Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

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Die Grafschaft Henneberg.

und sich zu den fabeln keren. Du aber sei
nüchtern allenthalben, leide dich, thue das werk
eines evangelischen predigers, richte dein ampt
redlich aus.
Ob ir aber wol fur der welt in eurem ampte
verachtet und der gottlosen spottvogel sein müsset,
auch creuz und widerwertigkeit haben werdet,
wie allen auserwelten treuen dienern, propheten
und aposteln, ja Christo selbst, widerfaren, so habt
ihr doch diesen trost, das er, der son gottes, euch
darumb nicht waisen sein lassen wil, sondern er
wil bei euch im schiff sein und solches selbst
regieren. Er wil, wie Paulus sagt, euch erlösen
von allem ubel und aushelfen zu seinem him-
lischen reich. Stehet ihr gleich in der welt
todtenbuche, so ist aber doch euer name im himel,
sagt Christus und Paulus, angeschrieben im buche
des lebens. Ir werdet, wenn erscheinen wird der
erzhirte, die unverwelkliche krone der ehren
empfahen. Es ist durch den erzengel Gabriel im
propheten Daniel euch und allen treuen dienern
des heiligen evangelions diese botschaft aus dem
himel herbracht, das die lehrer an jenem tage
leuchten werden, wie des himels glanz, und die,
so viel zur gerechtigkeit weisen, wie die sternen
immer und ewiglich.
Wollet ihr nu, wie euch nach lenge aus
gottes wort vorgehalten, auch in demselbigen euch
in euerm ampt weiter mass gegeben, halten, be-
sonders aber euren glauben und bekentnus richten
nach gottes wort, wie dasselbige in prophetischer
und apostolischer heiliger schrift verfasset, des-
gleichen nach den dreien haupt symbolis, auch
hieraus hergenomener, wolgegründter, warer
augspurgischen confession, apologia, schmalkaldi-
schen artikeln, kleinem und grossem catechismo
Lutheri, sampt jetziger christlichen einigungs
formul, so saget es hiermit gott und seiner
heiligen christlichen kirchen, auch uns von ampts
wegen, zu.
Antwort: Ja.
So befehlen wir euch das ampt des heiligen
evangeliums, in dem namen gottes des vaters,
sons, und heiligen geistes, amen.
Imponite manus.
Wird also damit vom ordinanten und andern
seinen collegen oder beistehenden pfarrherrn dem
ordinanden die hand aufgelegt, darauf ferner ge-
sprochen :

Last uns beten:
Barmherziger gott, himelischer vater, du hast
durch den mund deines lieben sons, unsers herren
Jesu Christi, zu uns gesagt: Die ernde ist gros,
aber wenig sind der arbeiter, bittet den herrn der
ernde, das er arbeiter in seine ernde sende. Auf
solchen deinen göttlichen befehl bitten wir von
herzen, du wollest diesem deinem diener, sampt
uns und allen, die zu deinem wort berufen sind,
deinen heiligen geist reichlich geben, das wir mit
grossen haufen deine evangelisten sein, treu und
fest bleiben wider den teufel, welt und fleisch,
damit dein name geheiliget, dein reich gemehret,
dein will volbracht werde. Wollest auch dem
leidigen greuel des babsts und Mahometh, sampt
andern rotten, so deinen namen lestern, dein reich
zerstören, deinem willen widerstreben, endlich
steuren und ein ende machen. Solch unser gebet,
weil du es geheissen, gelehret und vertröstet hast,
wollestu gnediglich erhören, wie wir gleuben und
trauen. Durch deinen lieben son, unsern herrn
Jesum Christum, der mit dir und dem heiligen
geist lebet und herrschet in ewigkeit, amen.
Beschluss.
Also haben wir, mit der hülfe gottes, die
fürnemsten stücke, zu einer agend gehörig, mit
abschneidung der uberflüssigen, unnötigen und in
gottes wort ungebotenen ceremonien, wie solches
alles nach unserer fürstlichen grafschaft und der-
selben inwonenden unterthanen allerhand gelegen-
heit fur bequem, nützlich und besserlich geachtet
worden, mit rat und bedenken, wie hieroben in
unser vorrede auch gemeldet, unser und anderer
in guter anzal auswertiger der augspurgischen
confession zugethaner gelehrter, erfahrner, gott-
seliger und reiner theologen, so jedes stück und
puncten zum fleissigsten ubersehen, betrachtet
und bewogen, aufs papier bringen und erkleren
lassen.
Der barmherzige, getreue, liebe gott ver-
leihe, das, wie solche zu seines allerheiligsten
namens lob, ehr und preis und unserer kirchen
erbaulichen wolfahrt gemeinet, also auch zu fort-
pflanzung seines seligmachenden worts und unserer
allerseits seelen seligkeiten, bei seinem väterlichen
schutz und segen, gnediglich ins werk gesetzt und
gebraucht werden möge, amen.