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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0076

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62 Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen,
dem ganzen gemeinen kirchen regiment in einer i
jeden stadt und gemein besonder, wie hernach
weiter darvon gesaget wird, derowegen wir auch
von bestellung der ämpter und aufnehmung der-
selben person hie erstlich in der gemeinen kasten-■
ordnung1) von eim jeden wie volgen wirdet, in-
sonderheit sagen wollen.
Das pfarampt.
Die kirchen ampter aber darnach weiter zue
regiren und zue ordenen ist dem pfarrern eines
jeden orts besonder, als einem aufseher und
pastorn der ganzen gemein in geistlichen sachen
zuestendig. Darneben geburt ihme auch das predig-
ampt, welches er zue gewonlichen tagen vleissig
treiben und auch auf die andern, so neben ihme
predigen, ein treulich aufsehen haben soll, das
allenthalben recht gelert und nirgent kein falsche
lehr eingefurt, das almosen den armen leuten
recht ausgetheilet, und die rechnung des gemeinen
kastens, wie sichs geburt, zur jeden zeit gehalten
werde, zue welchem ampt ein ganzer erbar rath
zue Neunburg, zue der zeit, da diese ordnung ge
stellet ist worden, durch gnedige foderung des
durchlauchtigsten hochgebornen fürsten und herrn,
herrn Johann Friedrichen, des heiligen römischen
reichs erzmarschalln- und churfürsten, herzogen
zue Sachsen, landgraven in Duringen, marggrafen
zue Meissen und burggrafen zue Magdeburg, unsers
gnedigsten herrn, einen doctorn der heiligen schrift,
mit namen Nicolaum Medelern von Wittenberg
gefodert und ihme dasselbige bevohlen hat, und
were billich und noth, das zue diesen ampt hin-
furder allezeit ein doctor, oder zuwenigsten ein
licentiatus theologiae gebraucht wurde.
Das predig ampt.
Dem predig ampt aber, so ferne dasselb
ausserhalb des pfarrers person weiter zue füren
und zuetreiben noth ist, werden die reichung der
sacrament zuegewandt, darzue dan zue diesem
mal von einem erbarn rathe mit wissen rath und
forderung des herrn pfarrers zwo personen ver-
ordenet und bestalt sein, nemblich ein magister
von Wittenberg und sonst ein ehrlicher priester,
welcher zu vorn auch lange jar dieser christlicher
gemein kirchendiener gewesen ist. — Was aber
nun die empter dieser dreier personen, des doctors,
als eines pfarrern, des magisters, als eines pre-
digers, und des andern herrn diaconi auszuerichten
weiter betreffen ist, findet man in des pfarrers
kirchenordenung, als in dem andern theil, und
zum theil in der schulordnunge, als in dem dritten
theil der religion, so hernach volgen wird.

Naumburg-Zeitz, Wurzen. III. Naumburg-Zeitz.
Das lehrampt aber ferner, welches umb unter-
schiedes wegen also genant und vom predigtampt
in dem geschieden wird, das es allein in die
schulen gehoret, ist zue diesem mal mit dreien
personen, als einem schulmeister, baccalaureo und
cantore bestellet. Was aber derselben ampt antrifft,
ist auch in einer eigenen schulordnung beschrieben
und ausgedrückt, welche als das dritte theil der
religion am ende volgen wirdet. Darnach heissen
wir weiter das diacon ampt aller der jenigen, so
weiter mit dienst der kirchen verhaft sein, als die
da die güter der kirchen einnehmen und ausgeben,
auch den armen leuten das almusen samlen und
austheilen, die mögen in gemein castenherrn ge-
nennet werden, welcher namen doch auch von
wegen irer unterschiedlichen empter unterschieden
sein, und werden nach einander also genennet:
die obersten castenherrn, spitalherrn, bitherrn,
kirchveter, der schulherr und kirchner, von denen
emptern einem jedem insonderheit folgen wirdet.
Von besoldung der kirchen und schul-
dienern.
Nachdem das einkommen des gemeinen gottes-
kasten zu itziger zeit gering und ungewiss, auch
die personen in solchen kirchen und schulemptern
an vorstand und geschicklichkeit, desgleichen mit
ihrer haushaltung ungleich sein, so mag denselben
zue iziger zeit keine gewisse besoldung allhier
in dieser ordnung benennet und bestetiget werden,
besondern es muss zur jeden zeit, so eine person
aufgenommen wirdet, derselben geschicklichkeit
und des gemeinen kastens vormugen mit vleiss
betracht und angesehen werden. Wen aber eines
gemeinen kastens vormugen gute besoldung zue-
geben sein wurde, so möcht man alsdan auch zur
jeden zeit, als der geschicktere person zu solchen
amptern bekommen. Dieweil aber zue dieser zeit
nicht mehr dan drei personen in der kirchen und
drei in der schulen zu dienern verordnet seind,
so wollte die noturft dieser kirchen und schulen
umb der menge des volkes und grossen jugend-
willen, an jedem ort1) auch die vierde person
erfordern, wo es in des gemeinen kasten, dieselbe
zue besolden vermögen sein möcht.
Vom organisten.
Nachdem aber des gemeinen kastens vormugen
nicht ist, einen organisten nach noturft alleine
zuebesolden, soll allezeit nach einen getrachtet
werden, der neben der orgel auch die jungfrau-
schul vorstehen2) kann, und so er dan von der
jungfrauschul seine besoldung hat, mag man ihme

1) Neumüller: gemeinen ordnung und von.

1) Neumüller und Dresden: an einem iden ort.
2) Neumüller: versehen.
 
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