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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0270
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Kurpfalz

Zu solchem irem verrichten, insonderheit zum
weschen und seubern sollen iro diejenige meidtlin, so
etwas erwachsen, ahn handt gehen und mit zugrei-
fen.
Item die kindermutter soll ihr auch mit allem
ernst feuer und liecht in guter gewahrsam halten,
das kein schadtv darauß endstehe, laßen angelegen
sein.
Schlieslichen aber, demnach nicht alles, was die not-
turft dießer kinder wegen erfordert, hierin so aigent-
lich kann specificirt werden, sonder die gelegenheit
und erfahrung es von tag zu tag mit sich pringen
würdt, ein kindermutter sich selbsten darin zu
schikken wißen, wie sie dann hiemit zu solchem al-
lem fürnemlich dießem hauß und kindern treu und
holdt, auch in allen pillichen dingen den keller und
kellerin zu gehorsamen und ohne ire vorwißen nicht
uß dem hauß zu gehen soll verbunden undt pflichtig
sein, wie einer ehrlibenden matronen gepürt und
wohl ansteet, sonder geverde.
Dann schließlichen die kinder insgemein anlan-
gent, soll deren keins weder durch schaffnern, sein
haußfrau woder anderew in dießes waißenhauß uf-
oder einnemenx oder einkommen laßen, es sey dan
zuvor deßwegen churfürstlicher Pfaltz gnedigster
consenß und der verwaltung bevelch fürgangen und
ein schaffner insinuirty, auch die einnemung orden-
lich anbevohlen worden.
Undt nachdem denselben nechst Gott von ermelter
churfürstlicher Pfaltz die höchste wohlthatz wider-
fahren thut, daß sie nit allein ahn ihren seelen undt
gemüthern mit gottseeliger, christlicher underrich-
tung, sonder auch ahn leib mit speißa, tranck, pfleg,
wartung, kleider und anderer leiblicher notturft
gleichsamb vaterlich undb wohl versorgt und erzo-
gen werden, so sollen sie schuldig und verpunden
sein, den allmechtigen Gott für solche ire gnedige

v Wundt: feuer.
w-w Fehlt bei Wundt.
x Wundt: angenommen.
y Wundt: insonuirt.
z Wundt: wohlfahrt.
a Wundt fügt hier ein: und.

obrigkeit und alle deroselbige angehörige und die
gantze Pfaltz umb zeitlichen undt ewigen segen und
wohlfhart embsigs und innigsc vleiß die tag ihres le-
bens anzuruefend und sich gegen denselbigen aller
schuldigsten underthenigsten danckbarkeit zu be-
fleißen.
Sie sollen auch in allweg verpflichtet und verbunden
sein, der Pfaltz für andern herrschaften zu dienen,
nach erlangtem mannlichem alter sich in der Pfaltz
haußhebliche zu setzen, damit sie desto fugsamer uf
zutragende fell mit iren diensten sich schuldiger
danckbarkeit befindtlich erweißen mögen.
Es soll auch weder schaffner, sein haußfrau oder je-
mands anderß in dießem hauß macht haben, dißer
waißenkinder eins oder mehr ires gefallens für sich
selbst und ohne vorwißen oder bewilligung der ver-
waltung außerm hauß abzuschaffen, zu dinsten oder
sonstenf anderwerts underzuschleifen, sonder, wan
die knaben zu iren jarn kommen, daß sie zum stu-
dirn oder handtwerck qualificirt, soll ein waißen-
schafner dieselbige bey der verwaltung anzeigen, da-
mit alßdann durch dieselbige solche knaben entwe-
der zun schulen promoviren oder zu handtwerckern
und andern ehrlichen gescheften undergepracht und
befürdert werden mögen.
[Verdingung zum handtwerckh. Lehr- und
verdinggelt. Kleidung in den lehrjahren.]
Uf welchen fall dann, wie herkommen, denjenigen
meistern, denen sie also durch verwaltung zur lehr
eingedingt werden, daß lehrgeldt sampt, was den
zunften und meistern in dergleichen verdingungen
der lehrjungen zu erlegen preuchig, von des waißen-
hauß gefellen entrichtet, auch ihnen, den jungen,
zeit wehrender lehrjahren nottürftig kleidung durch
ein schaffner gegeben und verrechnet werden soll,

b Dehlt hier bei Wundt.
c Wundt: innigsten.
d Wundt: anrufen.
e Wundt: haushältig.
f Fehlt bei Wundt.

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