Einleitung
intendenten Daniel Tossanus als die leitende Gestalt erscheinen.24 Sonst aber ist das synodale System
beherrschend.
Trotz des geringen Umfangs seines Landes und der Begrenztheit seiner Mittel hat Johann Casimir in
diesen Jahren zweimal, 1573/79 in den Niederlanden und 1583 im Erzstift Köln, mit Truppenkontingenten
interveniert. Seine hochfliegenden Pläne freilich verwirklichten sich nicht. Im Kriegslager zu Ramersdorf
erreichte ihn am 16. Oktober 1583 die Nachricht vom Ableben seines kurfürstlichen Bruders. In einem
dreitägigen Ritt eilte er nach Heidelberg, um die Administration der Kurpfalz anzutreten. Damit mündet
die kirchliche Gesetzgebung der Ämter Johann Casimirs nach einer kurzen Übergangszeit wieder in die der
gesamten Kurpfalz ein.
VII. Die Regierungszeit Johann Casimirs als Administrators der Kurpfalz (1583-1592)
Ohne grosse Skrupel und mit tatkräftiger Eile hat sich Johann Casimir als Administrator (1583-1592)
sofort und wirkungsvoll die Regierung des verwaisten Landes angeeignet. Sein Recht dazu leitete er aus der
Goldenen Bulle und einer diesbezüglichen Testamentsbestimmung seines Vaters her. Bereits vor der Beerdi-
gung des Bruders und noch vor der Eröffnung des Testaments nahm er Huldigungen der Untertanen ein.
Durch Handstreiche setzte er sich in den Besitz der Testamentsexemplare, die in Amberg und Heidelberg
bei der Universität lagerten, sodass die von Ludwig bestellten Kontutoren nur durch vertrauliche Mittei-
lungen der Verstorbenen von ihrer Bestellung zu solchen wussten. Insbesondere Ludwig von Württemberg
wollte aus Sorge um die Erziehung des Kurprinzen und um das Schicksal der kurpfälzischen lutherischen
Kirche die alleinige Herrschaft Johann Casimirs um jeden Preis verhindern. Doch wurde ein beim Reichs-
kammergericht eröffneter Prozess vom Pfalzgrafen mit Absicht verschleppt. Die kaiserliche Belehnung für
ihn war schon im Mai 1585 ausgefertigt. Und als 1589 eine gerichtliche Entscheidung gegen ihn fiel, hatte er
bereits in allen strittigen Fragen Tatsachen geschaffen, die nicht mehr rückgängig zu machen waren. Eine
Erklärung des Kurprinzen von 1590 zugunsten seines Onkels machte den Streit schliesslich gegenstandslos.
Johann Casimir hatte schon 1584 die lutherischen Erzieher seines Mündels entlassen und ihm an deren
Stelle die Reformierten Otto von Grünrad als Hofmeister und Michael Lingelsheim, Christoph Perbrant
und Bartholomaeus Pitiscus als Lehrer verordnet. Behauptungen lutherischer Fürsten, dass der kleine
Kurprinz unter Tränen zum reformierten Gottesdienst gezwungen worden sei, erscheinen wenig glaubwür-
dig. Vielmehr entwickelte sich sein Verhältnis zu seinem Vormund ausgesprochen herzlich.
Der wissenschaftliche Rang seiner Lehrer bürgt für die Qualität der Erziehung. Und Friedrich IV..
dankte diesen später dadurch, dass er sie in hohe Ämter erhob. Das wichtigste Ergebnis dieser Erziehung
war, dass Friedrich IV. als Erwachsener in politischem Konzept und reformiertem Bekenntnis völlig in die
Fusstapfen des Onkels trat.
Johann Casimir scheint nicht von vorneherein einen völligen Wandel in den kirchlichen Verhältnissen
Heidelbergs und der Kurpfalz beabsichtigt zu haben. Das Leichenbegängnis und die Leichenpredigten für
Ludwig VI. wurden von lutherischen Theologen gehalten. Aber Christoph Ehem als Kanzler und Daniel
Tossanus als Hofprediger, beide einstmals unter schweren Anklagen aus Heidelberg entfernt, drängten den
Fürsten weiter.25 Als eine Petition von Hofleuten und Heidelberger Bürgern eine Kirche für den reformierten
24 Ohne dass man ihn mit Cuno I, S. 126-127 als 25 Für das Folgende sind die zeitgenössischen Schriften zu
Generalsuperintendenten bezeichnen könnte; vgl. dazu vergleichen: Warhafter Bericht von der vorgenommenen
die korrekte und amtliche Adresse unserer Nr. 88. Verbesserung in Kirchen und Schulen der churfürstlichen
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intendenten Daniel Tossanus als die leitende Gestalt erscheinen.24 Sonst aber ist das synodale System
beherrschend.
Trotz des geringen Umfangs seines Landes und der Begrenztheit seiner Mittel hat Johann Casimir in
diesen Jahren zweimal, 1573/79 in den Niederlanden und 1583 im Erzstift Köln, mit Truppenkontingenten
interveniert. Seine hochfliegenden Pläne freilich verwirklichten sich nicht. Im Kriegslager zu Ramersdorf
erreichte ihn am 16. Oktober 1583 die Nachricht vom Ableben seines kurfürstlichen Bruders. In einem
dreitägigen Ritt eilte er nach Heidelberg, um die Administration der Kurpfalz anzutreten. Damit mündet
die kirchliche Gesetzgebung der Ämter Johann Casimirs nach einer kurzen Übergangszeit wieder in die der
gesamten Kurpfalz ein.
VII. Die Regierungszeit Johann Casimirs als Administrators der Kurpfalz (1583-1592)
Ohne grosse Skrupel und mit tatkräftiger Eile hat sich Johann Casimir als Administrator (1583-1592)
sofort und wirkungsvoll die Regierung des verwaisten Landes angeeignet. Sein Recht dazu leitete er aus der
Goldenen Bulle und einer diesbezüglichen Testamentsbestimmung seines Vaters her. Bereits vor der Beerdi-
gung des Bruders und noch vor der Eröffnung des Testaments nahm er Huldigungen der Untertanen ein.
Durch Handstreiche setzte er sich in den Besitz der Testamentsexemplare, die in Amberg und Heidelberg
bei der Universität lagerten, sodass die von Ludwig bestellten Kontutoren nur durch vertrauliche Mittei-
lungen der Verstorbenen von ihrer Bestellung zu solchen wussten. Insbesondere Ludwig von Württemberg
wollte aus Sorge um die Erziehung des Kurprinzen und um das Schicksal der kurpfälzischen lutherischen
Kirche die alleinige Herrschaft Johann Casimirs um jeden Preis verhindern. Doch wurde ein beim Reichs-
kammergericht eröffneter Prozess vom Pfalzgrafen mit Absicht verschleppt. Die kaiserliche Belehnung für
ihn war schon im Mai 1585 ausgefertigt. Und als 1589 eine gerichtliche Entscheidung gegen ihn fiel, hatte er
bereits in allen strittigen Fragen Tatsachen geschaffen, die nicht mehr rückgängig zu machen waren. Eine
Erklärung des Kurprinzen von 1590 zugunsten seines Onkels machte den Streit schliesslich gegenstandslos.
Johann Casimir hatte schon 1584 die lutherischen Erzieher seines Mündels entlassen und ihm an deren
Stelle die Reformierten Otto von Grünrad als Hofmeister und Michael Lingelsheim, Christoph Perbrant
und Bartholomaeus Pitiscus als Lehrer verordnet. Behauptungen lutherischer Fürsten, dass der kleine
Kurprinz unter Tränen zum reformierten Gottesdienst gezwungen worden sei, erscheinen wenig glaubwür-
dig. Vielmehr entwickelte sich sein Verhältnis zu seinem Vormund ausgesprochen herzlich.
Der wissenschaftliche Rang seiner Lehrer bürgt für die Qualität der Erziehung. Und Friedrich IV..
dankte diesen später dadurch, dass er sie in hohe Ämter erhob. Das wichtigste Ergebnis dieser Erziehung
war, dass Friedrich IV. als Erwachsener in politischem Konzept und reformiertem Bekenntnis völlig in die
Fusstapfen des Onkels trat.
Johann Casimir scheint nicht von vorneherein einen völligen Wandel in den kirchlichen Verhältnissen
Heidelbergs und der Kurpfalz beabsichtigt zu haben. Das Leichenbegängnis und die Leichenpredigten für
Ludwig VI. wurden von lutherischen Theologen gehalten. Aber Christoph Ehem als Kanzler und Daniel
Tossanus als Hofprediger, beide einstmals unter schweren Anklagen aus Heidelberg entfernt, drängten den
Fürsten weiter.25 Als eine Petition von Hofleuten und Heidelberger Bürgern eine Kirche für den reformierten
24 Ohne dass man ihn mit Cuno I, S. 126-127 als 25 Für das Folgende sind die zeitgenössischen Schriften zu
Generalsuperintendenten bezeichnen könnte; vgl. dazu vergleichen: Warhafter Bericht von der vorgenommenen
die korrekte und amtliche Adresse unserer Nr. 88. Verbesserung in Kirchen und Schulen der churfürstlichen
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