Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

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Die Schwarzburg’schen Herrschaften.

Vom wochentlichen predigten am
werkeltage.
Domit das volg in stetiger christlicher ubunge
bleibe, so werden in der wochen aufs wenigst zwo
predigten gethan, als dienstags und dornstags in
etlichen stetten, auch wol drei, als freitags darzu.
Auf den dörfern aber, da viel teglich arbeit
geschehen müssen, lest mans bei einer predigt
bleiben.
Und wird auf die dinstage zur predigt ge-
handelt ein textus aus dem alten testament, als
ein lection aus den propheten, oder büchern Mose;
dornstags aus dem neuen testament, als eines
evangelisten historia, oder eines apostels epistel,
freitags wird gehandelt die epistel, so am negst
vergangenen sontag zum amt verlesen worden.
Und werden in solchen wochen predigten sünder-
lich die stucke mit allem ernst und vleis getrieben,
die grund des glaubens an Jesum Christum führen
und zu einem gotfürchtigen, erbaren, christlichen
leben und wandel vermanen. Solche predigt wird
furmittage desto früer und kürzer gehalten, dor-
mit das gemeine volg, auch andern an ihren emp-
tern und beruf nicht mögen vorhindert und auf
gehalten werden. Zuerst wird ein psalm lateinisch
oder deutsch gesungen, dorauf der glaube, nach
dem glauben geschicht die predigt, wie itzt erzehlet.
Nach der predigt singet man ein kurzen gesang,
als: Erhalt uns herr bei deinem wort, . Es wolt
uns gott gnedig sein, Danksagen wir alle gott.
Auf dieser tage einem in der wochen, wen
die predigt aus ist, pflegt man die litanei zu
singen, das ist gemeine gebet für allerlei not und
für alle stende des ganzen christenthums. Drei
knaben sind mit weissen chorröcken angethan,
knien fur dem altar und singen den ersten chor.
Die schulknaben und die gemein versamlung ant-
worten und singen den andern chor. Darauf list
der capellan ein collect, und beschleust mit dem
segen, wie oben gemeldet, oder mit den worten:
der name des herrn sei gebenedeiet, dorauf die
kirche antwortet: von nun an bis in ewigkeit.
Von der kinder lehre.
Auf das auch die liebe jugent in den heupt-
stucken christlicher lehre und aller gotseligkeit
unterricht, geübet und auferzogen werde, so ist
geordnet, das auf die mitwoch im mittage, umb
12 hora die kinderlehre gehalten wird, volgender
gestalt, es geschicht ein pulsus mit einer oder
zween glocken. Indes versamlen sich die schüler,
kneblein und megdlein, in stedten und auf den
dörfern in die kirchen. Gottfürchtige eltern
schicken ire kinder und gesinde auch hinein. Da
fenget man erstlich an zu singen: Kom heiliger
geist erfülle die herzen deiner gleubigen etc.

Darnach singt man das stück des catechismi,
welchs man den kindern fursagen wil, als die zehen
gebot, den glauben, vater unser u. s. w. Wen
dieser gesang aus ist, so treten zweene knaben
auf, uber acht tage zween meglein und fraget
eines das andere fein, züchtig und mit gefaldenen
henden, ein stücke des catechismi, durch alle
fragen; das antwortet mit aller andacht und ver-
nünftig. Wenn solches stück vollendet, so fragen
sie einander die gemeinen fragen, was ein jeder
christ glauben und wissen sol, der da wil zur
beicht und sakrament gehen. Wen solche fragen
geschehen seind, so werden alsden. die kinder
eines nach dem andern alle examinirt und be-
fraget. Die praeceptores und schuldiener fragen
ihre discipulos, die predicanten aber fragen ire
gemein, schüler und bürger oder bauers kinder.
knechte oder megde. Welches unter ihnen nicht
antworten kan, das lehret und unterrichtet man
mit sanftmütigen worten, bis sie es alle gelernet
haben. Wen solches geschehen, singt man: Erhalt
uns herr bei deinem wort. Dorauf lieset der
prediger die collect und wird mit dem benedicamus
volendet.
Von der kinder taufe.
Die kindertaufe in dieser grafschaft wird nach
der form und gestalt gehalten, wie es in dr. M.
Lutheri taufbüchlein verzeichnet und geordnet ist.
Die veter ersuchen und bitten zu gevattern und
pathen eine oder drei gotfürchtiger personen, die
unser christlichen religion verwandt und geordent
sind.
Wen aber solche leute gebeten werden, die
do gottlose feinde unserer religion, verechter und
spotter der heiligen sacramenten sind, oder ein
lesterliches, sündhaftes leben führen, die lassen
wir mit nichte zu gevatterschaft stehen, bis so
lange sie sich von ihrem gottlosen wesen bekeret,
und busse gethan haben. Wir vermanen auch von
der canzel und warnen alle gottfürchtige eheleut,
so oft wir gelegenheit haben, das ein jeder zu
seines kindes taufe solche pathen suche und bitte
nicht, die da viel können einbinden, und andere
zeitliche geniess darreichen, sondern die des kindes
noth und das hohe werg gottes in der heiligen
taufe erkennen, die do beten können und welcher
gebet dem lieben gott annemlich ist und erhöret
wird, inmassen wir auch keinen gottlosen, ver-
ruchten , offentlichen sünder zum tisch des herrn
kommen lassen, er bekere sich denn von seinem
bösen wesen und sorge zur besserung seines lebens.
Von der nothtaufe.
Wen die lieben kindlein aus mutter leibe in
solcher schwachheit geboren werden, das sie, wie