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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0337

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49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, kirchen ordnung. 1582. 323

obrigkeit und der gemeine zu N. ordentlich zu
einem pfarrherrn und seelsorger daselbst erwelet
und berufen, auch vor uns, als den verordneten
consistorialen und kirchenräten dieser fürstlichen
graf und herrschaft examiniret und zu diesem
ampt tüglich erkant worden, wollen wir ihn
hiemit dem gebet fromer christen treulich befohlen
haben.
Zum andern, ermanen wir auch euch selbst,
domine N. N. das ihr euer in euerm angehenden
ampte wol warnemet und denket, das euch der
lebendige ware gott zu dem selben durch uns
verordnet, und gibt euch Christus, der ewige son
gottes, durch uns, als seine mittel personen, nicht
hüner und gense, sondern sein theures und aller-
liebstes eigenthumb, welches er mit seinem eigenen
blute erarnet, zu weiden.
Und wie der son gottes vor seiner auffahrt
gen himel dem lieben apostel Petro seine schef-
lein nicht ehe zu weiden befohlen, ehe dann er
ihm dreimal unterschiedlich bezeuget und zugesagt,
das er den herrn Christum liebe, also sollet auch
ir gedenken und wissen, das ir euch, eure be-
fohlene scheflein heilsam und wol zu füren, so
herzlich und treulich angelegen sein lassen sollet,
so lieb euch euer erlöser Christus, als deren erz-
hirte, selbst ist.
Und wenn ir, als ein wechter uber das volk,
etwas an ihnen verschlafen, das ist, verunfleissen,
verseumen oder verwarlosen werdet, so werdet ir
es nicht menschen, sondern dem strengen und
ernsten richter uber die lebendigen und die
todten verwarlosen, welcher denn ihr blut end-
lich mit ewigem seelen schmerzen von euren henden
fordern wird, wie er euch ausdrücklich durch den
propheten Ezechiel warnen lassen.
Derwegen auch betens und wachens von nöten
sein wird, wie auch der auserwelte rüstzeug gottes
in seinem betrüblichen letztem abschied von beiden
seinen geliebten kirchen, Mileto und Epheso, den
eltesten von der gemeine, das ist, ihren hirten
und seelsorgern mit diesen worten ir ampt gar
ernstlich und treulich befihlet, da er spricht:
So habt nu acht auf euch selbst und die
ganze herde, unter welche euch der heilige geist
gesetzt hat zu bischofen, zu weiden die gemeine
gottes, welche er durch sein eigen blut erworben
hat. Denn das weis ich (spricht er weiter) das
nach meinem abschiede werden unter euch kommen
greuliche wölfe, die der herde nicht verschonen
werden. Auch aus euch selbst werden menner
aufstehen, die da verkerte lehren reden, die
jünger an sich zu ziehen. Darumb seid wacker
und denket daran, das ich nicht abgelassen habe,
drei jar, tag und nacht, (merket dieses exempel)
einen jeglichen unter euch mit trehnen zu ermanen.

Wie ihr aber ermeltes euer ampt füren und
wornach ihr euch in demselbigen richten sollet,
lehret euch Christus, do er euch buss und ver-
gebung der sünden predigen heist, das ist, ihr
sollet euer scheflein und ihrer mängel warnemen,
die sünde ungescheuet aller menschen nach gottes
wort ernstlich und scharf strafen, zur abstellung
und bekerung anmanen und sie der notwendigen
stücke christliches glaubens berichten, sie lehren
und trösten nach inhalt des heiligen evangeliums,
auch mit worten und eurem guten exempel ihnen
zu einem vorbilde christliches gutes wandels und
lebens sein, wie der heilige Paulus an seinen
Timotheum und uns allesampt schreibet, do er
spricht:
Das ist je gewislich war, so jemand ein
bischofs, das ist, eins pfarrherrns ampt begeret,
der begeret ein köstlich werk. Es sol aber ein
bischof unstreflich sein, eines weibes man, nüch-
tern, messig, sittig, gastfrei, lehrhaftig, nicht ein
weinseufer, nicht beissig, nicht unehrliche han-
tierung treiben, sondern gelinde, nicht haderhaftig,
nicht geizig, der seinem hause wol fürstehe, der
gehorsame kinder habe, mit aller erbarkeit. So
aber jemand seinem eigenen hause nicht weis fur-
zustehen, wie wird er die gemeine versorgen? Er
sol auch nicht sein ein neuling, das er sich nicht
auf blase und dem lesterer ins urteil falle.
Item: Befleissige dich, gott zu erzeigen einen
rechtschaffenen und unstreflichen arbeiter, der da
recht teile das wort der warheit. Item: Sei ein
furbilde den gleubigen, im wort, im wandel, in
der liebe, im geist, im glauben, in der keuscheit;
halt an mit lesen, mit ermanen, mit lehren, bis
ich kome; las nicht aus der acht die gabe, die
dir gegeben ist, durch die weissagung, mit hand
auf legung der eltesten. Solches warte, damit
gehe umb, auf das dein zunemen in allen dingen
offenbar sei. Hab acht auf dich selbst und auf
die lehre. Beharre in diesen stücken, denn wo
du solches thust, wirstu dich selbst selig machen
und die, so dich hören.
Item: Halt an dem furbilde der heilsamen
wort, die du von mir gehöret hast, vom glauben
und von der liebe, in Christo Jesu. Diesen guten
beilag beware durch den heiligen geist, der in
uns wonet. Item: So bezeuge ich nu fur gott,
und dem herrn Jesu Christo, der da zukünftig ist,
zu richten die lebendigen und die todten, mit
seiner erscheinung, und mit seinem reich. Predige
das wort, halte an, es sei zu rechter zeit oder zur
unzeit. Strafe, dreue, ermane, mit aller gedult
und lehre. Denn es wird eine zeit sein, da sie
die heilsamen lehre nicht leiden werden, sondern
nach ihren eigenen lüsten werden sie inen selbst
lehrer aufladen, nach dem ihnen die ohren jücken,
und werden die ohren von der warheit abwenden,
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