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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0605

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136. Verdracht artikel zwischen uns kirchendiener zu Cervest in S. Niclaus kirch. Vom 7. Februar 1551. 591

denen diaconis oder rectore scholae oder seinen
collegis daselbst, andersteils, missvorstende vor-
fielen, so durch den hern superintendenten und
seine adjunctos, als den pfarhern zu S. Niclaus
und die vorordente inspectorn scholae, nicht könten
vorglichen werden, könten superintendens und
seine adjuncti, wie oben vormeldet, auch wol
etzliche von dem gemeinen ministerio beider pfar-
kirchen zu sich ziehen, und in entstehendem guet-
lichem vortrage die clagen, so fern sie des raths
kirchen und schueldiener betreffen wurden, an den
rath und dann uf ferner unfruchtbare entscheidung
von dannen an den landesfursten gelangen.
Dessen allen zu steter und vester haltung
haben mit gnediger bewilligung des durchleuch-
tigen, hochgebornen fursten und hern, hern Joachim
Ernsten, fursten zu Anhalt, grafen zu Ascanien etc.
als des landes fursten, beides, der herr super-
intendens und der rath, diese freundliche vor-
gleichung aufgerichtet, dieselbige mit ihren ampts
secreten becreftiget und mit eigen handen under-
schrieben. Geschehen ufm rathhause zu Zerbst,
in beisein des ganzen ehrwirdigen ministerii und
mit bewilligung der dreien rethe, den 5. junii, im

jahre nach Christi unsers seligmachers geburt,
tausent funfhundert zwei und siebenzig.
Und von gottes gnaden, wir Joachim Ernst,
furst zu Anhalt, graf zu Ascanien, herr zu Zerbst
und Bernburg, vor uns unser erben und nach-
kommen, hiermit urkunden und bekennen, das
diese vorgleichung, wie es in kunftigen fellen
mit annemung und bestellung der diacon, schul-
meister und collegis in unsere stadt Zerbst soll
gehalten werden, mit unserm gueten rath und
vorbewust aufgericht und volnzogen worden, rati-
ficiren und belieben dieselbig hiermit und in craft
diz briefs in allen ihren puncten und begreifungen,
wissentlich und wolbedechtig und des zu urkund
haben wir bevohlen, diese vorgleichung in zwei
originalia zu bringen, davon eins dem super-
intendenten, das ander dem rath zugestalt worden,
die wir auch mit unserm furstlichen handsecret
bedrucken lassen, und mit eignen handen under-
schrieben. Geschehen im jahre und tag wie oben.
Joachim Ernst fürst zu Anhalt
manu propria subscripsit.
(2 Siegel.)

136. Verdracht artikel zwischen uns kirchendiener zu Cervest in S. Niclaus kirch1) Vom 7. Februar 1551.
[Aus Zerbst, Superintendentur-Archiv, XXIX, Bl. 338 ff.]

Auf das konftiger unwil und hader zwischen
uns, nach benante diener der kirchen Christi, nicht
erstee, und da erstunde, des zu besser verhutet
wurde, haben wir auf nachfolgenden artikel ein-
mutlich gewilliget, beschlossen, und die mit
eigener hand underschrieben.
Zum ersten, da unser einer oder mehr etwas
unwillens wider den andern, es were dann in
ler, leben, oder andern sachen kriegen und haben
wurde, das er oder die den selbigen erstlich nach
der regel Christi Matt. 18 selber allein zur bes-
serung freundlich vermanen wil, und wa das
unfruchtbarlich were, zwen andern zu sich nemen
und ihn gleicher gestalt vermanen, da aber solchs
auch unfruchtbarlich sein wurde, ihn darnach vor
alle diener dieser dreien kirchen zu Cervest zur
besserung vermanen wolle, da alsdann solchs
auch nicht helfen wurde, ihn vor unsere christ-
liche obrigkeit verklagen, und denselbigen seinen
widerwertigen nicht ehe verachten, heimlich oder
offentlich hindersetzen, viel weniger auf den kanzel
auf ihm stechen wil, auch von andern ungern
horen wil, es sei dann solche abgedachte ver-
manung gescheen. Da aber nach gedachter christ-
licher vermanung keine besserung folgen wurde,
muchte der mutwilliger widerwerdiger als ein zolner

und sunder gehalten und von der obrigkeit ge-
straft werden.
Zum andern verwilgen wir hiemit auch ein-
mutlich, das wir auf unser gnedigen fursten und
hern und des ehrbarn rath kirchenordenung und
auf der deutschen gesenge ordenung, aus furstliche
kirchenordnung gezagen, semptlich und in sunder-
heit halden wollen.
Zum dritten verwilligen wir auch, das unser
keiner hinder der andern dreien mitdienern
wissen und willen etwas anrichten und praktiziren
oder annemen wil, welches zur gemein regierung
der kirchen gehort, vil weniger das den andern
ohn seinem wissen und willen ins ampt fallen wil.
Zum vierten, das her Johan Trebelius neben
den andern diaken mir Theodoro Fabritio als
seinem pfarherrn geburlichen gehorsam liesten wil.
Zum funften, das sich her Johan Trebelius
zur gleicher arbeit mit den andern diaconis zu
tragen verpflichten wil, so bin ich obgedachter ihr
pfarherr auch zufrieden, wie sie sich denn ver-
gleichen.
Zum sechsten, das die diaconi zu meiner ihres
pfarhern notdurft auf mein ansuchen vor mich
predigen, so wil ich auch, wenn sie krank und

1) Diese Aufschrift stammt von Fabricius.
 
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