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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0184

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Die Schönburg’schen Herrschaften.

Derohalben zu bedenken,
1. Wie in pfarr kirchen das almosen und
von wem es soll gesammelt werden,
2. Wie es soll ausgetheilt werden und wenn,
3. Wenn testamenta gefallen, oder wo zunften
und bruderschaften vorhanden, so sollen sie auch
an diesen gebrauch zu unterhaltung des armuths
und dürftigen gewandt werden und wie das ge-
schehen soll.
4. Dass hierinnen auch treulich gehandelt
werde, sollen fromme, gottesfürchtige leute an-
befohlen werden, die rechenschaft zu gelegener
zeit zu thun. Man nenne solch christlich werk
das almosen gemeinen kastens, oder wie man will,
allein, dass man sich der dürftigen und armen,
allermeist aber deren die da seind hausgenossen
des glaubens treulich und christlich annehme.
Wo hospitale vorhanden und einen stipendiaten
oder priester haben, soll derselbige alle sonntage
und feste im hospital den kranken frühe vor der
hohen messe der pfarr-kirchen das evangelium
sagen, in der wochen aber am dienstage und frei-
tage den catechismum fürbeten, zehen gebote,
glauben, vater unser, taufe, absolution, sacrament
des altars, darnach die kurze auslegung, wie die
im kleinem catechismo dr. Martini stehet.
Nun folget ordnung, wie man sich in
kirchen mit den ceremoniis halten soll.
Zum 1. Die horas priester (weil die vor-
handen) sollen im schloss anstatt der messe und
für die frühe, horas und messen alle tage ordent-
lich und fein langsam deutlich singen, um ge-
wöhnliche zeit, wiewohl ich lieber wollte rathen,
dass man frühe und statt solcher horas singen,
dieweil sich niemand oder gar wenig daraus
bessert, auf dem schloss eine oder zwei predigten
hette gethan.
Zur metten.
1. Deus in adjutorium lateinisch, 2, 3 oder
2. Venite 4 psalmen deutsch.
Den psalterium forne anheben und gar hinaus
ordentlich wie die psalmen nach einander gehen,
und wenn es finiret wiederum anheben.
3. Sollen auch die tonos ändern, also dass
sie heut primum tonum halten, zu metten und
vesper morgen secundum tonum und sofort, an
einem tag umb den andern.
4. Darauf sollen sie singen ein lateinisch
responsorium de tempore et festo, das nur recht
und mit der heil. schrift übereinkommt.
5. Sollen alle wege zwei darnach lesen eine
lat. und teutsch lect. alle zeit aus dem alten
testament zur metten, und am ersten buch Mosis
anheben bis zum ende veteris testamenti, und
wenn es aus ist, von vorn wieder anheben.

6. Der erste lector lieset ein ganzes capitel
lateinisch, darnach das capitel lang oder kurz ist,
in tono wie vormals die lecf. in der messe ge-
lesen worden. Darauf lieset der lector eben den-
selben text und so viel teutsch in unisono.
7. Darnach alle sonn- fest- und feier-tage
das teutsch te deum laudamus wie es dr. Martinus
verteutschet hat.
8. Montag und dienstag das lateinisch te deum.
Mittwoch Benedictus, canticum Zachariae,
Donnerstag lateinisch,
Freitag quicunque vult salvus etc.,
Sonnabend lateinisch.
Danach flexis genibus juxta rationem temporis
contra paganos et Turcas etc., da pacem domine etc.,
item preces pro serenitate, item pro pluvia, darauf
einen versic. mit collect, de tempore oder de festo
die rein sein; man mag auch zuweilen 2 collecten
halten, doch sub una conclusione etc., benedicamus
domino.
9. Jetzt aber zur zeit, da grosse noth, zorn
und strafe über unsere sünden vorhanden; sollen
sie alle montage, mittwochen, freitage die teutsche
litanei fein langsam singen; nach der lect. mit
vers. und collecten pro peccatis et benedictione,
wie in der vesper verzeichnet, beschliessen.
Zur vesper und completen sollen sie singen:
1. Deus in adjutorium und 1 hymnum latei-
nisch,
2. 2 oder 3 psalmen teutsch,
3. Ein responsorium,
4. ZAvei lect. aus dem neuen testament thun,
eine lateinische und teutsche, ferner das neue
testament anfangen am evangel. Matthei bis zum
ende, wie droben vermeldet in der metten.
5. An sonn- fest- und feiertagen das teutsche
magnificat in tono peregrino. Die woche hierumb
das lateinisch mit einer christlichen antiphonia.
Vers., collect., benedict.
Benedicat tibi dominus et custodiat te, ostendat
dominus faciem suam tibi et misereatur tui, conver-
tat dominus oculum suum ad te et det tibi pacem.
Wie es in der pfarr kirchen mit denen
ceremoniis soll gehalten werden.
1. Auf die sonntage und festa zur messe,
wo communion vorhanden, den lateinischen introi-
tum nach gelegenheit der zeit, je zuweilen de
sancta trinitate, spiritu, passione domini.
Tonum autem de tempore, so er rein ist.
Mag man auch zu zeiten einen teutschen
psalm oder sonsten ein christlich lied singen. Vor
dem introitu kyrie eleison, soll der chor ein kyrie,
ein christe und wiederum ein kyrie singen und der
organista dazu schlagen. An oder für das letzte
mag er auch ein gut kurz stücklein schlagen etc.
 
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