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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0506

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Das Bisthum Halberstadt.

einer volstendigen person 2½ gr. von einem
kinde, das 15, 16 oder 18 jar alt ist 2 gr., von
einem kleinen kinde 1½ gr.; mehr soll er in allen
brautheusern in unser pfarre vor den thuern auf-
sehen, darvon soll ihme sein gebühr gegeben werden.
Item, wenn er mit frembden betlern, so guet
gezeugnis haben, umbgehet, muste ihme 18 pfennig
zue trankgelde werden.
Des muste er alle sontag und festtage auf
dem kirchhofe sein achtung geben, das die betler
da nicht bettelten und hernach von einer thuer
zur andern liefen.
Item die spazier junkern unter der predigt
vor dem thor und auf dem kirchhofe mit einer
peitschen in die kirche treiben, auch woe er die
brantewein seufer unter der predigt vernimpt.
Item die töppeler und spieler, das er die
dem pfarherr anzeige, das er die leute aus gottes
wort davon abhalte und fur gottes zorne warne.
Item alle tage zwei mal, so weit sich die
pfarre erstrecket, oder, so oft es nötig, umbgehe
und die frembden betler wegtreibe.
Item, so auch aus dem weichbilde betler, es
weren jungen oder medechen, wolten betlen, die
muste er mit der peitschen, wenn sie sich in der
guete nicht wolten lassen abweisen, wegtreiben,
herwiederumb solten auch dieser pfarr die betler,
auch jungen und medchen, in dem weichbilde zu
betteln nicht gestattet werden.

Item alle vier wochen den umbgang uf dem
kirchhofe einmal kehren und den unflat weg-
bringen.
Item so oft er ein grab gemacht hat, soll er
umb den kirchhof gehen, eine schufel nehmen,
das, woe etwa unflath hingemacht, er den uber
die maure werfe, auf das der kirchhof in wirden
gehalten, und wenn die leut zur begrebnis gehen,
des unflats sich nicht scheuen, oder die kleider
damit, wie oft geschicht, besudeln, auch wo er
sicht einen mit unflat den kirchhof besudeln, das
er den mit der peitsche darvon treibe.
Und was also mehr nötig und der pfarner,
sambt den alterleuten, auf bevehlich der gemeine
ihme dem bettelvoigt heissen wurden, des muste
er sich treulich halten, oder gewer[tig] sein, das
man ihme den korpf aufhinge.
Woe es nun auf diese weise keme, wie es
leichtlich mochte angefangen werden, bitten wir
pfarverwanten und ganze gemeine umb rat,
hulf, beistand und execution, so wollen wir hoffen,
unser armen sollen versorgt und vielen unglück
gewehret werden
Der sohn gottes Jesus Christus eroffene unsere
herzen alle, das sie milde und geneigt zugeben
sein, und gebe allen notturftigen und betlern, das
sie sich bekehren und from werden und die al-
musen mit danksagung entpfahen muegen. Amen.
 
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