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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0462

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448

Das Erzbisthum Magdeburg.

91. Reformations-Artikel für Magdeburg. Vom 22. Mai 1524.
[Aus dem Ernestin. Gesammtarchiv Weimar, Reg. H, p. 1, A. fol. 51.]

Articuli quos plebs Magdeburgensis
suo senatui obtulit.
Zum ersten, nachdem mal als sich der ersame
rath mit der gemein geredt hat und bewilligt, das
sie aus itzlicher pfar sollen kiesen menner, die
das beste unter der gemein handeln, uf das die
lere Christi und das heilige evangelium einen
vorgang hette, welchs also gescheen und haben
etzliche personen erwelet, welche zusamen gekomen
sein in der augustiner closter den negsten sontag
nach pfingsten den mersten teil zu einem heer
nach montage im 24. jar und einen rathschlag
gehalden und darneben den wirdigen, hochgelarten
doctor Melcher augustiner ordens neben den andern
7 predigern der evangelischen lere etliche artikel
darauf sie sich alle zusamen beraten haben und
irn rath mitgetheilt, als wie hernach volget.
Zum ersten hat er von aller wegen gebeten
und vermanet, solchen handel mit der forcht gots,
christlicher lieb und einigkeit und frundschaft an-
gefangen werde, wan das wort gots will nicht mit
buchen und drauen gefurdet werden. Auch ge-
horet christen nit mit aufrur und ungeduld zu
handeln, sunder mit den wappen, da Paulus von
saget, glaube liebe gerechtigkeit und sachen die
ere gots seligkeit der seeln und ausbreitung ge-
meines gotlichs worts und nicht eigenwillen und
muth.
Zum andern, das man von etlichen innung
vier fordern solde und dise hernach geschriben
artikel mit irn innigsbrudern verbringen, von ine
fordern ein antwort ab sie auch bei der handlung
der evangelischen lere und vorgelegten artikeln
stahen wollen und ab sich imands desselben welde
wegern, den sall man nit zu dem wort gots dringen
und das wort gots selben lassen handeln wan got
waiss woll die seinen und der vater weiss wol
das Christi gehört.
Zum dritten sintemal, das einige wort gots
uber alle ding ist uber alle uberkeit in himel und
in erden und alle ding ordiniret und schicket und
nicht bei sich leiden kann menschenlere oder
vernunft, welche doch finsternuss ist, so ist unser
christliche meinung und vleissig bite an einen
wolweisen rath aufzurichten, was das wort gots
fordert und mitbrengt und niderlegen etlich artikl
hernachfolgende und die andern mit limpflicher
zeit mugen angezaichent werden.
Zum virden. Das wort gots nicht kan leiden
zusatz ader abbruch. So ist unser andechtige beger,
das man die mess woll halden nach evangelischer
ler, als Christus der her eingesazt hat und seine
aposteln und die heiligen in der christlichen

kirchen so lange gebraucht und gehalden haben,
uf das das selbige testament dem christlichen
volk, die das sein begern, von irn pfarrern
capellanen und selwartern, uf welche zeit und tage
sie das begerende sein, mug geraicht werden under
beiderlei gestalt, ausgeschlossen alle menschlich
insetzung und abbruch, die der heiligen schrift
nit gleichmessig.
Zum funften volget aus diesen vorgeschribenen
artikeln, dieweil die mess kein opfer ist als den
felschlichen bisher zu halden und gepredigt worden
ist, sunder ein testament in Christo, in welchem
er uns beschaiden hat vergnugung aller unser
freude, welche er uns erworben und befestigt hat
mit seinem tod und blute, darumb sollen auf-
horn alle opfer pfaffen in der pfarkirchen und
klostern und ire brif und rente der fundation in
den gemeinen casten verordent und geleget werden,
aus welchem sie ehrlichen und löblichen ir leben
lang sollen besorgt werden und weiter ir lehen
soll nimand verlehent werden, es sei den sach, das
sie konnden nach der evangelischen einsetzung
mess halden. Auch sollen und mussen aufhorn
alle opfer und messen und jar gedechtnis vor die
seelen und dieselben stiftung rente und testament
in den gemeinen casten geschlagen werden mit irn
haubtsumen und haubtbrifen, dieweil das meiste
teil leseleut fremde betler und buben darvon ge-
nert und gespaist werden.
Zum sechsten soll verboten werden alle die
obersten aus allen clostern in der alden stat auf
das rathaus und ine angesagt werden, das sie
sollen ufhorn von disen opfern messen und das
heilige evangelium predigen lauter und rein an
menschen zusetzung, als in den andern von den
evangelischen predigern gethan wirt oder ganz und
gar stil schweigen, uf das nit einer baue und die
andern brechen und das arme volk in irthumb
gefurt werde. Wue sie aber nicht schweigen werden,
so wird man dazu gedenken, das sie schweigen
mussen. Ist aber sache, das sie falsch wurden pre-
digen, sall man bestellen menner, die ine zuhorn
und iren irthumb ausschreiben und mit der schrift
dawider setzen und sie sollen gedrungen werden
zu der widerrufung, dasselbige sall widerumb ine
auch freisten.
Zum sibenden sollen sie ire closter frei auf-
thun und ihre kappen und heuchlerei leben weg
thun und wer sich gut gewissen macht, das er sein
sele darinne nicht selig machen kan, sall frei
heraus gehen, welcher aber darinnen bleiben will,
den soll man zimblichen besorgen und sein leben
lang und die ubern guter in den gemeinen kasten
legen, uf das es nit entfrembdet, sunder bewart
 
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