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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0526
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Wied

Wurden sie aber hirbei fahrleßigh befunden, sollen
dieselb mit doppeler straff unauspleiblich belegt
werden.
Cap. 8:
Vom diebstall und heimlicher verfortheilung.
Art. 1. Es vergreiffen sich ebenergestalt wieder Got-
tes gebott und die liebe des nechsten, die sich des
diebstals befleißigen, den leuten bei nachtlicher weil
oder sonsten in ihre heußer steigen oder etwas heim-
oder offentlich entfrembten, die mit bößen tücken
und anschlägen, mit falschem gewicht, ehlen und
maß, falscher wahr und dergleichen dingen mehr
umbgehen. Darumb wollen wir solche lästere hiemit
ernstlich verbotten und einen jeden ermahnet ha-
ben, sich nicht allein des stehlens und raubens, son-
dern auch aller obangeregter und anderer mehr ohn-
gezimpter händell zu enthalten und in seinen gewer-
ben sich alßo zu erzeigen, das er ein gutt gewißen
behalten und einiger unerbaren thatten nicht uber-
zeugt werden mögte. Wurde sich aber jemandts hir-
wieder vergrieffen, wollen wir denselben nach ge-
stalter sachen an leib und gutt ernstlich straffen laß-
en.ε
2. ζUnd dieweil wir berichtet werden, das daß fisch-
und krebs stehlen, haßen fangen und dergleichen
uberhandt nimbt, wir auch selbst damit nicht ver-
schonet, sondern auß den gehegten weiern und wa-
ßern bei unßer hoffhaltung unverschembter, diebi-
scher weiße bestolen werden und sonderlich
3. die feldt- jund gartherf diebereiη31 in ublichem
schwangh ist und nemandt das seinige recht behal-

ε Sollen nach gestalten verbrechungen ahn leib und gutt
gestrafft werden.
ζ Von fisch dieben.
η Feldt- und gartendieberey. NB: Ein schnapgalgen uf der
brücken zu Runckell inn die lohn zu machen, gebe die
meiste forcht und besten gehorsamb.
θ Ungebürliche weg und steg durch wisen, ecker und gär-
ten.
ι Soll alles bey leibs- und gutsstraff verbotten und die uff-
sicht den schultheissen, geschwornen und feldtschützen
ahnbevolhen sein.
κ Flachs oder hanff in die bäch und fliessende wasser zu
legen soll bey straff 10 fl. verbotten sein, sondern solle

ten kan, sondern das obst von den beumen, das graß
auß der garten und wießen, die frucht auff den ak-
kern heimlich gestohlen, die zeune zerbrochen und
verbrant, die schlößer von den garten th[rn abge-
rißen, |27| item ungeburliche wegh,θ einem andern
durch seine wießen, äcker und gärten gemacht und
sonsten andere unverantwortliche sachen gedrieben
und ins werck gericht werden, so wollen wir solches
alles bei unnachleßiger leibs- und gelts straff ernst-
lich verbotten,ι auch unßern beampten und dienern,
sonderlich den schultheißen und geschwornen und
feltschützen befohlen haben, uff alle vorgeschriebe-
ne sachen fleißige acht zu geben, die verbrechere
ohnnachleßigh anzumelden, zur hafft zu pringen
und ferner unßere verordnungen und straff, die wir
inen nach erwegung aller umbstenden und ihres ex-
cess ufferlegen werden, gewertigh zu sein.
4. κWir wollen auch nicht gestatten, das der flachs
oder hanff in die bäche oder andere fließende waßer
gelegt und dadurch die wäßer und fisch verdorben
werden sollen, sondern es soll meniglich bei 10 fl.
straff und verlust des flachß und hanffs sich deßen
enthalten und ein jeglicher schuldigh sein, nicht al-
lein neben den fließenden waßern seine besondere
flachsgruben zuzurichten, sondern auch die bäche
an seinem gutt von allem gestreuch und anderen un-
rath rein und sauber zu halten und alßo zu verwah-
ren, das unß dahero kein schadt oder nachtheil ent-
stehen möge.
5. λEs gehoren auch under diße zahl die becker,
wein-, bier- und andere wirthe, so ihrem negsten mit
beßem brot, unwichtigen32 wecken und sonsten mit

ein jeder besondere sein gruben machen, das dahero ahn
der vischerey kein nachteil oder schaden gescheht.
λ Von Wein und becker ordnung.
j-j Fehlt Abschrift.
31 Zu Marginalie η: Schnappgalgen = Galgen, mit dem die
Delinquenten auf und ab geschnellt oder ins Wasser ge-
lassen wurden, vgl. Grimm, DWb 15, Sp. 1174; derar-
tige Bestrafungen waren in der Regel ohne direkte To-
desfolge, vgl. Grimm, DWb 4, Sp. 1168.
32 Sic! Wohl: ungewichtig, mit falschem, zu leichtem Ge-
wicht, vgl. Grimm, DWb 24, Sp. 912.

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