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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0574

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560

Das Fürstenthum Anhalt.

hern und vettern entschlossen haben, eine christ-
liche visitation in unsern kirchen unserer her-
schaft, als der herschaft und empter Zerbst, Ross-
lau, Lindau, Worlitz und Plotzigk furnemen und
halten zulassen, das wir demnach darzu vorordent
und bestalt haben, vorordenen und bestellen darzu
hiermit wissentlich in kraft dises brifes die ge-
strengen vesten, erwirdigen, wirdigen, achtbarn,
ersamen, unsere rethe, andechtigen und getreuen,
hern Theodorum Fabricium der heil, schrift doctorn
und superintendenten obberurter unserer herschafte
und empter, hern Abraham Ulrich Cranach, ma-
gistern, pfarhern zu Sanct Bartolmes, Maximum
von Kotzschau, heuptman, Antonium Roseman
canzlern, Adamum Lamprecht magistern und
Georgen Zitzdorf, der geistligkeit procuratorn, auf-
legen und bevehlen inen darneben semptlichen
und sonderlichen, nemlich das er der superinten-
dent, sampt bemelten zugeordenten, so jeder zeit
mit vorhinderung anderer unserer geschefte bei
ime sein konnen, neben anderen pfarhern in unsern
flegken und dorfern, die leute erstlich im cat-
echismo vorhoren und kurzlich unterrichten sollen
oder do inen die zeit wegen anderer kirchen sachen
zu kurz sein würde, das der superintendent sie
die leute uf einen gelegenen tag zu sich bescheide
und vorwarne, der vorhör und underrichtung zu-
gewarten, vor eins.
Zum andern, das der superintendent und seine
zugeordenten die kirchenguter vleissig aufzeichnen
lassen, erkundigung und bericht davon nemen,
und do es vonnöten rechnung darvon hören, und
die schuldiger zur bezalung als dessen, was sie
der kirchen ader gottsheusern schuldig ernstlichen
dringen und anhalten, was sie aber zu erheben
nicht mechtig, solchs uns berichten sollen, ein-
sehen zu haben.
Zum dritten, do auch pfarhern und custer in
stedt, flegken oder dorfern einige mengel wider
die gemeine und alterleute, oder aber auch sie
die gemeine und alterleute einige beschwerung
wider ire pfarher oder custer hetten, sollen die
vorordenten solche mengel horen, und sie nach
muglichen vleis vorrichten, do sie aber keine solche
bei inen hetten, von denen sachen uns auch bericht
thun.
Zum vierden, das sie die gebeude der kirchen,
pfar und custer heuser, desgleichen auch das altar-
gerethe, besichtigen, und den befundenen mangel
auch uf einen weg richten.

Zum funften sollen sie sich der pfarher lehr,
leben und wandel mit vleis erkunden und alle
ergernis derselben, mit welchen sie den gemeinden
böse exempel geben, bei inen abschaffen und vor-
bieten.
Zum sechsten sollen sie den underthanen in
flegken und dorfern unsernt wegen ernstlich be-
vehlen , iren pfarhern den gebuhrenden zehnden,
den sie zu geben schuldig nicht vorzuenthalten,
sondern inen denen williglich zuvorreichen, das
auch sie hinfort die fruchte nicht ehr von agker
abfuren, es kabe dann der pfarher seinen zehnden
alle bekommen.
Zum siebenden und zum letzten sollen und
werden sie an irem vleis nichts erwinden lassen,
allerhant nutzung und noturft der kirchen und
kirchenheuser zu bedenken und was zur gottselig-
keit der christlichen gemeine dinet, von unserent-
wegen, soviel muglich, zu befordern oder do ir
einiger mangel gespuret, der nicht verricht werden
konnt, uns darvon vormeldung thun, darauf nach
erwegung die gebur zuvorfugen haben mugen.
Und dieweil dann auch jerlich einen sinodum
halten zu lassen vonnoten, den wir auch zu furder-
licher gelegenheit ausschreiben wollen, sollen sie
die pfarher vormanen, sich kegen denselben ge-
schickt zu machen und zu uben, damit sie uf
erfordern soviel desto bass bestehen mugen, und
vorgleichung in lehr, kirchenordnungen und cere-
monien gewarten und derselben nachleben, und
sollen auch unsere vorordenten allen pfarhern und
kirchendienern dis anzeigen, das sie wissen, das
wir hinfort nimand zum kirchendinst gestatten,
oder wissen wollen, er sei dann zuvor examinirt,
ordinirt, und habe darauf von uns eine schriftliche
presentation erlanget.
In disem allen, was also obberurte unsere
vorordente visitatores furnemen werden, wolle sich
menniglich gehorsamlich und unwidersetzig er-
zeigen, bei vormeidung unserer ernsten ungnade
und straf, darnach sie sich zu achten.
Des zu urkund haben wir obgemelte furst
Joachim, Ernst und Bernhart gebruder fursten zu
Anhalt, unsere secrete hiruf wissentlich andrugken
lassen.
Geschehn zu Zerbst, dinstag nach Mauritii
23. September anno domini 1561.
[2 Siegel.]
 
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