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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0143

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25. Ordenunge der religion der grafschaften Schwarzpurg und Stalberg. 1549.

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nimand zulassen, oder imanden reichen, sie haben
denn seinen glauben und verstand gehöret und
ihm die absolution mitgeteilet.
6. Die beicht sollen sie nicht abgehen lassen,
sondern als notdorftig erhalten, nicht aber auf
papistische weise, sondern wie im catechismo an-
gezeigt.
7. Den canonem majorem und minorem in
der messen wollen sie nicht lesen, sondern ganz
abthun.
Der gesenge salve regina, regina celi, königin
in den himmel sollen sie sich in der kirchen
enthalten, die weil sie der schrift nicht gemess
und lesterlich sein.
9. Es soll kein priester irget ein unzüchtige,
verdechtige person , oder kochin bei sich haben,
sondern dieselbige oder ein andere ledige in-
wendig sechs wochen zur ee nehmen, so er ohn
weib nicht sein wil adder kan, bei straf unseres
gnedigen herrn und verlirung seiner pfar.
10. Es soll auch kein pfarher das heilige
sacrament reichen imanden, so in ehbruch oder
unzüchtigem leben liegt, bis er das abstelle.
11. Es sollen die pfarhern und priester nicht
allein sich vordechtiger ceremonien enthalten,
sondern auch alles anhangs und zugangs berüch-
tigter personen, bei ernster straf unseres gnedigen
herrn.
12. Man soll braut und breutigam, so wirt-
schaft vorhanden, auf den ersten abend copulieren

und zusamen geben, und nicht bis auf den morgen
vorziehen.
13. Es sollen sich die priester der tabern
uud schenken enthalten, nicht sich mit den bauern
zu halben und ganzen vol trinken, dadurch sie
und das heilige evangelium verachtet werden.
14. Desgleichen sollen sich die priester alles
leichtfertigs spielen unter den leuten messigen
und enthalten bei straf von unserm gnedigen hern.
15. Auch sollen die pfarherrn zun teufeten
und begrebnus do zu essen trinken und setzen
nicht gehen, sie wurden den sonderlich dazu ge-
beten oder gefordert, den leuten zu beschwerung.
16. Es soll der pfarer das volk alt und
jung oft und fleissig vermanen, das sie wollen das
heilige sacrament des leibs und bluts entpfahen
im jar ein mal, zween oder wens ihm not, so aber
im and sich davon entzihen und als unchristlich
dahingehen wurde, dem wird man in seiner krank-
heit und letzten ende dasselbig versagen und straf
gewertig sein.
17. Die pfarhern sollen auch, wan sie zu
kranken gehen und sie mit dem sacrament des
leibs und bluts Christi versehen wollen, brot und
wein mit ihn zum kranken nehmen, desgleichen
einen kilch und im haus für den kranken wein
und brot mit den offentlichen worten Christi zu
teutsch consecriren und das sacrament aufs aller-
erwirdigst handeln, mit gedecktem tisch und licht
darauf.

25. Ordenunge der religion, wie es in grafschaften Schwarzpurg und Stalberg sall gehalten werden. 1549.
[Nach dem Fürstl. Archiv zu Rudolstadt, A. V, 4, Bl. 27b ff.]

Von der predigte und lare.
Es sollen die pfarhern und prediger ob allen
dingen das heilige evangelium nach inhalt und
vormöge gottlicher schrift treulich und vleissig
predigen und leren, das volk zun glauben, gott- I
licher liebe und forcht, zu gehorsam der oberkeit,
liebe des nechsten und aller gottseligkeit vor-
manen, sünde, laster, und boshait strafen, und sich
ungeburliches schentens und scheltens enthalten.
Auf die sonntag und festa sie zweie predigen,
vormittage das gewonliche evangelium, nach
mittage den catechismum ader die epistel.
In den steten sollen sie die wochen zwene tage
als mitwochen und freitag, zum wenigsten einen
tag auch predigen, und mag der prediger darzu
etwas aus der schrift für sich nemen, dadurch
das volk zur besserunge gereizet werde.
Vom reichunge der sacrament.
Erstlich sollen die pfarhern das heilige sacra-
ment des waren leibs und bluts Christi in beider ge-
stalt, nach des herrn einsetzunge ministriren reichen
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.

und geben, und in deutzer sprach taufen, damit
das volk mit sovil grosser andacht derselbigen
genissen, entpfahe, und dabei vorharre.
Von ceremonien und kirchen-ordnungen.
Erstlich wie es auf die feiertage soll gehalten
werden. In steten, da schulen sein soll, auf ein
sonntag ein metten des morgens mit drei psalmen,
lection aus der biblien und responsorien, darauf
singen das te deum laudamus deutsch ader latei-
nisch , ader den simbolum Athanasi quicumque
vult salvus etc., und darauf das benedictus mit
einer antiphon, und mit einer deutschen collecten
gewonlich beschliessen. Alzo das das alles aus
den heiligen schrift sein ader selbigen gemess.
Ordenunge des ampts der messe. Erstlich soll
man lateinisch singen introitum, kyrieleison,
gloria in excelsis, et in terra, darnach soll der
priester die collecten deutsch lesen und beschliessen
durch Jesum Christum, darauf antworten amen,
darnach die epistola lateinisch lesen und dar-
nach sich zu volk keren und deutsch sagen,
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