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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0054

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Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen. I. Merseburg.

vorgebunge dieser und aller und anderer deiner1)
sunden durch Christum Jesum?
Da er antwortet, ja ich begere sie von herzen,
so frage er dan weiter: Gedenkestu2) den auch,
dein3) leben mit gotts hulfe zu bessern und nicht
ferner also zu sundigen ?
Da er sagen wurde, er wolde sich mit gotts
hulf bessern, alsdan spreche der pfarrer:
Wolan lieben freund Christi, ihr habt itzt
dieses N. N.4) offentlichen bekentnis selbst an-
gehoret,
Ich will euch aber vormanet haben , das ihr
diese offentliche busse und erkentnus der sunden
nicht vor vorgeblich spektakel, sondern vor ein
gross herlich werk achten und halten wollet,
daranne die gottliche majestat und die lieben
engel im himmel eine herzliche freude und wol-
gefallen haben, wie Christus Luce am 15. spricht:
Ich sage euch, das im himmel wird freude sein
fur den engeln gotts uber einen sunder, der busse
thut, fur neun und neunzig gerechten, die der busse
nicht bedurfen.
Widerumb aber muss auch das volgen, das
alle teufel in der hellen, auch die auf erden,
auch die in der luft sint, sich freuen mussen
uber einen sunder, welcher nicht busse thut, sun-
dern in seinem sundlichen leben mutwilliglichen
vorharret, gottes wort, die predigt von der busse,
von erkentnus und vorgebunge der sunden vor-
achtet.
Darumb last es euch keinen schimpf sein,
besser ein iglicher sein leben, thue busse, er-
kenne seine sunde, und gleube, das er vorgebung
der sunden aus gnaden durch Jesum Christum habe.
Zum letzten, wil ich euch vormanet haben,
das ihr in sonderheit auch vor diesen N. N.5)
wollet diese acht6) tage gott den herrn fleissig
bitten, das er ihme seine7) sunde, und zwar uns
allen auch unsere sunde umb Jesu Christi willen
gnediglichen wolle vergeben.
Kniet derhalben nieder und sprecht ein an-
dechtig vater unser.
Nach solchem gebete singe der pastor oder
caplan diesen vers:
Wir haben gesundiget mit unsern vetern etc.,
wir haben missgehandelt und seint gottlos gewesen.
Darauf lese man diese volgende und gemeine
collecta:
Her got himlischer vater, der du nicht lust
hast an der armen sunder tod, lessest sie auch
nicht gern verderben, sondern wilt, das sie bekert
werden und leben, wir bitten dich herzlich, du
wollest die wolvordinte strafe unserer sunde gne-
diglich abwenden und uns hinfort zubessern,
1) euer. 2) denkt ihr. 3) euer.
4) dieser zwei personen. 5) Jakob und Ca-
therina. 6) „acht“ durchstrichen. 7) ihnen ihre.

deine barmherzigkeit mildiglich vorleihen, umb
Jesus Christus unsers herrn willen. Amen,
Nach solchem gebet sol der pfarrher den
penitenten heissen aufstehen, und also zu ihm
sprechen: Lieber N. N., nachdem du itzunt offent-
lich vor dieser heiligen gemeine deine sunde be-
kant, und daruber die absolution gebeten, so
wollen wir dir dieselbige herzlich gerne mittheilen,
und seint dieser deiner busse halben hoch mit
den engeln im himmel erfreuet.
Auf das aber zuvor, eher du von solcher
schweren sunde des todtschlags1) und allen
andern etc., los gesprochen, deine bestendigkeit
in der busse dieser christlichen gemeine kunt
und offenbar werde, so soltu uber acht tage2)
nach der predigt, wider alhir her vor den altar
kommen, alsdan solstu von solcher deiner sunde,
und allen andern los gezelt werden, und die ab-
solution entpfangen, und dem leibe Christi wider
eingeleibt, auch zu dem gebrauch der hoch-
wirdigen sacramenten wider zugelassen werden,
Derhalben wollest diese acht3) tage gedult
tragen, und solch zeit uber got den herrn umb
vorgebung der sunden bitten, das wollen wir auch
fur dich fleissig thun. Wollest auch diese acht4) tage
ein nuchternes leben und christlichen wandel
furen, dich aller guten werk befleissigen, damit
wir mugen spuren, das es dein ernst sei, dan wo
es dein ernst nicht sein wurde, wurden wir auch
nicht, wie Christus bevohlen, die perlen fur die
seue werfen. Zu letzt spreche er: Gehe hin, (und
mache ein creuze und spreche:) Der herr sei mit
dir, amen.
Nach solchem fahe man den das officium
coenae dominicae an, der penitens sol auf das mahl
nicht zugelassen werden.
Wie der ander actus mit den penitenten
solle gehalten werden.
Das auf der canzel wurde nach der predigt
kurzlich dem volke angezeigt, wie das der
offentliche sunder N.5) sich widerumb als gehorsam
erzeige6), und sich7) mit der christlichen kirchen
vorsunen und absolution begere8). Demnach
vormane ich euch, wollet gott getreulich fur in9)
helfen bitten, und anrufen, das er ime10) war-
haftige erkentnis und bekentnis, auch herzliche reu
vorleihen wolle, damit er11) sich sönnen moge12)
nach der gnaden gotts, und durch den glauben an
Christum vorgebung der sunden und den heiligen

1) und mishandlung. 2) auf zukunftigen
donnerstag. 3) 4) „acht“ durchstrichen.
5) In Zerbst, Vol. V, fol. 213, Nr. 20a lautet der
Text: „die zwoen offentlichen sunder“. 6) erzeigen.
7) und sich. 8) begeren wollen.
9) sie. 10) inen. 11) sie. 12) mogen.
 
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