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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0110

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Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen. IV. Wurzen.

und nachmittag das evangelion vom fest oder son-
tag treulich fuhren und predigen, wen sie schon
kein comunicanten hetten.
Die pfarrer und caplan sollen auch alleweg,
wen sie das abentmal Christi halten mit und neben
den comunicanten comuniciren, und das hochwirdig
sacrament empfahen.
Sie sollen das liebe gebet umb friede wider
den Turken, für unsere gnedigste und gnedige
landsfursten, und alle furfallende noth mit vleis
treiben.
Sie sollen auch niemands on vorgeende beicht
das hochwirdig sacrament reichen.
Sie sollen auch ein itzliche person in sonder-
heit und nicht bei haufen beicht horen und ab-
solviren, und sie in der beicht treulich vermanen,
und wie sie vom sacrament und andern christ-
lichen stucken bericht fragen.
Sie sollen die kranken von inen selbs be-
suchen und trosten.
Sie sollen jerlich zu vier malen die jugend
und kinder verhoren und sie das vater unser, den
glauben und zehen gebot leren, und den catechis-
mum und die kinderlere einfeltiglich handeln.
Sie sollen die feste Christi als weinachten,
neuen jarstag, epiphanie, purificationis, annuntia-
cionis, ostern, ascensionis, pfingsten, Johannis
baptiste im sommer visitationis Michaelis feierlich
halten, und sonderlich weinachten, ostern und
pfingsten zwen ganze tage gar feirlich, den dritten
frue vor mittag predigen.
An aposteltagen sollen die pfarrer frue das
evangelium von den aposteln predigen, darnach
mügen die leut wol arbeiten.
Sie sollen sich auch mit lehr und ceremonien
sich allenthalben mit der christlichen kirchen zu
Wittemberg vorgleichen, und sich mit keiner
frembden neuen und schwermerischen lehr und
opinion nicht verwirren noch beschmetzen.
Sie sollen auch von der visitatorn verordenung
nicht ubel reden.
Sie sollen auch bei dem begrebnüs sein.
Sie sollen auch die leut auf der canzel treu-
lich verwarnen, das man die, so nie oder in vil
jaren nicht nach christlicher einsetzung comunicirt
hetten, on kreuz pfarrer und cristlich lieder und
geseng und process bis auf weiter verordnung
herter straf, auch on glocken und geleut, den
andern zu einer scheu, schlechts hin in aller stil,
auch nicht neben den die christlich vorschieden
begraben soll.
Sie sollen sich auch allenthalben nach der
visitatoren zu Sachsen deutschen gedruckten under-
richt, und zum fürderlichsten nach den cere-
monien zu Wittenberg richten, und sich sonst
aller andern fremden und neuen kirchen orde-
nung gesenge und ceremonien genzlich enthalten.

Sie sollen die heimliche verlübnis treulich vor-
bieten,
Sie sollen sich der irrigen ehesachen nicht
understehen, sondern dieselben an den hern pfarrer
und superattendenten zu Wurzen weisen, endlich
durch das consistoriumb zu Wittemberg zuvor-
sprechen.
Sie sollen das sacrament im sacrament heus-
lain nicht verspert halten.
Die letanei sol man halten, also das knaben
und meidlein schulmeister und meisterinne, sampt
beiden schulen kindern dorbei sein.
Sie sollen auch keine mess anders denn im
mess gewand halten.
Sie sollen sich auch der kretzschmar, schwel-
gerei, leichtfertiger cleidung, spielen und doppelns
enthalten, und sich mit gottes hulf mit lehr cere-
monien und leben christlich, pristerlich und fried-
lich halten.
Alle pfarrer sollen auch vleissig vor allen
dingen der lehre und ires pfar ampts und selsorg
warten, und dasselbige durch die predige der buss,
des gesetz und evangelii, glauben und liebe, ge-
dult und auch die gute werk von got geboten mit
allen treuen vleis treiben, one welchs kein sel-
wartung oder recht christlich gemein bestehen
kann. Sie sollen auch mit hochstem vleis in der
bibel und heiligen schrift sich on unterlass uben,
damit sie das heilig wort gottes mit furcht handeln
mügen und teglich zunemen, wie Sant Paul zu
Timotheo schreibt: Lass dein zunemen ider man
kund werden, und das sie ob der reinen lehr des
heiligen evangelii wider alle rotten fest handeln.
Die pfarrer sollen auch sampt den predigern
und caplanen also handeln das ir keiner den
andern zu hoch beschwert oder uberschütt.
Die pfarrer sollen auch den gemeinen kasten-
und recht armut, auch beide schulen auf der
canzeln treulich furdern.
Die pfarrer sollen auch vleissig achtung darauf
haben, das nicht irrige lehr und streiten erwachsen,
und do dergleichen umstunde die leut darvon
weisen, do es aber nicht helfen würde, dem ampt
oder rat wo ein ider hingehert anzeigen, denselben
in einer benenten zeit zuvorkeufen zugebiten, und
sich ander wohin zuwenden.
Die pfarrer sollen auch drob sein, das die
armen in spiteln, desgleichen die aus schwacheit
oder vor alders in die kirchen nicht konnen
kommen, besucht und mit gottes wort getrost werden.
Wen auch die pfarheuser in beulich wesen
gebracht und aufgericht, so sollens die pfarrer in
beulichem wesen erhalden.
Es sollen auch die pfarrer und diacon die
gedruckte ordenung der visitatoren zu Sachsen,
zum fordersten die lateinisch, auch deutsch biblien
des hern doctoris Martini Lutheri, desgleichen
 
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