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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0581

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122. Verdracht etc. der ehleute halben. 123. Furstlicher bevehl der kirchen etc. 1565.

567

122. Verdracht unser g. f. und herrn und des ehrbarn rats zu Cervest der ehleute halben.
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX, Bl. 295. Vgl. oben S. 512.]

Der effect der zwein artikel, so aus bevehlich
unser g. f. und hern durch den canzler und
heuptman, Hansen Stacius, der gemeine ist ab-
gerufen etc. mitwochs nach Marcelli.
Item welche sich ehelich verlobt, sollen nicht
beieinander zu hause sein, odir eins zum andern
vil aus und eingehen, ehe dan sie nach christ-
licher ordenung aufgeboten und vertrauet werden,
bei straf funfzig gulden dem gemeinen kasten;
wer aber soliche strafe sich wurde weigern, odir
zu geben nicht vermugens, sol 6 jar lang aus der
stat verwisen werden und dieselbie binnen der zeit
meiden.

Item die eheleute, so von einander laufen
und von den kirchendienern oder rate widerum
zusamen gehandelt, sich christlich und freuntlich,
wie es eheleuten gezimet, beienander zuhalten, und
darnach wider von einander laufen, welche person
soliches thete, odir ein ursach were, das es ge-
schege, sol aus der statt ane einiche widerstattunge
ires einbrengens verweiset werden.
Baumgart burgermeister.
(Adresse): Domino doctori Fabricio. articuli
senatus et principum de matri-
monio.

123. Furstlicher bevehl der kirchenlehn, stipendiaten, und des examens halben1)
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX, Bl. 79 ff.

Von gottes gnaden wir Bernhart, furste zu
Anhalt, grave zu Aschcanien, herr zu Zerbst und
Bernburg, entpieten den ersamen unsern lieben
getreuen burgermeister, rath, richter, scheppen,
und ganzer gemein unser stadt Zerbst, auch andern
unsern underthanen, denen dieser brief zu lesen
furkomt, sonderlich den jenigen, so geistliche guter
in vorwaltung haben, ader denen daruber das jus
patronatus und die vorleihung derselben zustendig,
unsern gruss.
Nachdem wir die zeit her unserer sonder-
lichen regierung, darein wir durch gottes gnade
und vorleihe und durch erbliche bruderliche
teilung dieses orts landes gekommen, befunden,
dass die geistlichen gueter, an welchen unsern
underthanen der burgerschaft dieser stadt alleine
das jus patronatus zustehet, in merklichen miss-
brauch und abfall gekommen, dass die von einander
gerissen, vorspildet, zum teil vorsetzt und gleich
andern erbguetern darmit gebaret worden, zu dem
ofternmals von den patronen junge kinder darmit
belehnet zum schein, als wurden sie dardurch zu
gutem werk angewendet, und nichts weniger unter
solchem schein in andere unzimbliche wege vor-
braucht, unbedacht, wie es damit von den alten
und vorfaren seligen so treulich gemeint, die es
mildiglich von sich gegeben, in der meinung,
gottes ehre darmit zu suchen, so haben wir be-
wogen, dass demselben uns, als von got geordenten
uberkeit, lenger also zuzusehen ader zugedulden,

Vom 17. September 1565.
Vgl. oben S. 522.]
keines weges geburen will, sondern zubeschaffen,
dass solche gueter, sovil muglich, widerumb zu-
sammen gebracht, gotte zu lob und ehren und zu
erhaltung kirchen, schulen, hospitalien und sonder-
lich zu fortsetzung der lieben jugent studiis
ordentlich angewant, weil aus derselbigen jugent
kirchen, schulen und weltlich regiment mussen
vorsehen werden.
Demnach konnen wir wol geschehen lassen,
dulden und leiden, dass hinfurt ein ider patron
bei seinem jus patronatus, solchs zuvorleihen auch
die lehen, bei einem idem geschlechte, so tuchtig
hierzu ist, und sich dieser ordenung underwurfig
macht, pleibe, darneben aber wollen wir und be-
vehlen hirmit ernstlich, gut aufachtung zu haben,
dass die nicht kindern, die erst zur schulen gefurt,
ader andern, die es nicht wirdig, vorliehen werden,
wie bishero gescheen, sondern denen, so in parti-
cularschulen albereit so weit gekommen und im
lateinischen catechismo und in der grammatica
also gefast sein, ex tempore zimblich latine zu
reden, zu schreiben und zu antworten und in greca
lingua auch etwas instituirt sein, und wenn sie die
geschicklickeit erreicht, dass sie in universiteten
zu senden und gedenken darzu der lehen vehig
ader habhaftig zu sein, dass gleichwol diese orde-
nung mit ihnen gehalten werden, dass sie zum
anfang und darnach volgende jerlich zwei mal,
als des montags nach Quasimodogeniti das erste
und den montag nach Michaelis das andere mal.

Dieser Titel ist von Fabricius geschrieben.
 
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