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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0453

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89. Kirchen-Ordnung der christlichen Gemein zu Hall in Sachsen. 1573 (?).

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die mittwochen ist des markts halben ungelegen,
soll derowegen in bedenken stehen, ob man nicht
denselben tag das examen des catechismi samt
der litanei ordnet, auf eine stunde alles zu ver-
richten, weil sonsten die schulen ferias halten.
Donnerstag zu S. Moritz1) der pfarher daselbst
einen evangelisten unter den ersten dreien, oder
epistolas Pauli ad Timotheum et Titum, am freitag
zu S. Ulrich der diaconus primus Johannem evan-
gilistam oder epistolas Johannis, und wann die
mittwochs predigt abginge, sollte zu unser lieben
frauen diaconus primus auch predigen epistolas Petri
cum sequentibus, desgleichen der diaconus zu
S. Moritz epistolas dominicales, dass man also vier
tage in der wochen fruepredigten hette, aber am
sonnabend soll der diaconus secundus ad divam
virginem zu vesper zeit eine predigt thun aus
den geschichten der apostel, hette also ein in der
kirchen in der wochen eine predigt alleine, und
am freitag alle drei zugleich. Diese materiam con-
cionum möchte man abwechseln, dass wann man
in einer kirchen einen evangelisten absolvirt hette,
dass man eine epistolam Pauli fürneme und wieder-
um, dies soll in bedenken genommen werden
um der gleichheit willen und andern ursachen
guter ordnung und übunge, gewisse stund des
lautens und predigens sommer und winter, damit
nötige amtsgeschäfte2) nicht verhindert werden.
Von den täglichen vesperpredigten in
der wochen.
Dieweil an stat des catechismi, der erstlich
in den täglichen vespern zu üben verordnet ist,
nun die predigten im brauch sind und das volk
derselben gewöhnet ist, lass mans billich darbei
bleiben, sollen derhalben in der wochen zu unser
lieben frauen vier lectionen zur vesper geschehen.
Montags lieset und erklärt der pfarher zu S. Moritz
die libros historicos des alten testaments, wie sie
in der ordnung folgen, dienstag der pfarher
Salomonis, Sirach, Sapientiae, Hiobs, donnerstag
der pfarherr S. Ulrich den propheten Esaiam und
Jeremiam, freitag pastor ad Mariä psalterium
Davidis. Bei dieser ordnung soll man bleiben und
explicationem des textes richten zur lehre, trost
und vermahnung, das gesang, lesen und predigen
um 3 uhr geendet werde, mit dem gewöhnlichen
gebet beschliessen, mittwochen ist bisher frei
blieben und stehet im bedenken, ut supra.
Von der sonnabendes vesper und beicht
hören.
Auf den sonnabend und vigilias der apostel-
feste und andrer feste, wird bisher nur3) zu unser

lieben frauen vesper gehalten. Da geschiehet eine
predigt von dem diacono secundo aus den ge-
schichten der apostel, und werden nach der pre-
digt ein jeder, besonders diejenigen, so sich zum
heiligen abendmahl angeben, gehört und mit auf-
legung der hände die absolution den bussfertigen
mitgetheilet. In den andern kirchen zu S. Ulrich
und zu S. Moritz wird nach 12 uhr die beicht-
stunde gehalten von pfarhern und diaconis und
soll nach gelegenheit der personen der unterricht,


weisung d. Lutheri und Viti Diedrichs gerichtet
werden. Wann1) aber mit etlichen personen schwere
fell und öffentliche ergerniss fürgelaufen, mit denen
soll vom superintendenten und des orts pfarhern
sonderliche unterredung geschehen und nach be-
findung der gewissen niemand ohne trost gelassen
werden, er2) würde denn halstarig und un-
bussfertig befunden. soll auch der
kirchen ihre versöhnung nach des
ministerii erwegung unbenominen sein.
Da aber personen aus inficirten heusern
tempore pestis, oder sonst die krank gelegen und
nich volkömlich gesund worden, sich zur beichte
angeben, sollen sie ermahnet werden, aus christ-
licher liebe sich nicht unter die andern zu mengen,
sondern sie sollen am sontage, und wan sie kommen,
am morgen früe, nach der predigt oder metten
besonders gehöret und communicirt werden. Die
communicanten und3) hausväter sind nach ihren
namen ordenlich zu verzeichnen.
Von den predigten des heiligen cat-
echismi und zeit darzue.
Es ist bedacht und auch nun ins werk ge-
richtet, dass der heilige catechismus jährlich
2 mal von den 3 pfarhern in unser lieben frauen
kirch durch abwechselung soll ordentlich volkommen
gepredigt werden, dass allwege das dritte halbe
jahr einem der dreien S. Marien, S. Ulrich und
S. Moritz gebuere und monats frist oder vier
wochen und jede woche vier predigten, nemlich
montag, dienstag, donnerstag und freitag darzu
genommen werde. Die eine zeit soll sein, die
woche nach invocavit in der fasten anzufahen, das
für judica geendet werde, die andere, die woche
crucis im September anfahend, bis es zum ende
und mit fleiss gehandelt werde. Diese zeit über
bleiben die gewöhnlichen wochenpredigten des
morgens in andern kirchen nach4), ausgenommen
die mittwochs und sonnabends-predigten, die von
den diaconis ordentlich gehalten werden. Die ord-
nung der gesäng nach den stücken des catechismi

1) B.: „zu S. Moritz“ fehlt.
3) C.: wie.

2) B.: geschefte.

1) C.: weren.
2) Der gesperrt gedruckte Satz fehlt in B.
3) C.: was. 4) B.: „noch“ fehlt.
 
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