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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0297

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45. Mandat Wilhelm’s von Henneberg Sonntag nach Judica vom 29. März 1545.

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45. Mandat Wilhelms von Henneberg Sonntag nach Judica vom 29. März 1545.
[Aus Gotha, Haus- und Staatsarchiv, K. K. XX, Nr. 2.]

Von gottes gnaden wir Wilhelm grave
und herr zu Hennenberg,
entbieten allen und jeden unsern amptleuten,
voigten, schultheissen, burgermeistern und allen
andern gemeinen unsern unterthanen unsern grus,
und fügen euch hiermit zu wissen: Nach dem wir
hiebevorn zu mehrmaln aus christlichen guten
und erbarn ursachen die heimliche und winkel
ehe verboten, auch derhalben offentlich abtruck
haben ausgehen, verkündigen und anschlagen
lassen, der gnedigen guten hoffnung, es solt durch
solch fursehung diesem laster gesteuert und genzlich
abgeholfen worden sein, dieweil wir aber itzo
und durch tegliche erfarung lauter befinden, das
unbedacht solchs voriges unsers ausgekündigten
gebots, die persone beider mans und weibs ge-
schlechts sich heimlich, eins dem andern ehelich
vertrauen, one irer elter, in derer gewalt sie sein,
oder derselbigen blutsfreunde, oder irer vormunden
vorwissen, rath, gehais, noch verwilligung, und
aber solchs den göttlichen, natürlichen und völker-
recht, auch den alten canonischen und weltlichen,
keiserlichen satzung stracks zuwider, daraus aller-
lei unrichtigkeit volget, als das eins dem andern
darnach, obs ein missfallens wider das ander aus
des teufels rath und eingeistung gewinnet, nein
saget, welchs leichtlich, geringlich, und wol zu-
thun, darumb das es verborgener, heimlicher, dieb-
licher weise, im winkel geschehen, kein zeug
darbei gewest, daraus herkomen und fliessen
falsche eide, schwure, viel gotts lesterung und
entlichs verderben und verdamnus der seelen,
darmit aber diesem so gar teufelischen und ver-
damlichem laster und ubel mit noch sterkern
hilfen und mitteln (durch verleihung des allmech-
tigen) begegnet, seint wir aus christlicher guter
bewegung nottringlich zu nachvolgenden wegen
und mitteln aus zulass obberurter recht verursacht
wurden, dardurch solche heimliche und fast sched-
liche ehegelübnus in unser herrschaft zuverkommen
und genzlich abzuthun. Demnach so gebieten wir
hierauf allen und jeden unsern unterthanen, mans
und weibs personen, hiermit ernstlich und wollen,
das sich hinfurter keins one begrüssung, be-
schickung und vorwissen beider irer eltern, wo
die im leben, oder an stat der eltern ire tutorn,
vormunden, oder iren nechsten angebornen bluts-
freunden, oder der oberkeit, darunter die freiende
personen gesessen, zu dem andere sich verloben,
noch hairaten sollen, sondern do eins gegen dem
andern kunftiger ehegelübnus halb liebe und ge-
fallens trüge, das sol durch obgenanten weg offent-
lich, ehrlich und redlich vorgenomen werden,

dormit keins dem andern, was derwegen gehandelt,
zugesagt, oder bewilliget leichtlich abfallen kan.
Doch sol inen den freienden personen darneben
unbenomen sein, sich der ehehalb auf irer eltern
nechsten gefreunden oder vormunder bewilligung
notturftig zu unterreden, aber in keinen weg zu
beschliessen. Were aber sach, das sich jemands
wider diese unsere satzung heimlich und on vor-
wissen, willen und rath der eltern, nechst bluts-
freunde oder vormunden, wie obstehet, verloben,
und also ein heimliche und verbotene ehe
schliessen würde, sol solch heimlich ehegelübnus
dieser satzung zuwider gar nichtig und kraftlos
sein, und auf der parteien anzeigen entlichs ent-
scheids fur eins idern amptleuten, voigten oder
amptsbevelhabern, zusehen und zuhören das also
für nichtig und kraftlos erkant werden, und die
ubertretene person, so solche heimliche, diebische
ehe verursacht und gesucht, oder das ander der-
wegen beklagt und nicht beweisen kan, das es
offentlich und der wege einen, wie obgemelt, ge-
schehen, dieselb klagend person sol an leib und
gut, nach gelegenheit und grosse der sachen ge-
straft werden. Do aber solche felle der sipschaft
und plutsverwantnus halb vorfielen, daraus sich
die amptleut und voigte oder ire bevelhabere
nit richten konten, als dan sollen unsere ampt-
leute die partei für unsere canzlei weisen und
aldo entlichs bescheids gewarten. Und sollen in
solchen fellen die eltern verwarnet sein, williger
und geneigter zu sein, zu fürdern die ehe, dann
iren eigen nutz zu suchen, darmit uns, als der
oberkeit, nicht ursach gegeben werde, der eltern
stat an uns zunemen , und do kuntlich und war,
das die freiende person ires wesens, stands und
lebens aufrichtig und from, und doch mehr der
eigen nutz wolt angesehen, wollen wir an stat der
eltern zu bewilligen haben, welchs wir uns in
solchen fellen auch allwege wollen vorbehalten
haben, und solchs darumb, wann sichs zutragen
und begeben würde, das durch die freiende per-
sonen obgemelter unser ordenung gemess von dem
ehegelubtnus geredt, auch solches volgend von
inen beiden, oder einem, an ire oder seine eltern,
vater oder mutter, nechste freuntschaft, oder vor-
munden gelangen würde, die den gesellen oder
magd aus keinen erheblichen, erbarn ursachen
zuverschlagen, auch vermeinliche ursach hetten,
in solche beredte ehegelübnus nicht zubewilligen,
des mögen dieselbig eltern von unsern pfarherrn
und amptleuten, der ende sich die personen er-
halten, umb bewilligung guetlich ersucht und er-
manet werden, und do dieselbigen eltern durch
solch gütlich ermanen der amptleute oder pfar-
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