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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0503
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5. Kirchenzuchtordnung 1600

net, dargegen aber allenn und jeden uf solche hoch-
zeittliche ehrntäge geladenen freunden und gästen
hiemit auch bey vermeidung obgesetzter oberkeits
straff ernstlich uferlegt und bevolhenn sein, sich
hinfuro der abholung bißhero gewohnlicher |13| Sup-
penn, mitschleppung unberuffener kinder, wegkge-
bung vonn den tischen der ufgesetzten speiße auß
den schusselen, unzimlicher verschuttung des vorge-
setzten tranckes (damit sich ein zeit hero etzliche
unverschampte, alß wann sie gern alles vorsetzlich
uffressen und den newenn eheleuten muetwillig
schaden zufuegen lust hetten, sich gestellet), trei-
bung aller unnutzer, leichtfertiger, schandtbarer
worten und wercken, uwie auch deß unerlichen tant-
zensu gentzlichen zu muessigen und zu enthaltenn,
auch nach vollenbrachter obangemelter zugelaßener
einer mahlzeitt und nach eines jeden gelegenheitt
den eheleuttenn gethuenen geschenckh und vereh-
rungk ein jeder (außgenohmen landtsfrembde oder
weit entseßene, wie oben) sich wider mit christlicher
zucht und erbarkeitt nach hauß verfuegenn.
Doch dieweil man auf hochzeitenn der armen auch
nicht vergeßen soll, so solle ihnen nach notturfft und
eines jeden gelegenheitt eßen und trincken, außer-

halb der geladenen geselschafften, mitzutheilen hie-
mit unbenohmen sein.
[Vorehelicher Beischlaf]
vÜbero das, so solle auch allen und jeden künfftig
ahngehenden eheleuten, da deren eins oder alle beide
vor ordenlichem kirchgang und copulation in un-
zucht miteinander gelebt hetten und offenbar were
oder dessen überwiesen werden könten, hinfüro kein
offentliche schenckhochzeit zu halten gestattet,
auch allsollichen hochzeitterinnen, so dergestalt iren
ehrenkrantz verschertzet, andere ehrliche töchter
und mägde zu dienerinnen oder brautmägden (wie
man sie zu nennen pfleget) zue laden und zue ge-
brauchen, weniger den sonst gewohnlichen krantz uf
dem haupt zu tragen gar nit zugelassen, sondern ge-
gen diejenigen, so hierwider thuen oder sich gebrau-
chen lassen, mit unnachlessiger straff dreyer fl. ver-
fahren, wie in gleichem hinfüro die der gestalt hu-
rereyen oder unzuchten nit nhur mit gelt, sondern
auch ahn dem leib der übertrettere ohne einige dis-
pensation oder ahnsehung der personen mit dem
thurn gestraffet werden.v

[Kinder und Schule]

[Dienst unter katholischen Herrschaften]
Fernerπ und dieweil mann laider bey vielen eltern
und vormunderen bißhero in der thatt erfahren, das
sie, uber vilfaltige so woll vonn kirchen- als ober-
keitsdienerenn trewe wahrnungen und ermahnungen
gantz vergeßlichen, ihre eheliche oder pflegkindere
inn das abgöttische bapsthumb entweder bestattet
oder dahin verdinget, zumahl unbetrachtet, inn was
große, unwiderbringliche der seelen seligkeitt gefahr
und verderben sie damit nit allein ire kinder stek-
ken, sondern auch ihr selbst gewissenn (daruber sie

o Wie scortatio ante copulationem zue straffen.
π Eltern und Vormundere sollen ire kinder und pflegkin-
dere ins bapstumb zu keinen diensten bey straff 20
goldfl. verdingen.

an jenem großen tagk schwere |14| rechenschafft ge-
benn muessen) verletzen, ja Gottes zorn und un-
gnadt uf sich ladenn etc.
Alß wurdt hiemit nochmalen allen und jegklichenn
wdiesses amptsw ingesessenen eheleutten und vor-
munderen bey vermeidung 20 goldt fl. unnachleßi-
ger straff oberkeits wegen anbevolhen und gebotten,
hinfuro ire eheliche oder pflegkindere inn obberuert
abgöttisch bapstumb, alda sie (wie newliche exem-
plax genuegsam außgewiesen) nit allein in verdam-
licher abgotterey gezwungen, sondern auch diejeni-

u-u Fehlt Entwurf.
ν-v Fehlt Entwurf.
w-w Entwurf: dieser herrschafft.
x Entwurf: exempla in der nachbarschafft.

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