Wild- und Rheingrafschaft
gebenn unndt aber uber solcher bißanher wenig ge-
halten und kein ernstliche execution |4| der straf ge-
genn die uberfarer, furnemlich erstem, anderem
unndt funften punctens vermelter ordenungh, ver-
sphurt worden, ist derohalben ein merklicher un-
fleyß in besuchungh und anhorungh gotlichs worts
bey den auditoribus erwachsen, auch vil unerhorter
lesterungh Gottes undt neuer marter unndt wider
creutzigungh unsers liebsten heilandts ervolgt, dar-
zu allerley schlemmereyen, freßen undt sauffen, son-
derlichen zu den hohen festen, vilmehr dan gepürli-
chen gottesdhienst abgewartet werden.
Auf daß nuhn solchem veracht gesteurt unnd das-
jenig, so in einen abgangh khommen unnd gerathen,
widerumb in ein richtige ordenungh undt inß werck
bracht werden möcht, sehen unnß5 die ministros ec-
clesiae etc. für guth ahn, daß bey jeder kirchen in
der praefektur Rheingravenstein zween censores
constituirt undt geordnet wurden, welche zur zeyt
der verkundigungh gotlichs worts uf den sontägen,
hohen festen undt anderen feiertägen in predigten
vor- und nachmittagh ein vleysiges uffsehen true-
gen, so jemandt dero zeyt ausserha[l]b deß tempelß,
wie dan vilmal fast an orten beschicht, gesehen, die-
selbigenn inmaneten, die abweßenden aber notirten
undt verzeichnen liessen. |5|
Da alßdann einer oder mehr ohn erhafte geschefte,
hern oder leibs nach undt erlaubnuß seines pfarr-
herrnß seumhaft und abwesendt der predigt erfun-
den, solten dieselbigen, ein jeder insonderheit, er-
stenmalß der uberfahrungh den censoribus 3 alb.,
zum andern 6 alb. zur straf unnachleßlich erlegen
und zu dritter ubertrettungh der herrn straf verfal-
len sein.
Es sollen aber die censores die verfallene geltstrafen
jedeß orts nach beschehenen predigten bei den uber-
fahrenden alßbaldt infordern durch hilf eines schult-
5 Wohl der Amtmann als Protokollant; also: Die Kirchen-
diener verlangen von der Regierung, dass ...
6 Die Quatember-Tage waren im Hoch- und Spätmittelal-
ter vierteljährliche Fastentage (in der 1. Fastenwoche,
heißen oder zugeordneten pedeln. Undt solch gelt in
ein buchsen, darzu geordnet, gelegt werden.
Damit nuhn die constituirten censores zu vollbrin-
gungh ires ambts oder dhiensts desto vleyßiger ge-
spurth werden möchtenn, dünkete unß gerathen
sein, daß ienen, den censoribus, der dritte theyl ver-
fallener straffenn zur ergetzungh ireß dhienstes ge-
volgt und die uberigen zwey theyl den armen neben
gemeiner spenn[den] außgetheilt würden, welches
dan uf die vier gezeyten5 6 jedeß jars im beisein eines
ambtmans zu zeyten zum Rheingravenstein be-
schehen kundte, das wir doch dero herschaft zu gne-
digem gefallen heimgestellen. |6|
Diewil sich aber beneben allerhandt unordenungh
nit allein ein mercklicher unvleyß zu besuchungh
dern predigten bey den alten, wie obangezeigt, son-
dern auch bey dem jungen volkh, kinderen, knech-
ten, mägdten oder dhinstgesindt, furnemlichen zur
zeyt, da man den catechismum docirt, spurth, da-
rann dan die älteren, meister undt frawen, vornem-
lichen schuld tragen undt auserhalb dero kirchen ire
kinder undt gesinde zu vagiren unndt allen mutwil-
len gestatten, begeren wir, die ministri, daß in dem
auch einsehen von dero herschaft beschehe, damit
wir nit steinen unndt holtz dienen und unsern vleyß
in vortragh gotlichen worts umbsonsten und vergeb-
lichen anwenden.
Und seindt wir demnach den catechismum hinfüro
alle sontägh umb XII uhr nach mittag neben einer
predigt, wie die dan nach gelegenheit jedeß orts
undt dern zeytt, auch vor allem zu christlicher un-
derweisungh der zuhörer und warer propagation
gotlichs worts bestehen mag, ufs vleissigist vorzu-
tragen nach dem maß gotlicher gaben, so ein jeder
under unß entpfangen, durch hilf und beystandt deß
heyligen undt genaden geists einheliglichen ent-
schloßen undt wollen an unß, waß unß berufs und
der Pfingstwoche, der Woche nach Kreuzerhöhung
(14.9.) und der Woche nach Lucia (13.12.); vgl. LThK3
8, Sp. 764f.
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gebenn unndt aber uber solcher bißanher wenig ge-
halten und kein ernstliche execution |4| der straf ge-
genn die uberfarer, furnemlich erstem, anderem
unndt funften punctens vermelter ordenungh, ver-
sphurt worden, ist derohalben ein merklicher un-
fleyß in besuchungh und anhorungh gotlichs worts
bey den auditoribus erwachsen, auch vil unerhorter
lesterungh Gottes undt neuer marter unndt wider
creutzigungh unsers liebsten heilandts ervolgt, dar-
zu allerley schlemmereyen, freßen undt sauffen, son-
derlichen zu den hohen festen, vilmehr dan gepürli-
chen gottesdhienst abgewartet werden.
Auf daß nuhn solchem veracht gesteurt unnd das-
jenig, so in einen abgangh khommen unnd gerathen,
widerumb in ein richtige ordenungh undt inß werck
bracht werden möcht, sehen unnß5 die ministros ec-
clesiae etc. für guth ahn, daß bey jeder kirchen in
der praefektur Rheingravenstein zween censores
constituirt undt geordnet wurden, welche zur zeyt
der verkundigungh gotlichs worts uf den sontägen,
hohen festen undt anderen feiertägen in predigten
vor- und nachmittagh ein vleysiges uffsehen true-
gen, so jemandt dero zeyt ausserha[l]b deß tempelß,
wie dan vilmal fast an orten beschicht, gesehen, die-
selbigenn inmaneten, die abweßenden aber notirten
undt verzeichnen liessen. |5|
Da alßdann einer oder mehr ohn erhafte geschefte,
hern oder leibs nach undt erlaubnuß seines pfarr-
herrnß seumhaft und abwesendt der predigt erfun-
den, solten dieselbigen, ein jeder insonderheit, er-
stenmalß der uberfahrungh den censoribus 3 alb.,
zum andern 6 alb. zur straf unnachleßlich erlegen
und zu dritter ubertrettungh der herrn straf verfal-
len sein.
Es sollen aber die censores die verfallene geltstrafen
jedeß orts nach beschehenen predigten bei den uber-
fahrenden alßbaldt infordern durch hilf eines schult-
5 Wohl der Amtmann als Protokollant; also: Die Kirchen-
diener verlangen von der Regierung, dass ...
6 Die Quatember-Tage waren im Hoch- und Spätmittelal-
ter vierteljährliche Fastentage (in der 1. Fastenwoche,
heißen oder zugeordneten pedeln. Undt solch gelt in
ein buchsen, darzu geordnet, gelegt werden.
Damit nuhn die constituirten censores zu vollbrin-
gungh ires ambts oder dhiensts desto vleyßiger ge-
spurth werden möchtenn, dünkete unß gerathen
sein, daß ienen, den censoribus, der dritte theyl ver-
fallener straffenn zur ergetzungh ireß dhienstes ge-
volgt und die uberigen zwey theyl den armen neben
gemeiner spenn[den] außgetheilt würden, welches
dan uf die vier gezeyten5 6 jedeß jars im beisein eines
ambtmans zu zeyten zum Rheingravenstein be-
schehen kundte, das wir doch dero herschaft zu gne-
digem gefallen heimgestellen. |6|
Diewil sich aber beneben allerhandt unordenungh
nit allein ein mercklicher unvleyß zu besuchungh
dern predigten bey den alten, wie obangezeigt, son-
dern auch bey dem jungen volkh, kinderen, knech-
ten, mägdten oder dhinstgesindt, furnemlichen zur
zeyt, da man den catechismum docirt, spurth, da-
rann dan die älteren, meister undt frawen, vornem-
lichen schuld tragen undt auserhalb dero kirchen ire
kinder undt gesinde zu vagiren unndt allen mutwil-
len gestatten, begeren wir, die ministri, daß in dem
auch einsehen von dero herschaft beschehe, damit
wir nit steinen unndt holtz dienen und unsern vleyß
in vortragh gotlichen worts umbsonsten und vergeb-
lichen anwenden.
Und seindt wir demnach den catechismum hinfüro
alle sontägh umb XII uhr nach mittag neben einer
predigt, wie die dan nach gelegenheit jedeß orts
undt dern zeytt, auch vor allem zu christlicher un-
derweisungh der zuhörer und warer propagation
gotlichs worts bestehen mag, ufs vleissigist vorzu-
tragen nach dem maß gotlicher gaben, so ein jeder
under unß entpfangen, durch hilf und beystandt deß
heyligen undt genaden geists einheliglichen ent-
schloßen undt wollen an unß, waß unß berufs und
der Pfingstwoche, der Woche nach Kreuzerhöhung
(14.9.) und der Woche nach Lucia (13.12.); vgl. LThK3
8, Sp. 764f.
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