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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0366

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352

Die Grafschaft Henneberg.

Lateinisch vesper am sonnabend und
feiertagen, da kein mittags predigt ge-
schicht.

Inton.: Deus in adjutorium, cum responsione.
Psalmus latinus ex ordine.
Hymnus.
Lectio capituli cum summario, germanice.
Responsorium
Magnificat
Antiphona latine.
Collecta
Benedicamus
Ein stück aus dem catechismo recitiret.
Verleihe uns friede etc.
Also wirds auch in festis Christi gehalten,
ohn das zwischen dem responsorio und magnificat
ein predigt geschicht.

Auf andere tag in der wochen,
Intonatio et psalmus ut in sabbato.

Vers.: Vespertina oratio, aut alius de tempore
magnificat.
Antiphona ferialis et reliqua ut in sabbato,
hoc uno excepto, quod post benedicamus legitur
capitulum germanicum veteris testamenti cum sum-
mario ante recitacionem catechismi.
Es wird auch in allen vespern, nach dem
catechismo, ehe man pro pace singet, ein deutsch
kindergebetlin von den schülern recitiret, welches
m. Veit Dieterich gemacht hat, umb erhaltung des
gottlichen worts, mit diesem anfang: Herr gott
himlischer vater, wir danken dir, dass du uns das
selige liecht deines worts so gnediglich ange-
zündet etc.
Auch geschehen bei den begrebnissen all-
wegen leichpredigt, aber keine hochzeitpredigt
werden alhie gehalten, sondern man lieset nur
ein capitel aus dem neuen testament, neben der
ordnung in agendis Nürnbergensis ecclesiae be-
griffen.

Sulzfeld und Klein-Bardorf.
Pfarrer Caspar Engelhaubt erstattete am 13. März 1566 über die von ihm be-
obachtete Kirchen-Ordnung einen Bericht, der hier erstmalig aus dem Henneberg. Gem. Archive
abgedruckt wird. (Nr. 70.)
70. Verzeichnus, wie es mit allen ceremonien, gesengen und predigten in der kirchen zu Sulzfeld am
Hassberg gehalten wird, gestellet durch Casparum Engelhaubt pfarhern desselbigen orts. 13. Martii anno 1566.

Am gemeinen sontag wird es zum ampt
also gehalten.
Anfenglich an stat des introitus hebt der
schulmeister mit den knaben zu singen das bene-
dictus Zachariae deutsch und darauf die antiphon:
Gelobet sei der herre der gott Israel, wie es die
noten ausweisen.
Nachmals das kyrie deutsch dreimal, darauf
singt der pfarherr: Ehre sei gott in der höhe und
der chor sampt dem ganzen volk singt darauf das
Et in terra deutsch, wilchs sich anfehet: Allein
gott in der höhe sei ehre.
Darauf keret sich der pfarherr zum volk und
singt: Der herr sei mit euch, dem antwortet der
chor: Und mit deinem geist. Darauf lieset der
pfarher die collecten (wilche zu ider zeit gewon-
lich) zum volk gekeret.
Hernach list der pfarherr ein capitel aus den
evangelisten. Darzwischen fehet der schulmeister
einen deutschen psalmen an nach gelegenheit der
zeit, wilchen ihm der pfarher befilcht, darumb er
ihn den auch alzeit zuvor fragt. Und darnach
lieset abermals der pfarherr ein capitel aus den

epistolis Pauli, in wilchen die epistel so auf einen
iden sontag gelegt ist, begriffen ist. Darauf fehet
der schulmeister an: Wir gleuben alle an einen
gott und so bald wird darauf ein zeichen mit der
grossen glocken zur predigt geleutt. Nach dem
glauben singt der schulmeister: Nu bitten wir den
heiligen geist, ausgenommen die festa weihenachten,
oster und himelfart, darauf man die gewonliche
lieder vom fest singet. Auf dis folget die predigt.
Nach der predigt und gemeinem gebet singt
man das lied: Erhalt uns herr mit den drei versen
und: Verleihe uns friden gnediglich etc. Darauf
folgt die exhortation an die ganz gemein, item
das vater unser und die wort vom abentmal, wie
solchs alles in der agenda Viti Dieterichs begriffen
wird. Unter der communion singt der chor:
Jesus Christus unser heiland etc., Gott sei ge-
lobet etc., Isaia dem propheten etc. Nach der
communion kniet das volk im chor nider, spricht
mit dem pfarher die collecten und empfehet den
segen.
Hat man aber kein communicanten, wird der
actus doch vor der predigt, wie angezeigt, gehalten.
 
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