Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0138
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wild- und Rheingrafschaft

Gott schuff den menschen ihm selbst zum bilde,
ja, zum bilde Gottes schuff er ihn und schuff sie ein
mänlein und fräwlein. Und Gott segnet sie und
sprach zu ihnen: Seidt fruchtbar und mehret euch
und füllet die erden und macht sie euch underthan
und herschet uber fisch im meer undt uber die vögel
unterm himmel und uber alles thier, daß auff erden
kreucht. Und Gott sahe alles, waß er gemacht hatt,
und siehe da, es wahr alles sehr gut.155
Darumb spricht auch Salomon:
Wer ein ehefraw findet, der findet etwaß guts
und schöpffet segen von dem herrn.156
Zum fünfften sollen sie auch hören daß creutz, daß
Gott auf den ehelichen standt geleget |62v| hatt,
dann also sprach Gott zum weibe Gen. 3:
Ich wil dir viel schmertzen schaffen, wann du
schwanger wirst. Du solst deine kinder mit schmert-
zen gebehren und dein wil soll deinem man under-
worffen sein und er soll dein herr sein.
Unndt zum mann sprach Gott: Dieweil du ge-
horchet hast der stimme deines weibs und geßen von
dem baum, davon ich dir geboth und sprach: du solt
nicht davon eßen! Verfluchet sei der acker umb dei-
net willen, mit kummer soltu dich darauf nehren
dein leben lang. Dornen und disteln soll er dir tra-
gen und solt daß kraut auff dem felde eßen. Im
schweiß deines angesicht soltu dein brodt eßen, biß
daß du wider zur erden werdest, darvon du genom-
men bist. Dann du bist erde und solt zur erden wer-
den.157
Zum sechsten und letzten soll neben dem creutz
auch der trost und unterhaltung in dem creutz ver-
mercket werden. Dann unßer herr Christus hat die
sünde, umb dero willen der mensch mit dem creutz
beladen wirtt, auf sich genohmen und gebüßet, auch
durch sein creutz denen, so an ihn glauben, gesegnet
und geheiliget. Darumb sagt der psalm vom manne:

q Von Fußnote p S. 633 bis hierher aus KO Kurpfalz 1556,
vgl. Sehling, EKO XIV, S. 270f.

155 Gen 1,27-31.
156 Spr 18,22.
157 Gen 3.

Wohl dem, der den herrn fürchtet und auff sei-
nem wege gehet. Du wirst dich ernehren mit deiner
handt arbeit, wohl dir, du hast es gut.158
So schreibt auch St. Paulus vom weibe also:
Daß weib wirt selig von kinderzeugen, so sie
bleibt |63r| im glauben unnd in der liebe und in
der heiligunge sambt der zucht159, 1. Timoth.
2.160q
Nach diesen verlesenen stücken spreche der pfarrer
also erstlich den breutigam ahn:
N., wolt ihr uf solche vorgelesene stück göttli-
ches worts euch in ewerm künfftigen ehestandt ver-
halten und begert gegenwertige N. zu ewerm eheli-
chen gemahl, wollet derselbigen auch alle eheliche
liebe und trewe beweißen und sie die tage euwers
lebens nicht laßen, antwortet: Ja.
Hernacher spreche er auch die braut also ahn:
N., wollet ihr euch auff solche vorgeleßene stück
gottliches worts in ewerem künfftigen ehestandt
verhalten und begehret hinwiderumb gegenwertigen
N. zu ewerm ehelichen gemahl, wollet demselben
auch alle eheliche liebe und trewe beweißen undt ihn
die tage ewers lebens nit laßen, antworttet: Ja.
Der pfarrer spricht weitter:
Wann dann diß nun also ewer beider wil und
meinung ist, so wollet einander für dießer gemein
ewere hände undt trewe geben.
Wann sie nun einander die hände gegeben, so faße
der pfarrer dieselbige sambtlich und spreche also:
Dieße ewer eheliche pflicht, so ihr alhie thut für
dem angesicht Gottes undt für seiner |63v| heiligen
gemeine, bestettige ich euch undt spreche euch ehe-
lich zusammen im namen Gottes, [des] vatters undt
deß sohns undt deß h. geistes, Amen. Waß Gott zu-
sammen gefucht161, daß soll der mensch nit schei-
den.162

158 Ps 128,2.
159 Konjektur für: zeit.
160 1 Tim 2,15.
161 Sic!
162 Mt 19,6.

634
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften