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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0530
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Wied

acht nehmen, dem gespüreten unfleiß einstellen, der
gebotten Gottes sich erinnern, die straffen, allen
verruchten gesetzt, zu gemuth ziehen, ihre seelen se-
ligkeit bedencken unnd ihnen die ehr Gottes mehr
alß etwa zeitliche gunst, ansehen der menschen oder
andere privat affecten unnd weltlichem schein ange-
legen sein lassen.
Unnd ob wir wol dem gewißen einigen zwanck oder
andere molestation anzuthun niemalß gemeinet ge-
weßen unnd noch nit sein, die christliche religion
auch also gethan, daß sie nit gezwungen, sondern
eingepflantzt, gelehret unnd fleissig geubet sein will,
|3| so sein wir nichts weniger schuldig unnd verbun-
den, auß tragendem obrigkeitlichem ampt auff daß
eusserliche exercitium unnd denn kirchgang fleissige
acht zu nehmen unnd mit zuzusehen, daß darin kein
seumbnuß verlaufe unnd auß privat einbildungen
unnd andern nebengezäncke einer oder ander zum
unfleiß und absonderlicher fantaseyen ursach ge-
winne.
Deßwegen wir dan unsere pastores unnd seelseorger
nicht allein zu fleissiger studien unnd embsiger ver-
richtung des Gottes diensts, auch ersamen, guten
wandell unnd messigem leben, damit disfals ahn ih-
nen keine fehl oder ander verthunliche klage mit
grundt uber sie vorgebracht werden möge, allerma-
sen auch hiebevor geschehen, abermalß ernstlich er-
innern, sondern ihnen auch bevehlen, das sie auff
ihre pfahrkindere fleissige acht nehmen, diejenige,
so im kirchgang, gebrauch der heyligen sacramenten
und andern christlichen verordnungen seumhafft
unnd nachlessig sein, zuforderts absonderlich vor
sich fordern, die ursachen solcher seumbnuß unnd
verachtung vornehmen, dieselb gebürlich und mit
bescheidenheit hindertreiben, sie zur besserung er-
mahnen unnd auß Gottes wort fleissig underrichten.
Wurden sie dan Gott die ehr geben unnd sich zur
besserung schicken, hat es dabey sein vorbleibens
und geschicht, waß ahn ihm selbst billich und recht
ist. Da aber hingegen einiger hartneckiger muthwill
unnd wiederspenstigkeitt gespürt wurde, so sollen
die pastores ihr ampt thun, ahn offentlichen ermah-
nungen und bußpredigen nichts ermangeln lassen

unnd, do solches nichts verfangen wolte, unsere
amptleut, rhät undt bevehlhabere umb gebürlich
einsehens ersuchen, auch wo nötig uns selbst hievon
berichten lassen und fernerer verordnung gewertig
sein.
[2.] Von kirchen, deren reparation, renthen
und andern hiebey vorfallenden mangelen.
Waß den vors ander den kirchen, deroselben gebe-
wen unnd renthen betrifft, wollen und befehlen wir
hiemit ernstlich, daß die kirchen an allen orten in
gutem dach unnd gefach, baw unnd besserung |4| ge-
halten unnd allen diesfalß eingewander klag abge-
holffen [werde]; zue solchem endt die kirchengefälle
durch die darzu verordnete kirchenpflegere unnd zu-
geordnete bawmeistere zu rechter zeit eingehoben,
woll unnd zu notturfftiger bezahlung der ordinari
aufgaben unverzuglich angewendet unnd davon die
biß noch ohneingeliefferte kirchenrechnungen ohne
lengern uffhalt zu unser cantzley Runckell schrifft-
lich ubergeben, wie auch alle kunfftige rechnungen
gleichsfals zu itzgemelter unserer cantzley järlichs
richtig geliefert unnd uns forters anhero geschickt,
auch bericht gethan werde, ob und waß für mängell
an einem oder anderm ort vorhanden, wie unnd wel-
cher gestalt dieselb gebessertt, die kirchen renthen
gesteigert oder sonsten mit den gefällen einiger
nutzlicher vortheill zue besserer erhaltung der kir-
chen unnd deroselben dienere geschafft werden mö-
ge.
Unnd weill hierbey vorlaufft, daß an etlichen örtern
guter verkaufft unnd unß so wol alß der gemein
nicht kundt gethan worden, wo unnd an welchem
ort daß gelt dafür angelegt und welcher gestalt da-
ruber versicherung geschehen seye, so soll die ge-
meine eines jeglichen orts umb besserer verordnung
willen schuldig sein, alsobaldt nach publication die-
se verbesserungs puncten, auch unerfordert unndt
unbefragt hiervon zu unserer cantzley Runckell ihre
diesfals habende beschwernusen, bericht unnd nach-
richtung schrifftlich eingeliefert, derselb von unsern
beampten ahngenommen, uns forters eingeschicht
unnd daruber unsere fernere verordnung erwartet
werden.

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