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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0595

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132. Kirchenordnung, wie es mit der christlichen lehre etc. im fürstenthumb Anhalt gehalten wird. 1599. 581

stehen, sein angesichte zu dem volke kehren und
sein amt nach gottes wort und befehlich vor-
richten möge, und dieses alles uf das allerforder-
lichste. Hieran erstattet ihr gottes zuforderst und

unsere als der obrickeit wolgefellige meinunge,
und seint euch mit gnaden geneigt. Datum Dessau
den 3. novembris anno 96.

132. Kirchenordnung, wie es mit der christlichen lehre, heiligen sacramenten und ceremonien im fürsten
thumb Anhalt gehalten wird. 1599. [Entwurf.]
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XIV. Vgl. oben S. 537.]

XII. Vom heiligen ehestand.

Form der copulation.
Nach dem breutgam und braut erbar und
züchtig und also menniglich von den eingeladenen
freunden und gästen möchten in die kirche zu
bestimter stunde kommen, und die sponsi an ge-
bürlichen ort gegen einander mit ihrer freundschaft
sittiglich getreten (nur solchs auf die sontag oder
fest zu geschehen, hiemit nochmals, wie auch von
den christseligen eiverigen vorfahren nicht one
ursach geschehen, ernstlich verboten) soll der
minister sich auch in die mitte finden und in der
furcht gottes ungefehr, nach des umstands und
der angehenden eheleut notturft und gelegenheit,
mit kurzen worten also und dergleichen erbeulichen
inhalts den eingang machen, das er erstlich er-
innert. 1. Das alle werk und ordnung gottes und
also der ehestand auch sei löblich und herrlich,
Psalm 111, V. 3. Zum andern, dass solcher stand
derwegen mit aller ehrerbietung und gebet in der
furcht gottes und in seinem namen soll angefangen
und darinnen durch gottes segen eine hauskirche
in das himmelreich mit heiligkeit und gerechtig-
keit in frid und einigkeit und daneben im schweis
des angesichts, nach eines jeden stand und beruf,
gepflanzet werden; Colos. 3, V. 17. Und zum
dritten, wie gott so schrecklich alle unzüchtige
leut und verächter oder verbrecher des h. ehe-
standes strafen wolle, neben andern angehefften
ursachen, warum alle christen, die da wollen selig
werden, sich der keuschheit und zucht ausser
und inner dem ehestand bevleisigen, und ja niemand
sein ehelich gelübdnis brechen und dem unreinen
garstigen geist zur verdamnis, sondern vilmehr
gott, der ein reiner keuscher geist ist, und seinen
h. engeln mit treuem herzen zur seligkeit nach-
folgen soll.
Darauf der prediger pro circumstantia per-
sonarum sponsos praesentes also vernemlich und
devote ferner anzureden: Weil ich mich denn der
waren furcht gottes, auch aller christlichen tugend
und herzlicher treu zu euch beiden personen billig
versehe, und ihr drum itzt nach vorhergegangenem

gebet zu gott und ordentlicher proclamation oder
abkündigung in seiner gemein erscheint, das ihr
auch volgends nach euer herzen selbst eigener
freien bewilligung durch gottes wort und offent-
liche ordentliche trau alhir vor seinem angesicht,
zusammen ehelich und erlich, ja vor menschen un-
umstösslich verbunden werden möget, als frage
ich euch N. den breutgam, ob ihr gegenwertige
jungfrau N. begeret zu euern christlichen gemahl,
sie auch als euers leibs und lebens von gott be-
schert gehülfin mit bestendiger lieb und treu in
unverletzter ehelicher pflicht meinen, sie ehren und
ernehren, und euch in lieb und leid nichts von
ihr, als gott und den zeitlichen tod, wollet scheiden
lassen, so sagts gott und ihr von herzen zu und
sprechet vernemlich Ja.
Eben also frage ich euch jungfrau (frau) N.
ob ihr gegenwertigen N. begeret zu eurem christ-
lichen gemahl, ihn auch als euers leibs und lebens
von gott beschert gehülfen mit bestendiger lieb
und treu in unverletzter ehelichen pflicht meinen,
ihm in allen billigen sachen ehr und gehorsam
an gottes stad erzeigen, und euch in lieb und leid
nichts von ihm, als gott und den zeitlichen tod,
wollet scheiden lassen, so sagets hiemit auch gott
und ihm von herzen zu und sprechet vernemlich Ja.
Drauf sage der diener:
So tretet nu in gottes namen zusammen und
gebet einander die rechte und den trauring.
Und, wenn dies geschehen, spreche er andechtig
und laut also:
Was gott zusamen füget, sol kein mensch
scheiden. Weil denn diese beide christliche per-
sonen einander zur ehe begehren und solchs hie
offentlich vor gott und der welt bekennen, darauf
sie die hende und trauringe einander gegeben
haben, so spreche ich an gottes stad sie ehelich
zusammen im namen der h. hochgelobden drei-
faltigkeit, gottes des vaters, und des sons, und des
heiligen geistes, amen.
Der segen des herrn sei mit euch beiden
reichlich an leib und seel, hie zeitlich und dort
ewig, amen.
Hierauf und nach abtritt der sponsorum in
ein gewönlichen kirchstul, wird einer oder zwen
christliche tröstliche hochzeitgeseng, wie gebreuch-
lich, gesungen, und, do es des orts und der zeit
 
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