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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0033

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3. Der Merseburger Synodalunterricht 1544, mit den Abänderungen etc. 1545.

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vormessen hin und wider geschehen) die alten
lehrer, die sie villeicht zum teil nicht gesehen,
ane unterschid fur dem gemeinen man, nicht
schimpflich vorachten wollen, dadurch vil leute
geergert. Dan ob wol da sie der schrift nicht zu
weilen gemes gelert, sie nicht zuhalten seint,
sondern ihren schriften die gotliche schrift weit
fur zu sezen, wie auch S. Augustinus der furnemist
lehrer sein schrift weit unter die heilige schrift
geworfen und gehalten haben, so haben sie doch
viel guts und nüzliches geschrieben, das keins
weges zuvorachten. Darümb sol man von ihnen
auch nicht schimpflich sondern ehrlich reden.
Wurden auch etliche, sogleich in ihrem leben
rohe, und der hochwirdigen sacrament nicht ge-
braucht, in ihrem lezten desselbig begehren, soll
ihnen nicht vorsagt werden. Wie wol die pfarher
mit vleis die leut ermahnen sollen, das sie ihre
busse bis ins lezte nicht sparen, und weil sie noch
gesunt, der hochwirdigen sacrament oft gebrauchen
wollen.
Wo1) sie noch papisten haben, sollen sie sich
bevleissigen, die von ihrem irthumb abzuwenden,
und das mit allem glimpf und gütickeit und grunt
der heiligen schrift, und sie sonderlich erst dahin
bringen, das sie der schrift glauben geben, dan
sein sie fast gewonnen.
Und sollen sich sunst in ungut mit ihnen
ader andern nicht ergern ader einlegen, sondern
die uns2) anzeigen; sol als dan was noth vor-
mittels gotlicher hulf weiter bedacht werden.
Vormerken sie auch schwermer, widerteufer3),
ander sectarier, auch von ihren mitbrudern den
pfarhern (da fur gott sei) solche oder dergleichen
ader auch papistische falsche lehr, sollen sie die
bei ihren pflichten keins weges uns4) vorhalten.
Doch5) wie obenberurt sollen sie nimands
selbst zubannen sich anmassen, dan solches gehort
dem consistorio, nach auch nimandes an unser6)
vorwissen7) ecclesiasticam sepulturam denegiren,
es sein dan offentlich felle, da8) offentlich
ergernis inne stunde9).

1) B. Titel: Wies mit den widersachern zu handeln.
2) B.: einem jeden superattendenten anzeigen, durch
welche und ihre zugeordnete, do es von nothen, an das
consistorium zu gelangen.
3) B. Zusatz: Sacramentirer oder.
4) B.: „uns“ ist gestrichen.
5) B. Titel: Von der begrebnus und verbauten.
6) B.: „unser“ gestrichen.
7) B. Zusatz: der superintendenten.
8) B.: von da — stunde in B. gestrichen.
9) B. Zusatz: Als do imandes von wegen der lahr
ader unbusfertigen leben in offentlichen ban gethan
und ohne absolution darinnen versterben wurde, und
einen solchen solt man auch gar nicht under den andern
christen, sondern ausserhalb des kirchhofes ader gots-
ackers begraben. Welcher aber ahne empfahung
des hochwirdigen sacraments vorschieden, und wislich

Sie wollen auch mit den kranken wegen
ihrer testament nicht sonderlich practiken machen,
damit die freunde hin furder sich scheuen mochten,
sie zu fodern, noch auch sonderliche neue eigne
aufsetze in accidentalibus anrichten, sondern es
bei den vorigen, bis es in der visitation besser
vorordent, bleiben lassen. Welche auch mehr dan
ein dorf zuversorgen, das sie der keins vorseumen,
und, wie es verordent, der leute mit predigen und
sacrament reichen vleissig pflegen. Wirdet aber
der vorseumlickeit halben clage kommen, sol es
mit ernste gestrafet werden.
In summa wollen sich die pfarher kegen ihren
befolenen scheflein als getreuen hirten erzeigen,
nicht mit ihnen zanken, hadern, noch die leute
stormig anfahren, oder abweisen, sondern freunt-
lich und gutlich, damit sie vormerken, das sie
geliebt, und das man nicht das ihre, sondern ihre
selickeit suche. Ane zweifel, wo sich die pfarher
selber in der lahr und gotlichem ampt gebürlich
erzeigen, got auch zuvoderst umb gnade bitten,
so wirt der almechtige sein gnad und gedeien
geben, das sich das volk so viel bass darzu schicke,
und abgotwil viel gewunnen werden, die izo noch
widersacher sein, und dan mehr gegen ihnen aus
liebe thun, dan sie pflichtig, ader durch zwang
genotiget Wurde auch gleich imand undankpar
sein, ader sich nicht bessern wollen, wie auch die
liebe apostel und Christus selber die viel erduldet,
musten sie es gotte befelen, und sich des freuen, das
der mangel bei ihnen nicht gewesen, und gleich-
wol ihr muhe und arbeit bei vilen fruchtbar, und
nicht vorgeblich, des ihnen am jüngsten tage ihr
preise, ehr und corona sein sol1) .
wer, das er es lange zeit aus verachtung underlassen
und doch noch nicht in offentlichen ban gethan were,
denselben mochten seine freunde und nachparn, wohin
sie wolten, such auf den gotsacker legen, aber dabei
solten die kirchendiener und schule nicht erscheinen
noch einige gewonliche solemnitet gehalten werden.
Wurde aber imandes so in offentlichem ban were
fur seinem letzten von seinem pfarher absolutionem be-
gehren, sol sie ihn sampt dem sacrament und christ-
lichen begrebnis auf den fal nicht vorsaget werden.
Aber ausserhalb desfals sol sich kein pfarher oder
superattendent imands von dem ban zuabsolviren ein-
lassen ahne erkentnus und befel des consistorii. Wurde
auch imant so verbannet, absolutionem begehren ader
auch ein ander so die gotliche lehr vorachtet und lengst
nicht communicirt, in seinem letzten sich erkennen und
gleichwol den priester nicht haben konte und darauf
mit anrufung des namen unsers herren Jesu Christi
abscheiden und des gezeugnis haben wurdet, demselben
solt man auch die begrebnus christlicher weise mit-
theilen, dan je der herr den schecher am creuz nicht
vorachtet, und sonst sollen die pfarher das begrebnus
mit gewonlichen leuten und singen vormuge der agenda
ehrlich halten und die leute von der auferstehung der
todten und evigen leben oftmals vleissig unterrichten.
1) Hier folgt in B. (vgl. die Cellische Kirchen-
ordnung und die Leipziger Beschlüsse von 1545):
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