84. Consistorial-Ordnung. Entwurf. 1580.
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helfen; item wan einer unwissentlich eine jungfrau
oder witwe, die von einem andern beschlafen, zur
ehe nimpt, der hat nach den canonibus keine er-
rettung ; item von ehescheidungen, item wie ge-
horsamb erhalten werde wider das weib, saevitiam
maritorum zu strafen, item, wann eheleute in un-
einigkeit leben, allerlei ergernuss anrichten, und
sich nicht wollen versönen lassen, und dergleichen ;
so machen sie auch aus der gefatterschaft eine
sonderliche cognation, welchs alles craft gotlicher
heiliger schrift verworfen wird, und darumb achten
wir nötich mit rat gelarter theologen und juristen
sich sonderlich in vorberurten und andern fellen
der ehesachen decision, darnach in diesem con-
sistorio fur und fur geurteilt werden mochte, zu-
vergleichen.
Dieweil aber solchs in der eile nicht geschehen
kan, so mugen mitler weil die consistorial in vor-
berurten und andern fellen, nach gotlicher schrift,
und des doctor Martini Lutheri seligen buchlein
von ehesachen, neben des herrn Philippi Melan-
thonis bedenken in dem examine theologico, sub
titulo de conjugio und dann nach den canonibus,
so fern dieselben gotlichen und naturlichen rechten
nicht widderich, inmassen sie ordentlich in 4. libro
decretalium zusammen gezogen, item, wie es doctor
Melcher Kling in tractatu suo de nuptiis zusammen-
gebracht, sich richten, so hat Erasmus Sarcerius
theologen schriften in ehesachen zusammengezogen,
welche zum teil mit guter vorsichtigkeit und cum
judicio zu lesen.
Wurden aber so ganz zweifelhaftige unrichtige
sachen fur obberurter vorgleichung sich begeben,
daruber mogen sie auf der parteien unkosten bei
andern bewerten consistorien des rechtens sich
erholen.“
Von verjarunge und praescription wider
der kirchen und gotlichen milden sachen,
schuld und gutern.
Die Consistorien sollen, wenn die Einrede
der Verjährung vorgeschützt wird, die substantialia
präscriptionis gründlich erwägen: Zeitablauf, bona
fides aller Besitzer. Denjenigen, die über 44 Jahr
nicht gemahnt sind, ist der Eid „ihrer wissenschaft
zu entdecken“ aufzuerlegen. Wird der Eid ge-
leistet, so ist er von dem Anspruche zu absolviren,
es sei denn, dass die Kirche justa ex causa oder
probabili ignorantia Restitution in integrum gegen
die Verjährung verlangen könne.
Taxa. Damit niemands zur ungebuhr uber-
nommen oder beschweret, sollen die
gerichtsfelle sein angeschlagen etc.
Vor ein endurteil auf mundlich verhör
1 gulden.
Vor ein beiurteil ader abschied auf mundlich
verhör 1 ort.
Vor ein endurteil uber acta 2 gulden ader
mehr nach gelegenheit der sachen, personen,
arbeit etc.
Vor ein recess der vertragenen sachen jedes
teil 1 gulden.
Vor ein beiurteil uber acta item vor ein com-
mission , zeugen zuverhoren, ader verordenung
eines krigischen vormunden in sachen vor dis ge-
richte gehorig 1 gulden.
Vor eine citation uber offintlich edict vor eine
kuntschaft, auch vom compulsorial 1 gulden.
Item vor eine schlechte citation oder mandat
mit einverleibter citation, auch vor ein schreiben
umb beferderung der execution und was sonsten
nötig.
Item dem notario ader seinem substituten von
jedem blat, dergleichen urteil und abschied
1 groschen copisten gelt.
Und soll dermassen unkosten vor den er-
offenten urteiln, oder ehe die parteien die briefe
bekommen, durch den notarium registrirt und in
die buxe, welche der superintentens bei sich haben
wird, vermittels notarii eids einbracht werden.
Von gradibus consanguinitatis et
affinitatis.
Dieser Abschnitt war im Entwurfe offen ge-
lassen. Dazu hat die Hand des Correctors ge-
schrieben : „Unser gnedigster herr ist geneiget die
ehe im dritten grade zuzulassen. “
Von der kirchen disciplin. De censura
ecclesiastica.
Wenn einer trotz gütlicher Mahnung der Obrig-
keit und des Pfarrers in seinen Sünden öffentlich
verharrt, soll er mit Rath und Vorwissen des
Fürsten und des Consistorii „von seiner f. gnaden
gestraft“ werden; das es also nicht alsbalt bei
einem jeden pfarrer allein stunde, seines gefallens
die leute zu tirannisiren causa non bene cognita.
Item darnach muss ordnung gemacht werden, wie
man dieselben wiederumb uf und zu gnaden an-
nehmen solle.
Wir wollen uns in alle wege hiermit vor-
behalten haben, diese consistorialordnung zu
mehren, zu mindern, oder zu verbessern.“
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.
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helfen; item wan einer unwissentlich eine jungfrau
oder witwe, die von einem andern beschlafen, zur
ehe nimpt, der hat nach den canonibus keine er-
rettung ; item von ehescheidungen, item wie ge-
horsamb erhalten werde wider das weib, saevitiam
maritorum zu strafen, item, wann eheleute in un-
einigkeit leben, allerlei ergernuss anrichten, und
sich nicht wollen versönen lassen, und dergleichen ;
so machen sie auch aus der gefatterschaft eine
sonderliche cognation, welchs alles craft gotlicher
heiliger schrift verworfen wird, und darumb achten
wir nötich mit rat gelarter theologen und juristen
sich sonderlich in vorberurten und andern fellen
der ehesachen decision, darnach in diesem con-
sistorio fur und fur geurteilt werden mochte, zu-
vergleichen.
Dieweil aber solchs in der eile nicht geschehen
kan, so mugen mitler weil die consistorial in vor-
berurten und andern fellen, nach gotlicher schrift,
und des doctor Martini Lutheri seligen buchlein
von ehesachen, neben des herrn Philippi Melan-
thonis bedenken in dem examine theologico, sub
titulo de conjugio und dann nach den canonibus,
so fern dieselben gotlichen und naturlichen rechten
nicht widderich, inmassen sie ordentlich in 4. libro
decretalium zusammen gezogen, item, wie es doctor
Melcher Kling in tractatu suo de nuptiis zusammen-
gebracht, sich richten, so hat Erasmus Sarcerius
theologen schriften in ehesachen zusammengezogen,
welche zum teil mit guter vorsichtigkeit und cum
judicio zu lesen.
Wurden aber so ganz zweifelhaftige unrichtige
sachen fur obberurter vorgleichung sich begeben,
daruber mogen sie auf der parteien unkosten bei
andern bewerten consistorien des rechtens sich
erholen.“
Von verjarunge und praescription wider
der kirchen und gotlichen milden sachen,
schuld und gutern.
Die Consistorien sollen, wenn die Einrede
der Verjährung vorgeschützt wird, die substantialia
präscriptionis gründlich erwägen: Zeitablauf, bona
fides aller Besitzer. Denjenigen, die über 44 Jahr
nicht gemahnt sind, ist der Eid „ihrer wissenschaft
zu entdecken“ aufzuerlegen. Wird der Eid ge-
leistet, so ist er von dem Anspruche zu absolviren,
es sei denn, dass die Kirche justa ex causa oder
probabili ignorantia Restitution in integrum gegen
die Verjährung verlangen könne.
Taxa. Damit niemands zur ungebuhr uber-
nommen oder beschweret, sollen die
gerichtsfelle sein angeschlagen etc.
Vor ein endurteil auf mundlich verhör
1 gulden.
Vor ein beiurteil ader abschied auf mundlich
verhör 1 ort.
Vor ein endurteil uber acta 2 gulden ader
mehr nach gelegenheit der sachen, personen,
arbeit etc.
Vor ein recess der vertragenen sachen jedes
teil 1 gulden.
Vor ein beiurteil uber acta item vor ein com-
mission , zeugen zuverhoren, ader verordenung
eines krigischen vormunden in sachen vor dis ge-
richte gehorig 1 gulden.
Vor eine citation uber offintlich edict vor eine
kuntschaft, auch vom compulsorial 1 gulden.
Item vor eine schlechte citation oder mandat
mit einverleibter citation, auch vor ein schreiben
umb beferderung der execution und was sonsten
nötig.
Item dem notario ader seinem substituten von
jedem blat, dergleichen urteil und abschied
1 groschen copisten gelt.
Und soll dermassen unkosten vor den er-
offenten urteiln, oder ehe die parteien die briefe
bekommen, durch den notarium registrirt und in
die buxe, welche der superintentens bei sich haben
wird, vermittels notarii eids einbracht werden.
Von gradibus consanguinitatis et
affinitatis.
Dieser Abschnitt war im Entwurfe offen ge-
lassen. Dazu hat die Hand des Correctors ge-
schrieben : „Unser gnedigster herr ist geneiget die
ehe im dritten grade zuzulassen. “
Von der kirchen disciplin. De censura
ecclesiastica.
Wenn einer trotz gütlicher Mahnung der Obrig-
keit und des Pfarrers in seinen Sünden öffentlich
verharrt, soll er mit Rath und Vorwissen des
Fürsten und des Consistorii „von seiner f. gnaden
gestraft“ werden; das es also nicht alsbalt bei
einem jeden pfarrer allein stunde, seines gefallens
die leute zu tirannisiren causa non bene cognita.
Item darnach muss ordnung gemacht werden, wie
man dieselben wiederumb uf und zu gnaden an-
nehmen solle.
Wir wollen uns in alle wege hiermit vor-
behalten haben, diese consistorialordnung zu
mehren, zu mindern, oder zu verbessern.“
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.
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