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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0150

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Die Schwarzburg’schen Herrschaften.

und seiner seelen trost und seligkeit furzutragen,
zur christlichen gedult und bestendigen glauben
an seinen erlöser, Jesum Christum, zu ermanen
und mit dem seligen trost der absolution und
heiligen sacrament zu sterken.
Lassen es auch dabei nicht wenden, das sie
zu einemmal bei den kranken gewesen, sondern
dieweil sie spüren, das er trost und ermahnung
bedarf bis an sein ende, so ersuchen sie solchen
kranken, so oft als es von ihnen begehret wird.
Do es auch die noth erfordert, des kranken an-
liegen, anfechtung, langwiriges creuz, der kirchen
gottes von der canzel anzuzeigen, und das gemeine
gebet für sie zu thun, so sind sie willig und
schuldig in iren und der kirchen gebet, dem lieben
got herzlich furzutragen, wie sie denn auch bereit
sind, für die veterliche hülf und gnedige erhörunge
auf eines jedern begere gott dem allmechtigen
danksagung zu thun.
Vom einsegnen breutgams und braut.
Zum heiligen ehestand in stedten und dörfern
wird niemand eingesegnet, er sei den zuvorn drei
sontage nach einander proclamirt und verkündigt,
auf das man mitter zeit erfahren möge, ob die-
selben personen beide oder eins unter inen auch
mit andern in eheberedunge gestanden, oder ver-
knüpft sind. Item ob jemands einspruch zu thun
hette, und solche ehe nicht gestehen wollte. Item,
ob die contrahirende personen mit blutfreund-
schaft oder schwegerschaft einander dermassen
verwandt, das sie nach gottes gebot und geschrie-
benen rechten zu ehestand nicht könten zugelassen
werden.
Geschieht nun einige einrede oder wird recht-
messige verhindernuss gespürt, so halten die kirchen-
diener mit der copulation stille und weisen die
parteien an die weltliche oberkeit oder an das
consistorium, von deme sie beschieds erwarten,
und sich darnach verner richten.
Do aber keine einrede geschicht, und keine
verhinderunge furfelt die zeit, weil sie auf-
gekündigt worden sein, so lest man sie offentlich
kirchgang halten, und segnet sie mit gottes wort
und dem gebet zu ehestande ein, wie in dr. M.
Lutheri traubüchlein die messe und forma be-
griffen ist.
Vom ornat der kirchen.
Der ornat und geschmuck, welchen der mann
gottes d. M. Lutherus nicht verworfen, und bis-
hero in der zeit des evangelii in übung und brauch
blieben ist, als der priesterliche ornatus, der chor-

rock, altar. liechter, tafeln, biblisch figuren und
gemelde, werden noch erhalten, dieweil das volg
unterrichtet ist, solchen dingen keinen gottes dienst,
oder einigen missbrauch und abgötterei anzulegen,
sondern nur ein eusserliche zierde und wolstand
sei, dodurch das volg zu mehrer andacht bewogen
werde, wie dan solche breuchliche und übliche
dinge viel ein grosser ergernis gemeinem volg und
einfaltigen laien geben wurden, wenn man sie aus
der kirchen wegreumen und wie ein weidlich
theatrum zurichten soll.
Vom begrebnus der verstorbenenchristen.
Um der auferstehung unseres fleisches am
jüngsten tag wird das begrebniss der verstorbenen
christen ehrlich gehalten, wie auch bei den heiligen
gottes jederzeit geschehen. Drumb wenn jemands
in gott entschlafen ist, so wird mit einer glocken
oder zween ein zeichen gegeben, domit von den
verstorbenen christen nachfrage geschehen, wer
und wie er von uns abgeschieden sei. Wenn den
die ordentliche stunde kompt, seinen leib zu be-
graben, wird aber nicht geleutet. Als dan gehen
der kirchendiener und schüler, so viel derer hier-
zu erfordert werden, fur des verstorbenen haus,
alda sich den gotselige freunde und nachbarn ver-
samlet, die der leiche das geleit zum grabe geben.
Unter der procession singt die schuel lateinisch
oder deuzsch reine und schöne psalmen als:
Credo quod redemtor meus etc., Si bona suscepi-
mus, Media vita, Jam maesta quiesce etc. oder
Aus tiefer noth, Erbarm dich mein o herre gott,
Durch Adams fall, Mitten wir im leben sind, und
dergleichen andechtige gesenge; bei dem grabe
aber auf dem gemeinen gottes acker und ruhe-
garten der lieben christen geschicht (so oft es be-
gert wird) eine christliche erinnerung und er-
manunge aus gottes wort von dem trübsal und
elend dieses müheseligen ärgerlichen lebens, von
zubereitunge zu einem seligen abschiede und von
dem gnadenreichen trost der auferstehung des
fleisches und des zukünftigen gerichts gottes, und
von der seligkeit und ewigen lebens aller die im
glauben an Christo entschlafen sind.
Als dan wird der cörper in die erde be-
graben, die schul knaben singen, weil man be-
grebt, den gesang Lutheri: Nu last uns den leib
begraben, darnach liest der pfarrer oder diacon
eine collecte von dem sieg und überwindung Christi
wider den tod, sünd und helle, und von der auf-
erstehung aller menschen am jüngsten tage und
beschleust mit der gemeinen benediktion: Der
name des herrn sei gebenedeiet von nu an bis in
ewigkeit. Amen.
 
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