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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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564

Das Fürstenthum Anhalt.

121. Bericht des Superintendenten Fabricius über seine Amtsführung.
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX, Bl. 1 ff.

Kurzer bericht auf diese, wie ich hoffe,
meine letzte visitation der kirchen im
anhaldischen emptern Zerbst, Rosslau
und Lindau anno domini 1567 gescheen,
darin man angewanten vleis, auch be-
stendigen grund aller dieser kirchen-
guter und wie ich die visitation nu fast
siebenmal1) alle zeit gehalten habe zu
finden.
Nachdem ich, christlicher und lieber leser, zu
Wittenberg ein publicus professor hebreae linguae
und anno 1544 durch angebung der durchl. . . .
herrn Georgen fürsten zu Anhalt etc. und seines
frommen praeceptors mag. Forchheims von dannen
hierher gegen Zerbst vom erb. rathe zum pfar-
herrn in St. Niclas kirchen gewählt und berufen
und bald darauf von allen fürsten und herren zu
Anhalt bestetiget war, blieb ich bei diesem einigen
beruf ganz williglich, predigte oft in einer wochen
4 oder 5 mal.wart ich unwirdig auch
vom hochgedachten unserm gnedigen fürsten und
herrn zum superintendenten ihrer kirchen in den
emptern Zerbst, Rosslau und Lindau bestellt und
hie fur alle drei rethe, scheppen, kirchen und
schuldiener bestetigt; es worden mir auch bald
darnach zur volgenden visitation als mithelfer zu-
geordnet die erbarn junker Hans Statius, haupt-
mann, herr Huldreich Bullinger, pfarrherr zu
St. Bartholomä, Laurentius Furmann, bürgermeister,
Andreas Lamprecht, scheppe, und Urban Selnigk,
schosser. Da2) haben wir auch alsbald nach
pfingsten die visitation der kirchen angefangen, in
ceremonien der kirchen auch aus gnediger er-
innerung unserer landesfürsten nichts geendert,
sondern wir forderten zu uns.vom lande
alle pfarherrn, schulcollegen und altarleute und
fragten fleissig nach allen kirchengütern und re-
gister, aber da waren die güter und register der
kirchen, auch der kirchendiener unterhaltung zum
mehreren teil verrückt und hinwegkommen.
[Die Visitatoren hätten darauf sich vertheilt und alle
Hausväter und Hausmütter im Catechismus examinirt
und dann jeden einzeln für sich nach den ver-
bliebenen Kirchengütern auf seinen Eid gefragt;
auf diese Weise hätten sie die Kirchengüter wieder
zusammengebracht und die Register wieder auf-
gestellt. Er, Fabricius, habe aber 24 Jahre lang die
Nachforschung weiter betrieben und noch manchen

1) „nu fast siebenmal“ hat Fabricius eigenhändig
in den Text hineingeschrieben.
2) Am Rande hat hier Fabricius eigenhändig be-
merkt: „wie die kirchen vor meiner ankunft hie ge-
standen und was wir darin gethan“.

Vom 28. October 1567.
Vgl. oben S. 507.]
Erfolg erzielt. Besondere Mühe habe er mit dem
Hospital und den Kirchengütern zu St. Nikolaus,
mit den Gütern „zum bau St. Bartholomäuskirchen
gehörig“ und mit den Klostern zu St. Johannis
und Augustin gehabt.]
In den klostern zu Sanct Johannes und
Sanct Augustin funden wir wieder briefe, register,
ligende grunde, zinse, noch klenodien nicht. Dann
solches alles war zuvor mit den mönichen ver-
kommen, allein hatte der alte Zalmstorf hie zu
einem itzlichen mans kloster funf gulden jerlicher
zinsen zu einer tunnen herings gestiftet, diese
zinse haben sie nicht kunnen wegbringen.
Des stiftes und der jungfrauen klosters guter
waren zuvor von hochgedachten unsern genedigen
herren und fursten inventiret und in vorwahrung
genomen, darumb wir die auch bis anher haben
lassen bleiben und hie nicht vorzeichnet.
Die jungfrauen schul, so hie gefallen war,
hab ich auch mit gottlicher und des erbarn raths
hulf balt nach der ersten visitation wiederumb
aufgerichtet und gute jerliche zinsen dazu bracht,
wie in diesem buche vorzeichnet. Denen vom
adel kirchen in oftgemelten emptern begunten wir
auch nach furstlichen bevehl und instruction zu
visitiren, da wider fuhr uns und vornehmlich mir
soviel widerstandes, das wir davon abstehen und
die in ihrer wirden musten lassen bleiben, mitler
zeit hab ich die auch nicht dürfen besuchen, dar-
umb auch, gott lob, beide, alte und junge leute
in oftgemelten unser genedigen herren emptern
im catechismo und gottes furcht besser geschicket
sind, den dern vom adel leute, in unser genedigen
fursten kirchen und kirchenheusern und kirchen-
ordnung stets auch ungleich besser, den in der
edelleute kirchen, was aber weiter noch daraus
erwachsen wirt, ist dem lieben gott bewust.
Wie wir die visitationes gehalten.
In der ersten visitation hab ich stadliche hulf
vom furstlichen hof gehapt, wie oben gesagt, in
etlichen andern visitationibus, hernacher gehalten,
hat nur unser gnediger herr die ausschreibung zur
visitation und einem diener vom hof durfen thun.
Darzu nam ich alle zeit neben dem schreiber
magister Adam und etliche kirchendiener mit, die
mir das volk im catechismo hulfen verhoren und
underrichten. Erstlichen aber besahen wir der
kirchen und kirchen heuser gebeu und mangel,
desgleichen der pfarherren bucher und vleis im
studio, wie auch in der ersten visitation gescheen,
darnach liessen wir das volk, beide junk und alt,
so zu lernen und beten geschickt, in die kirche
 
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