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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0314

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Die Grafschaft Henneberg.

heiligen kirchen dienern, so wol auch uns, erzeigen
und beweisen sollen. Und wie solches zu ihrem
ewigen und zeitlichem heil und wolfahrt gereichen
thut, also auch beschicht uns von ihnen hieran zu
gnedigem gefallen und schuldigem billichem ge-
horsam.
Der allmechtige getreue liebe gott, als der
vater aller gnaden und barmherzigkeit, wolle zu
diesem und allem andern wolgemeintem christ-
lichem vornemen seinen heiligen geist und segen,
damit es zu seinen göttlichen ehren und seiner
lieben kirchen heilsamer erbauung gereichen und
gelangen möge, genediglichen und väterlichen be-
scheren und verleihen, amen.
Von eusserlicher administration und
verrichtung der prediger, pfarrherrn
und seelsorger ampt.
In der kirchen gottes ist vornemlich auf
zweierlei ding mit allem vleis zu sehen: Furs
erste, was gottes wort, sampt den heiligen sacra-
menten an ihnen selbst, anbelanget; furs andere,
was dero notdürftigen solenniteten und eusserliche
zierden betreffen thut.
Das erste, nemlich die lehr berürende, weis
ein jeglicher christ, das alle predigten dem glauben
ehnlich sein sollen, und ein jeder der da redet,
reden sol als gottes wort, auch die scheflein Christi
allein darbei erkennet werden, das sie die stimme
ihres erzhirten, unsers herrn Jesu Christi, hören.
So sollen demnach alle und jede pfarrherrn, pre-
diger und seelsorger, in unserer fürstlichen graf-
schaft gesessen und unserer visitation unterworfen,
bei der reinen biblischen, prophetischen und
apostolischen lehre, auf welchen grund dann die
christliche kirche allein erbauet, bestendiglich
halten und darwider im wenigsten nichts weder
lehren oder predigen.
Und nach deme solche heilsame lehre kurz
und artig aller notdurft nach in den heiligen
symbolis der aposteln, Niceno und Athanasii, des-
gleichen in der augspurgischen confession, wie
dieselbige anno 1530 auf dem domals gehaltenen
reichstage weiland keiser Carolo dem fünften
hochlöblichster und mildester gedechtnis uber-
geben worden, desgleichen in der apologia, fol-
gends auch in den schmalkaldischen artikeln,
grossem und kleinem catechismo Lutheri verfasset,
gegründet und erholet, wir auch, sind der zeit
das liebe evangelium durch gottes gnade in unser
fürstliche herrschaft gebracht worden, solche bücher
und schriften jederzeit fur unserer kirchen nor-
mam gehalten, unsere kirchendiener auch darauf
bestellen, examiniren, ordiniren, und unterschreiben
lassen, als achten wir demnach unnötig, eine
sonderliche confession darvon zu stellen, sondern
wir thun uns auf bemelte heilige schrift und

jetzterzelte bücher, dieweil dieselbige in gottes
reinem wort gegründet und dadurch den rechten
verstand haben, hiermit nochmals referiren und
berufen, wie wir uns denn auch, sampt den
kirchendienern unserer fürstlichen grafschaft, hie-
bevor neulich auf eben dieselbige normam in
unterschreibung der gemeinen einungs und er-
klerungs notel, sonsten die formula concordiae ge-
nant, als die aus solchem grund hergeflossen,
gleichsfals referiret und gezogen.
Solchem nach wollen wir hiermit alle und
jede unsere uns angehörige pfarrherrn und seel-
sorger in gnaden ernstlich erinnert haben, das sie
in betrachtung inen fur gott obligender schwerer
rechenschaft die heilige biblien und jetztbemelte
aus gottes wort bewerte bücher fleissig lesen und
ihre zuhörer, die Christus mit seinem theuern blut
erkauft, treulich darinnen unterweisen, sie auch
zu schuldiger dankbarkeit gegen gott, der uns aus
lautern gnaden von den greulichen finsternissen
und schatten des todes errettet und sein wesen
und willen allergnedigst offenbaret, vermanen, und
ferner mit treuem vleis anweisen, das sie den
vater aller barmherzigkeit im namen unsers einigen
mittlers und gnadenstuels Jesu Christi embsig-
lichen anrufen, das er solch helles licht des lieben
evangelii bei uns gnediglichen erhalten und unsern
nachkomen auch reichlich scheinen lassen wolle.
Es sollen auch die prediger oftmals, sie
werden darumb ersucht oder nicht, zu den armen
gewissen, es sei in schwacheit oder andern an-
liegen, komen, dieselbigen unterweisen und trösten,
auf das also hierdurch gottes wort allenthalben
reichlich getrieben und die armen seelen nach
notdurft versehen werden.
Nicht weniger sollen sie auch früe und nach
mittage in allen predigten die zuhörer ernstlich
vermanen, das die alten zur früepredigt, sonteg-
lich und wochentlich, desgleichen auch auf die
sontag nach mittag zur predigt und folgendem
examen catechismi fur sich selbst fleissig komen,
und ire kinder und gesinde gleicher gestalt solche
predigten unseumlich zu ersuchen ernstlich an-
halten, dieselbigen auch jedesmals, was sie aus
den predigten früe und nach mittags gelernet und
behalten haben, mit vleis examiniren und befragen,
darmit also die jugend fur und fur gottes wort
fleissig zu merken, auch lieb und werth zu halten,
gewehnet werde.
Item, sie sollen auch in iren predigten die
obrigkeit, befehlhaber, und was zum regierstand
verordnet, in gemein oftmals erinnern, das sie,
neben der weltlichen regierung, auch die bücher
heiliger schrift stetigs, wie die schrift davon redet,
in henden haben, gottes wort selbst lesen oder
inen lesen lassen, und hierdurch auch, so viel an
inen ist, ire unterthanen, amptsbefohlene und
 
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