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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0187

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36. Kirchen-Ordnung der Schönburg’schenHerrschaft, von Johann Pfeffinger. Vom 18. October 1542. 473

beichte und absolution mitbrächten, nicht com-
municirten,
Item trösten der kranken,
Item begräbniss und wer mitgehen soll, das
alles ist fein angezeiget in der agenda durch m.
g. h. herzog Heinrichen zu Sachsen seel. und
hochlöb. gedächtniss.
Kurzer, einfältiger und christl. unter-
richt vom hochwürdigen sacrament
würdig und christl. zu empfangen.
Vier stücklein sind zu wissen und zu glauben
von nöthen, das hochwürdige sacrament würdig
und christl. zu empfangen.
1. Das erste, die ursache, die dich bewegt,
das heil, sacrament zu empfangen, nemlich deine
sünden und gottes gebot. Deine sünden, dass du
ein armer sünder bist, gottes gebot übertreten,
solches von herzen erkennest, und suchest und
begehrest gnade, dich gedenkest zu bessern.
Gottes gebot, dass Christus nicht den heiden und
ungläubigen, sondern seinen lieben, solchen be-
trübten christen das sacrament eingesetzet, und
gebeut zu nehmen oder zu empfangen; denn er
spricht: nehmet, esset; nehmet hin und trinket
alle daraus, das thut, so oft ihrs thut. Welches
wort, damit Christus gebietet seinen jüngern, nicht
gar vom sacr. zu bleiben, sondern oftmals zu
empfahen.
2. Warum du es empfangen willst. Unter
brodes gestalt, darum, dass also recht ist, Jesus
Christus selbst also geredet und eingesetzt hat,
und eingesetzt den kelch zu seinem blut, trinket
alle daraus, und meinet diese ganze ordnung des
sacr., darinnen er vergebung der sünden schenket,
sein testament, dass sie ihm unverrückt und un-
getrennt bleiben sollen.
3. Was du allda nimmst und empfängst.
Im Brod den leib Christi, im wein das blut Christi
eben denselben leib und blut, welche er einmal
am kreuz für deine und unsere aller sünden ge-
geben und vergossen, wie die worte Christi an-
zeigen : das ist mein leib, das ist mein blut.
4. Wozu es nützet, wozu du es empfähest.
Zur vergebung der sünden, versicherung göttlichen,
gnädigen wollens gegen dich und stärkung und
trost deines glaubens, als die worte ausweisen,
für euch gegeben und für euch vergossen zur ver-
gebung der sünden. Also auch auf die form und
weis soll man dem volk nachfolgende 6 stück der
christlichen lehre vorbeten und nur auf diese weise,
bei leib nicht ändern, noch eine silbe davon ver-
rücken, damit das arme völklein und jugend eine
stete, gewisse form zu beten habe.

Haupt stücke.
1. Das erste seind die zehen gebote gottes
und lauten also: Du sollst nicht andere götter etc.
et hic usque ad decimum, weib — was sein ist.
2. Das andere seind die drei haupt articul
unseres christlichen glaubens, der 1. artikel von
der schöpfung u. s. w. — ewiges leben. Amen.
3. Das dritte ist das heil. vaterunser.
4. Das vierte ist das heil. sacrament der
taufe. Jesus Christus sprach zu seinen jüngern:
Gehet hin in alle welt u. s. w., wer glaubet und
getauft wird u. s. w.
5. Das fünfte ist das heil. amt der schlüssel;
Jesus Christus bliess seine jünger an und sprach:
Nehmet hin etc.
6. Das sechste ist das hochwürdige heil,
sacrament des leibes und blutes Jesu Christi
unseres herrn und lautet also: Unser herr Jesus
Christ u. s. w.
Wie eine schwangere frau christlich zu
trösten, und wie man sich in der zeit
der geburt und darnach verhalten soll.
1. Zum ersten ist das dein trost liebe tochter,
dass du weisst und glaubest, dass du in einem
heil, stande bist, den gott selber eingesetzt und
eben des mannes weib, welchen gott durch seine
ordentlichen mittel zugeeignet, denn gott ja der
rechte freier (wie Christus spricht, was gott zu-
sammenfüget u. s. w.). Derselbige dein gott hat
dich auch mit frucht des leibes gesegnet, dass du
nun schwanger gehest, und ob zwar mit schmerzen
schwanger gehen und kinder gebären ein stücklein
des heil. creuzes, so gott auf den heil, ehestand
aufgeleget, so ist doch das ein trost, dass du
weisst und glaubest, dass Jesus Christus für alle
deine sünde gestorben ist und es dahin bracht,
dass du hast um Christi willen, vergebung deiner
sünden.
2. Zum andern, dass Christus dein herr ist
worden, nicht ein solcher herr, dass du dich für
ihn fürchten und entsetzen sollst, bei leib nicht,
sondern, dass du nicht mehr der sünden und des
todes und des teufels eigen, sondern Christi eigen
bist, der dich ihm selbst zu eigen gemacht, und
theuer um sein blut erkaufet, dass du ihm und
er in dir lebet.
3. Zum dritten hat dich Christus durch sein
creuz und leiden also geheiliget, dass dir nichts
schaden kann und nicht zeichen eines ungnadigen,
sondern eines gnädigen gottes sein. Zu dem tröste
dich auch dies, dass dir dein lieber gott und vater
befohlen (denn solch gebot über alle christen
gehet), in allen deinen anliegenden nöthen um
hülfe, beistand und errettung ihn anzurufen und
die erhörung tröstlich zugesaget hat und sonder-
 
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