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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0508
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Wied

25. Sollenn die hochzeitten nach verrichtem hinlich
oder vortag zum lengsten in 6 wuechen gehalten
unnd ohne erhebliche ursachen, so der oberkeitt
ahnzupringen unnd deren erkantnuß daruber zu ge-
wartten, lenger nit verschoben werden.
26. Sollen die angehende eheleuth, wan sie inn der
kirchen außgerueffen werden, alßdann selbsten bey
straf 12 alb. in der kirchen erscheinen unnd der auß-
rueffung beywohnen.
27. Sollenn ahn ihrem hochzeittag sampt den gela-
denen zum lengsten umb 9 uhren vormittag inn der
kirch erscheinen oder uf den lengern saumußfall de-
ßelben tages nit zusamen gegeben, sonder der ober-
keit zu unnachleßiger straf ahngebrachtt werden.
28. Sollen alle kunfftige eheleuth hinfuro zu ihren
hochzeitlichen ehrntägen mehr nit alß zum meisten
30 par laden unnd berueffenn laßen.
29. Sollenn vor diejenige, so uber solche zahl |58r|
befunden werden, vor jegkliche persohn 2 alb. ihn
almoßstuckh zu geben schuldig sein; die deßwegenn
ufsicht sollen die pastores, sündtscheffen, schult-
heißen und geschworne haben, darüber eine ver-
zeichnuß machen unnd dieselbige dem kirchenpfle-
ger sampt bemelter straf zustellen.
30. Sollenn kunfftige eheleuth bey straf 1 fl. den ge-
ladnenen keinen supp, außgenohmmen den landt-
frembden oder weit entsessenen, ihn die hauser
schicken.
31. Sollenn uf beiden hochzeitlichen tägen nur eine
mhalzeit geben, also das gegen die abendt sich kei-
ner der geladener darbey solle finden laßen, oder
aber straf zu gewartten haben.
32. Solle das bißhero bey denn hochzeitten gewöhn-
lich knechtrecht, brautfordern, bratenheischen,
leichtfertiges gesäng der brautmägdt, juchzen, lauf-
fen unnd rennen umb die huener etc. bey straf 8 alb.
verbotten sein.

33. Sollenn breutigam unnd braut die landtfrembde
oder sunst weit entsessene gäste mit sich in ihr hauß
oder ander gelegen orth zu nehmmen, zu beherber-
gen unnd notturfftig zu tractieren macht haben.
34. Sollenn sich die hochzeitgäste hinfuro bey straf
1 fl. abholung der suppen, mitschleppung unberuef-
fener kinder, wegkgebung der speiß auß denn schu-
ßeln, verschuttung des trancks, treibung leichtfer-
tiger, schandtbarer wortt unnd ärgerlichen tantzes
gentzlich mueßigen unnd enthalten.
35. Sollenn die hochzeitgäste nach gehaltener ob-
besagter einer mahlzeit unnd gethuenem geschenckh
(doch frembde unnd weit entsessene außgenohm-
men) sich wider nach hauß verfuegen. |58v|
36. Sollenn unnd mögen braut unnd breutigam den
armen (doch außerhalb der geladenen gesellschafft)
ihrer gelegenheit unnd gefallen nach essen unnd
trincken geben unnd mittheilen.
37. Solle denen angehenden eheleuthen, so vor der
copulation oder kirchgang kundtliche unzucht mit-
einander getrieben, keine schenckhochzeittenn zu
halten, wie ingleichem solche braut keiner braut-
magdt sich zu gebrauchen, sondern bey straf 3 fl.
verbotten sein.
38. Sollenn auch die dergestalt befleckte eheleuth
ohne einige dispensation oder ahnsehung der persoh-
nen nit nur mit geltt, sondern auch ahn leib mit dem
thurn gestrafft werden.
39. Sollenn alle eheleuth unnd vormundere bey straf
20 goldtfl. ihre kindere, stief- oder pflegkindere hin-
furo ins bapstumb weder in diensten verdingen noch
bestatten, weniger ihren willen darzu geben.
40. Sollenn die kirchendienere jeztgemelte eheleut
unnd vormundere durch predigten unnd vermha-
nungen, sovil ahn ihnen, fleißig darvon abmhanen
unnd die muetwillig widerspenstigen der oberkeit
zur straf ahnpringen.

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