber auch umb acht uhren jeder-
zeit geschehen und dem klöckner der gestalt zu hal-
ten bey straff 1 alb., die er uf denn saumnußfall all-
wege zu geben schuldigh, hiemit ernstlich anbevol-
hen sein solle), doch zum lengstenn noch vor endung
des gesangs und also ehe, dann der pfarrherr uf die
cantzell steiget, inn die kirch kommen jund nie-
mandt nach beschehenem zusamen leuten heraußen
auff dem kirchhoff stehn bleiben und unnutz ge-
schwetz treiben, wie auch auß der kirchen,j biß die
predigt vollendet und der segen gesprochenn (es ge-
schehe dann auß sonderlich erheblichen ursachen,
die sie alßbaldt der sendtscheffenn einem anzuzei-
gen) keines weges lauffen.
ohne erhebliche ursach nicht darauß gehen bey straff 1
alb.
Entwurf: draussen auch.

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